Inne­re Sehn­sucht entdeckt

Sie wuchs in einem Vor­ort von Ham­burg auf und lebt heu­te im Erlins­ba­cher Lau­ren­zen­bad. Einst war sie in der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che enga­giert und mitt­ler­wei­le in der römisch-katho­li­schen Glau­bens­ge­mein­schaft behei­ma­tet. Sie stu­dier­te Phar­ma­zie, hat sich dann aber für ein klö­ster­li­ches Leben als Cla­ra-Schwe­ster ent­schie­den. Sie wur­de Manon getauft und heisst jetzt Maria Mar­ga­re­ta vom Gekreuzigten.«Das war das Schwie­rig­ste: Sich auf­zu­ma­chen, also die Schau­fel zu schul­tern und die Bereit­schaft auf­zu­brin­gen, im eige­nen Her­zen zu gra­ben und nach der Sehn­sucht zu suchen, die sich dar­in ver­steckt.» So beginnt der Bei­trag von Schwe­ster Maria Mar­ga­re­ta vom Gekreu­zig­ten ans Buch «Glau­bens­we­ge: Mein Weg ins Ordens­le­ben». Die Cla­ra-Schwe­ster fährt fort: «Bei mir war sie ziem­lich tief ver­steckt, die­se Sehn­sucht nach Gott. Und ich muss­te mit viel Aus­dau­er die Augen offen hal­ten für die Hin­wei­se des Hei­li­gen Gei­stes, der zum Her­zen spricht, und dann Schritt für Schritt den Mut auf­brin­gen, die­sen Hin­wei­sen zu fol­gen.»

Hin­wei­se auf Umwegen

Geprägt von ihrer Mut­ter, die sel­ber sehr enga­giert ist in der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che, war auch Schwe­ster Mar­ga­re­ta bis zu ihrem 25. Lebens­jahr ein eif­ri­ges Mit­glied die­ser Gemein­de. Dann absol­vier­te sie wäh­rend ihres Stu­di­ums ein Aus­land­se­me­ster in Ita­li­en und mach­te in ihrer Gast­fa­mi­lie eine ganz neue Glau­bens­er­fah­rung: «In die­ser Fami­lie war Jesus kei­ne Fan­ta­sie­ge­stalt, son­dern gegen­wär­tig, er leb­te in der Fami­lie. Die­sen wirk­lich leben­di­gen Jesus kann­te ich eigent­lich gar nicht rich­tig, nicht per­sön­lich.» Die Neu­gier­de war geweckt. Schwe­ster Mar­ga­re­ta mach­te sich auf die Suche nach Jesus und fing an, jeden Tag zu beten. Eines wur­de ihr schnell klar: «Ich konn­te nicht evan­ge­lisch blei­ben und katho­lisch glau­ben.» Schwe­ster Mar­ga­re­ta kon­ver­tier­te. «Die­ser Ent­scheid war vor allem für mei­ne Mut­ter unheim­lich schwie­rig und tat ihr weh.»

Fra­gen, die plagen

Es folg­te eine Durst­strecke. Vier Jah­re des War­tens. Fra­gen, die auf Ant­wor­ten hoff­ten. Bit­ten, die uner­hört blie­ben. Was willst du, Gott, von mir? Zei­ge mir die für mich bestimm­te Klo­ster­ge­mein­schaft. Zei­ge mir den Mann, mit dem ich Ehe und Fami­lie leben kann. «Der Gedan­ke, eine eige­ne Fami­lie zu grün­den, war mir ver­traut», meint Schwe­ster Mar­ga­re­ta, die eben Tan­te des Soh­nes ihrer drei Jah­re jün­ge­ren Schwe­ster gewor­den ist. «Wenn ich dage­gen ans Ordens­le­ben dach­te, beschlich mich Angst und inne­re Wider­stän­de reg­ten sich.» Die ita­lie­ni­sche Gast­mut­ter gab ihr den Rat, Jesus deut­li­cher um Fügung zu bit­ten.

Schio, Sul­gen, Erlinsbach

Auf einer Jugend­wall­fahrt ins ita­lie­ni­sche Schio begeg­ne­te Maria Mar­ga­re­ta Schwe­ster Johan­na von den Cla­ra-Schwe­stern: «Ich war fas­zi­niert von der jung­fräu­li­chen Hin­ga­be zu Jesus, die sie aus­ge­strahl­te.» Es folg­te eine Ein­la­dung ans Oster­tref­fen der Cla­ra-Schwe­stern, die damals im thur­gaui­schen Sul­gen leb­ten. Schwe­ster Mar­ga­re­ta nahm sie an. Es bestä­tig­te sich dort: «Alles in allem wur­de mein Herz immer wie­der ange­spro­chen und ich fühl­te so etwas wie ein Ver­liebt­sein.» Wäh­rend eines erneu­ten Auf­ent­halts im Klo­ster sag­te Schwe­ster Mar­ga­re­ta schliess­lich aus gan­zem Her­zen «Ja» zu Gott und der Gemein­schaft der Cla­ra-Schwe­stern. Dies in der Über­zeu­gung, dass sie end­lich ihre inne­re Sehn­sucht ent­deckt hat­te. Schwe­ster Mar­ga­re­ta: «Das Ordens­le­ben wird einem nicht vom Him­mel geschenkt. Man muss an sich arbei­ten.»Die­sen Weg ver­folgt die inzwi­schen 36-Jäh­ri­ge kon­ti­nu­ier­lich. Mit dem Beginn des Postu­lats trenn­te sie sich von ihrer Ursprungs-Fami­lie, Beruf und Hei­mat. Die Auf­nah­me ins Novi­zi­at am 24. April 2010 bedeu­te­te ein Los­las­sen von sich selbst, wie sie im erwähn­ten Buch schreibt. Die lan­gen Haa­re wur­den ihr bei der Ein­klei­dung abge­schnit­ten, die Gemein­schaft wähl­te für sie den Namen Maria Mar­ga­re­ta, in Anleh­nung an die hei­li­ge Mar­ga­re­ta Maria Ala­co­que. Sie sel­ber ver­sah die­sen Namen mit dem Zusatz «vom Gekreu­zig­ten». Im August 2011 bezo­gen die Cla­ra-Schwe­stern ihre neue Wir­kungs­stät­te im Lau­ren­zen­bad bei Erlins­bach. Am 31. März 2012 leg­te Schwe­ster Mar­ga­re­ta ein­fa­che Pro­fess ab und durf­te den brau­nen Pro­fess­schlei­er emp­fan­gen.

Gelüb­de verstehen

Ihr Umfeld reagier­te auf die­se Wand­lung ganz unter­schied­lich: mit Unver­ständ­nis über Bewun­de­rung bis Ableh­nung. «Es ist ins­be­son­de­re ein gewis­ser Bruch mit der Fami­lie», sagt Schwe­ster Mar­ga­re­ta und ringt um Fas­sung. So war ihr Vater nicht an der ewi­gen Pro­fess­wei­he anwe­send. «Unse­re Zunei­gung bleibt. Doch im tief­sten Innern ist da etwas, das für ihn nicht nach­voll­zieh­bar ist.» Sie sel­ber kann­te lan­ge Zeit ihren Weg nicht. Des­halb zeig­te ihr der Mut, die Sicher­heit und Bestimmt­heit hin zum Ein­tritt in die Klo­ster­ge­mein­schaft, dass Gott am Werk war. Am 9. Juli 2016 fei­er­te Schwe­ster Maria Mar­ga­re­ta in der Erlins­ba­cher Pfarr­kir­che ewi­ge Pro­fess und gelob­te Armut, ehe­lo­se Keusch­heit und Gehor­sam. Begrif­fe mit Erklä­rungs­be­darf. Schwe­ster Mar­ga­re­ta zur Armut: «Sachen nicht zu besit­zen, son­dern sie zum Lob Got­tes zu gebrau­chen, schenkt mir Frei­heit. Wir bekom­men stets, was wir brau­chen. Die­se Erfah­rung ist schön.»Schwe­ster Mar­ga­re­ta, die nie liiert war, zur ehe­lo­sen Keusch­heit: «Erst in der Keusch­heit ist wah­re Lie­be mög­lich. Es geht dar­um, Jesus sich selbst, Ver­trau­en und Treue zu schen­ken.» Äus­se­res Zei­chen dafür ist der Ehe­ring, den sie seit der ewi­gen Pro­fess trägt und in den der Name Jesus plus das Datum der ewi­gen Pro­fess ein­gra­viert sind. Pfle­gen tut sie die­se bräut­li­che Lie­be täg­lich in der Stil­le, im Gebet und im Fei­ern der Mes­se.«Gehor­sam, die eige­nen Plä­ne auf­zu­ge­ben, ist eigent­lich das Schwie­rig­ste», fin­det die Klo­ster­frau. «Wenn dies gelingt, dann wird einem Wun­der­ba­res zuteil. Die Erfah­rung, dass der Herr­gott mir das viel Schö­ne­re gibt, wird auf ergrei­fen­de Wei­se erfüllt. Man bekommt Frei­heit von sich selbst.»

Zukunft im Laurenzenbad

Gefragt nach einem Wunsch an die wei­te­re Zukunft muss sie, die einst die Schau­fel schul­ter­te, um den kost­ba­ren Schatz im Acker zu fin­den, nicht lan­ge über­le­gen: «Unter unse­rem Haus hier im Lau­ren­zen­bad liegt eine Quel­le. Sie ver­sorgt Erlins­bach mit Trink­was­ser. Ich wün­sche mir, dass wir die Gemein­de noch lan­ge auf gei­sti­ge Wei­se ver­sor­gen kön­nen, dass unse­re Gemein­schaft auf­blüht und Frucht bringt.»www.clara-schwestern.ch
Redaktion Lichtblick
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