«Ich kämp­fe so lan­ge, bis ich Prie­ste­rin bin»

«Ich kämp­fe so lan­ge, bis ich Prie­ste­rin bin»

Die katho­li­sche Theo­lo­gin Jac­que­line Straub hofft, bis in spä­te­stens 20 Jah­ren Prie­ste­rin zu sein und for­dert ihre Beru­fung öffent­lich ein. In Muri prä­sen­tier­te sie ihr neu­es Buch und stell­te sich den Fra­gen inter­es­sier­ter Aar­gau­er Katholiken.Die Biblio­thek im Klo­ster Muri platzt an jenem Mon­tag­abend, den 4. Juli 2016, aus allen Näh­ten. Noch nie so voll sei es hier gewe­sen, erklärt Urs Pil­grim als Mode­ra­tor des Abends freu­dig und geht dann dazu über, den Anwe­sen­den Jac­que­line Straub vor­zu­stel­len. Aber im Grun­de muss er das nicht. Alle ken­nen sie. Nach­dem die 25-jäh­ri­ge Theo­lo­gin regel­mäs­sig in den Medi­en für ihr Anlie­gen wirbt – allein in den letz­ten Tagen vor der Buch­ver­nis­sa­ge in ver­schie­de­nen Zei­tun­gen, in «Stern­stun­de Reli­gi­on», «Schweiz aktu­ell» und im «Regio­nal­jour­nal Aar­gau-Solo­thurn» – bedarf Jac­que­line Straub kei­ner wei­te­ren Vor­stel­lung mehr.

Medi­en­ma­ra­thon für Priestertraum

In Muri, wo sie seit ein paar Jah­ren lebt, prä­sen­tiert Jac­que­line Straub an jenem Mon­tag­abend ihr neu­es Buch: «Jung, katho­lisch, weib­lich – Wes­halb ich Prie­ste­rin wer­den will». Die­ser Traum hat Jac­que­line Straub berühmt gemacht.Die jun­ge Deut­sche weiss die Men­schen gekonnt für sich ein­zu­neh­men. Bereits im Vor­feld der Ver­an­stal­tung ist sie in der Biblio­thek zuge­gen, begrüsst Bekann­te und Freun­de, wech­selt mit die­sem oder jenem Anwe­sen­den ein Wort. Star­al­lü­ren schei­nen der jun­gen Frau trotz ihrer enor­men Popu­la­ri­tät fremd.Erfri­schend quir­lig und lebend erzählt sie von ihrem Traum, katho­li­sche Prie­ste­rin zu wer­den. «Ich bin nichts Beson­de­res, aber mein Wunsch ist es», berich­tet sie den ver­sam­mel­ten Anwe­sen­den. «Und ich bin nicht die ein­zi­ge Frau, die sich zur katho­li­schen Prie­ste­rin beru­fen fühlt.»Das The­ma bewegt. Die für eine Ver­nis­sa­ge übli­che Lesung dau­ert ver­gleichs­wei­se kurz. Es bleibt aus­gie­big Zeit für Fra­gen aus dem Publi­kum. Und die Anwe­sen­den neh­men die Gele­gen­heit ger­ne war.

«Gut, dass die Stel­lung der Frau im Vati­kan dis­ku­tiert wird»

Wel­che Grün­de wer­den denn von der offi­zi­el­len Kir­che gegen das Frau­en­prie­ster­tum ange­führt? Wie kann man die Anlie­gen der Frau­en nach Gleich­be­rech­ti­gung in der Römisch-Katho­li­schen Kir­che mög­lichst wir­kungs­voll unter­stüt­zen? Ob die Dis­kus­si­on über den Dia­ko­nat der Frau ihrem Anlie­gen ent­ge­gen kom­me? Die Fra­gen aus dem Publi­kum sind viel­fäl­tig. «Sicher­lich wäre der Dia­ko­nat ein erster wich­ti­ger Schritt», ant­wor­tet die Buch­au­to­rin. «Aber es darf nicht dar­auf hin­aus­lau­fen, dass man die Frau­en damit abspeist. Auf jeden Fall aber sei es gut, dass die Fra­ge nach der Stel­lung der Frau in der Kir­che end­lich auch im Vati­kan dis­ku­tiert wer­de.«Und was wür­den Sie tun, damit die jun­gen Leu­te wie­der in die Kir­che kom­men?», will eine Frau wis­sen. «Ich wür­de neu­en Wind brin­gen und mich um eine neue Glaub­wür­dig­keit bemü­hen», ant­wor­tet Jac­que­line Straub. «Got­tes­dien­ste müs­sen über­dies attrak­tiv gestal­tet und in einer Spra­che gehal­ten wer­den, die auch jun­ge Leu­te ver­ste­hen.»

«Zöli­bat wird freigestellt»

War­um sie denn nach Abschluss ihres Stu­di­ums nicht den Weg in die beruf­li­che Seel­sor­ge anstre­be, will eine Pasto­ral­as­si­sten­tin wis­sen. Das erschei­ne ihr nicht als der geeig­ne­te Weg, ent­geg­net Jac­que­line Straub. «Zu gross wäre die Gefahr, als Ange­stell­te – abhän­gig vom Lohn – nicht mehr in glei­chen Mas­se für mein Anlie­gen ein­tre­ten zu kön­nen.»Und wie sie denn über den Zöli­bat den­ke, so eine wei­te­re Fra­ge aus dem Publi­kum. «Ich glau­be, dass der Zöli­bat irgend­wann ein­mal frei­ge­stellt wird. Das heisst, katho­li­sche Prie­ster wer­den spä­ter sel­ber ent­schei­den dür­fen, ob sie Fami­lie haben dür­fen oder nicht.»

«Auch Felix Gmür unter­stützt mich»

Und ob sie denn auch Unter­stüt­zung habe von kirch­li­chen Wür­den­trä­gern. «Ja», ant­wor­tet Jac­que­line Straub. Da gebe es ganz vie­le Prie­ster. «Und auch Bischof Felix Gmür unter­stützt mich, auch wenn er das öffent­lich so nicht sagen wür­de», ergänzt die jun­ge Frau lächelnd.Wie lan­ge sie bereit wäre, die­sen Kampf für ihren Traum zu füh­ren, will jemand wis­sen. «Ich wer­de so lan­ge kämp­fen, bis ich Prie­ste­rin bin. Und wenn ich es nicht schaf­fe, dann habe ich bestimmt etwas für jene Frau­en gemacht, die nach mir kom­men. Genau­so wie ich es enga­gier­ten Frau­en vor mir zu ver­dan­ken habe, dass ich Theo­lo­gie stu­die­ren konn­te.

«Papst Fran­zis­kus hat den Schlüssel»

Die uner­müd­li­che Bereit­schaft von Jac­que­line Straub, die vie­len Fra­gen zu beant­wor­ten, die spür­ba­re Ener­gie und Begei­ste­rung der jun­gen Frau – auch noch nach knapp zwei Stun­den – las­sen erah­nen, dass sie sich nicht so schnell auf ihrem Weg ent­mu­ti­gen las­sen wird. «Als ich begon­nen habe, mei­ne gefühl­te Beru­fung öffent­lich zu machen, haben mich die Leu­te gewarnt, dass ich vom Stu­di­um aus­ge­schlos­sen wür­de, ja sogar exkom­mu­ni­ziert wür­de. Nichts von dem ist gesche­hen.» Auf den Ein­wand aus dem Publi­kum, dass Papst Johan­nes Paul II doch die Tür für Frau­en als Prie­ste­rin­nen unwi­der­ruf­lich geschlos­sen habe, ent­geg­net Jac­que­line Straub: «Johan­nes Paul II hat zwar die Tür geschlos­sen, aber Fran­zis­kus hat den Schlüssel.»
Andreas C. Müller
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