«Ich habe den Himmel gegessen» wieder im Kloster Fahr

«Ich habe den Himmel gegessen» wieder im Kloster Fahr

  • Das gefeierte Büh­nen­stück «Ich habe den Him­mel gegessen» war gut einein­halb Jahre unter­wegs in der Schweiz.  Näch­ste Woche kehrt es für weit­ere Vorstel­lun­gen zurück ins Kloster Fahr.
  • Hor­i­zonte ver­lost zwei Karten für die Vorstel­lun­gen vom 19., 20. oder 21. Novem­ber. Wer gewin­nt, darf den Spielt­ag auswählen.

Vertonen als Zwiesprache

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Hor­i­zonte wollte vom Rup­per­swiler Kom­pon­is­ten Felix Huber wis­sen, wie die Musik zu «Ich habe den Him­mel gegessen« ent­standen ist.

Was war Ihre erste Redak­tion auf «Ich habe den Him­mel gegessen»?
Felix Huber: Vor unserem Musik­the­ater­pro­jekt kan­nte ich Sil­ja Wal­ter nur dem Namen nach. Meine erste Reak­tion auf die Anfrage von Chris­tine war dementsprechend zurück­hal­tend. Ich musste mich zuerst mit dieser Autorin auseinan­der­set­zen. Sie hat mich aber mit ihren Gedicht­en und Darstel­lun­gen ihrer Lebens- und Gedanken­welt schnell für sich ein­genom­men. Die starken Bilder, her­vorgerufen durch ihre Wortkom­bi­na­tio­nen haben mich sofort fasziniert. Ich schätze bei Sil­ja Wal­ter ihr gutes Gespür für Rhyth­mus in ihren Gedicht­en. Dies wirkt sich wohltuend auf den Sprach­fluss aus und erle­ichtert auch eine musikalis­che Ver­to­nung. So wurde dieses Pro­jekt für mich zu ein­er Herzen­san­gele­gen­heit.

Wie ent­standen die Kom­po­si­tio­nen zum The­ater­stück?
Das Ver­to­nen der Gedichte begann in diesem Fall als eine Zwiesprache zwis­chen dem Inhalt der Texte von Sil­ja Wal­ter und den sich daraus ergeben­den musikalis­chen Ein­fällen. Let­ztere kann man aber nicht erzwin­gen. Manch­mal braucht es auch Geduld, um in eine inspiri­erte Stim­mung hineinzukom­men. Das gelingt mir meist am besten entwed­er durch innere Ruhe oder durch äussere Bewe­gung in der Natur. Ein­er so ent­stande­nen all­ge­meinen Grund­stim­mung fol­gt dann am Klavier die konkrete Ausar­beitung der Details als Manuskript. Danach erstelle ich den Noten­satz am Com­put­er. Wichtig war mir beim Kom­ponieren ein­er­seits, den Inhalt der Texte in einen adäquat­en musikalis­chen Aus­druck zu brin­gen. Ander­er­seits im wech­sel­seit­i­gen Aus­tausch mit Chris­tine, die Möglichkeit­en ihrer Stimme auszu­loten.

Wie wür­den Sie den bish­eri­gen Weg mit dieser Pro­duk­tion beschreiben?
Von der anfänglichen Ungewis­sheit der Mach- und Finanzier­barkeit bis zu Stand­ing Ova­tions bei Auf­führun­gen hat diese Pro­duk­tion alle Nuan­cen möglich­er Emo­tio­nen erzeugt. «Ich habe den Him­mel gegessen» hat mich in viele schöne Kloster­an­la­gen und Kirchen der Schweiz geführt, zu denen ich son­st mit meinen anderen Konz­ert­pro­gram­men nicht gekom­men wäre. Über­all traf ich dort jew­eils über­aus sym­pa­this­che, wohlwol­lende und engagierte Men­schen. In span­nen­den Gesprächen nach den Auf­führun­gen kon­nten wir die The­matik, die Sil­ja Wal­ter vorgelegt hat, weit­er ver­tiefen. Es scheint, dass ihre geistige Präsenz bei unseren Auf­führun­gen nach wie vor spür­bar ist. In diesem Sinne freue ich mich auf ein weit­eres «Ver­mit­teln dür­fen» ihrer tiefen Gedanken.

«Die junge, erfol­gre­iche Lyrik­erin beg­ibt sich auf eine Reise ins Innere. Hin­ter den Mauern des geschlosse­nen Klosters Fahr begin­nt die Geschichte ein­er grossen Lei­den­schaft. Sie hin­ter­fragt die Hier­ar­chien, die stren­gen Regeln, rebel­liert – und bleibt den­noch. Auf weni­gen Quadrat­metern lebt sie kon­se­quent ihre Suche nach dem ‘Absoluten’. Die Erforschung der ‘anderen Wirk­lichkeit’ führt sie bis an die Rän­der ihres Daseins.»

Jedes Wort im Stück ist von Silja Walter

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So beschreibt die in Zürich lebende Chris­tine Lath­er ihre The­ater- und Musikpro­duk­tion «Ich habe den Him­mel gegessen». Ein Stück, welch­es das Leben und Schaf­fen von Sil­ja Wal­ter gegen­wär­tig wer­den lässt und bere­its im Früh­jahr 2019 im Kloster Fahr aufge­führt wurde — anlässlich des 100. Geburt­stages der 2011 ver­stor­be­nen Schwest­er Hed­wig alias Sil­ja Wal­ter. Ein Monolog, ent­standen auss­chliesslich aus Orig­inal­tex­ten, ver­flocht­en mit Kom­po­si­tio­nen von Felix Huber aus Rup­per­swil.

«Du besch wie d’Schwöster Hedwig»

Für die Sän­gerin, Schaus­pielerin, Stimm­bild­ner­in und Gesan­glehrerin Chris­tine Lath­er war Sil­ja Wal­ter lange kein Begriff. Bis ihr ein­er ihrer The­ater­schüler ein Gedicht der schreiben­den Nonne vortrug. Die Wort­funken vom «Schnee, der bren­nt», sprangen sofort über. Chris­tine Lath­er, die das Forschen liebt, tauchte tief ein ins Werk von Sil­ja Wal­ter. Während zwei Jahren entwick­elte sie «Ich habe den Him­mel gegessen».

In diese Zeit fie­len auch zwei Aufen­thalte im Kloster Fahr. «Beim ersten Mal hat­te ich Angst, ins Kloster Fahr zu gehen», lacht Chris­tine Lath­er rück­blick­end. Doch das Mitleben und ‑arbeit­en in der Schwest­ernge­mein­schaft gefielt ihr so gut, dass ihr Mann schon fast befürchtete, sie würde sel­ber ins Kloster ein­treten.

Beim zweit­en Aufen­thalt konzen­tri­erte sich Chris­tine Lath­er auf die Arbeit am The­ater­stück. Und wieder sprang der Funke. «Es war sehr berührend, als ich Pri­or­in Irene schliesslich erste Szenen vor­lesen durfte. Mir war es wichtig, dass das Kloster hin­ter dem Stück ste­ht.» Als nach ein­er weit­eren, kloster­in­ter­nen Vor­lesung die anwe­senden Schwest­ern fan­den: «Du besch wie d’Schwöster Hed­wig», da wusste die reformierte Chris­tine Lath­er, dass sie Sil­ja Wal­ter gut erfasst hat­te. Hoch oben in den Bergen, in ein­er Hänge­mat­te liegend, mit Blick gen Him­mel, lernte sie das Stück auswendig. Mit jedem Text­teil, der sass, ging sie entspan­nt spazieren. «Es war eine wun­der­bare Zeit».

Mit dem Text verwoben

Seit einein­halb Jahren tourt Chris­tine Lath­er zusam­men mit dem Musik­er Felix Huber durch die Schweiz, gastiert aktuell im Kloster Fahr. «Ich kön­nte das Stück hun­dert Mal spie­len, es wächst stetig. Durch das Repetieren komme ich den Worten von Sil­ja Wal­ter auf die Spur. Je mehr ich mich mit ihr ver­bun­den füh­le, desto schön­er ist es, auf der Bühne zu spie­len.» Die Schaus­pielerin räumt ein, dass es in ihrem Fach Pflicht ist, sich auf einen Text einzu­lassen, ihn in sein­er Tiefe zu ver­ste­hen. Je bess­er sie sich mit einem Text ver­weben kann, desto mehr Per­sön­lichkeit lässt sich in ein Stück hinein­le­gen.

Ein­trittskarten gewin­nen!
Am 19., 20. und 21. Novem­ber wird «Ich habe den Him­mel gegessen nochmals im Kloster Fahr gespielt. Hor­i­zonte ver­lost für eine dieser drei Vorstel­lun­gen zwei Karten. Um an der Ver­losung  teilzunehmen, schick­en Sie bis am Son­ntag, 15. Novem­ber, eine E‑Mail mit Name und Postadresse an . Viel Glück!

Wer Sil­ja Wal­ters Werk ken­nt, weiss, dass es nicht immer gelingt, ihre Wort­wahl auf Anhieb zu begreifen. Chris­tine Lath­er: «Mein pro­fes­sioneller Weg führt mich zum Glück spür­bar auf die per­sön­liche Fährte dieser Worte.» Mit dem Resul­tat, dass ihr «Ich habe den Him­mel gegessen» den Spiegel vorhält. Als Beispiel ver­weist die 64-Jährige auf eine Pas­sage aus Szene 5 in ihrem Stück. Sil­ja Wal­ter sin­niert dort übers Beicht­en: «Die Beicht­frage heisst: Bin ich zu Hause, wenn Du kommst? Kurz­formel: Leben im Jet­zt», präzisiert Chris­tine Lath­er und fol­gert: «Im Leben lohnt es sich nicht, nur halb­batzig anwe­send zu sein.»

Andreas C. Müller
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