Hundert Tage bei «Katechese–Medien»

Hundert Tage bei «Katechese–Medien»

  • Vor rund 100 Tagen hat Dr. Joachim Köhn die Nach­folge von Moni Egger als Leit­er der Fach­stelle Kat­e­ch­ese-Medi­en über­nom­men.
  • Im Inter­view stellt sich der Fach­stel­len­leit­er vor und erzählt, wie er den Start in die neue Auf­gabe erlebt hat.
  • Joachim Köhn benen­nt kün­ftige Her­aus­forderung für die Fach­stelle Kat­e­ch­ese-Medi­en und ver­rät auch, warum der neue Lehrplan LeRU­Ka speziell für den Aar­gau eine grosse Chance ist.
 Joachim Köhn, seit rund 100 Tagen leit­en Sie die Fach­stelle Katechese–Medien der römisch-katholis­chen Kirche im Aar­gau. Erzählen Sie uns etwas von sich? Joachim Köhn: Ich komme aus dem Franken­land, habe meine Schulzeit in der Unesco Weltkul­turerbe-Stadt Bam­berg ver­bracht und nach mein­er Mil­itär­di­en­stzeit in den bay­erischen Bergen habe ich The­olo­gie und Philoso­phie studiert, zuerst in Inns­bruck, dann in München zulet­zt in Rom. Dort hat sich meine «Beru­fung» zum zöli­batären Leben vor den entsprechen­den Wei­hen ver­ab­schiedet und neue Fen­ster und Türen sind aufge­gan­gen mit Stu­di­en in Reli­gions- und Medi­en­päd­a­gogik und beru­flichen Ein­sätzen in den Ler­norten Schule und Pfar­rei als Lehrer beziehungsweise Pas­toralas­sis­tent.Zu meinen Hob­bies zäh­le ich die Beschäf­ti­gung mit kirchengeschichtlichen The­men. Sie haben mir ein Dok­torat einge­bracht, weil ich die Tage­büch­er zum I. Vatikanis­chen Konzil von 1869/70 aus dem Kloster Ein­siedeln edierte und kom­men­tierte.Seit wann sind Sie im Bis­tum Basel tätig? Seit 1991. Zuerst arbeit­ete ich in der kirch­lichen Bil­dungs- und Medi­en­ar­beit in der Stadt Basel und am Gym­na­si­um Liestal, dann ab 2012 als Pas­toralver­ant­wortlich­er an der Diöze­sankurie in Solothurn.Was hat Sie zum Stel­len­wech­sel vom Bischofsvikari­at in Solothurn zur Fach­stelle in Aarau bewogen? Ich habe im Bischofsvikari­at, beziehungsweise in der Abteilung Pas­toral und Bil­dung gear­beit­et. Diese entwick­elt und gibt Impulse für die Pas­toral im Bis­tum. Durch meine Ressortver­ant­wor­tung für die Bere­iche Kat­e­ch­ese und Reli­gion­sun­ter­richt wuchs meine Lei­den­schaft wieder, mich kan­ton­al mehr auf Fach­stel­lenebene zu engagieren. Deshalb habe ich mich um die Leitungsstelle im Aar­gau bewor­ben und die beru­fliche Her­aus­forderung neu angenom­men. So attrak­tiv Solothurn auch ist: Als Arbeit­sort liegt diese Stadt ein­fach nicht sehr zen­tral und zeitlich gese­hen bin ich deshalb von Frick, wo ich wohne, immer sehr viel unter­wegs gewe­sen. Trotz­dem war es eine wun­der­bare Zeit, die ich nicht mis­sen möchte.Seit dem 1. April leit­en Sie die Fach­stelle Katechese–Medien. Wie haben Sie den Start in der neuen Auf­gabe erlebt? Die ersten zwei Tage im April waren grandios: Fest­tagsstim­mung wegen Oster­son­ntag und Oster­mon­tag! Die Über­gaben von mein­er Vorgän­gerin, Moni Egger und vom «Vor­vorgänger» Toni Schmid, der einen Monat später in Pen­sion ging, haben gut geklappt und das ganze Fach­stel­len­team und die weit­eren Ver­ant­wortlichen und Vorge­set­zten samt öku­menis­chem Part­nerteam haben mir sofort viel Wohlwollen und Zusam­me­nar­beit ange­boten und zugesichert.Was sind Ihre Haup­tauf­gaben im Bere­ich Kat­e­ch­ese? Als Leit­er der Fach­stelle habe ich in einem 80%-Pensum die Gesamtver­ant­wor­tung in strate­gis­ch­er, per­son­eller, finanzieller und admin­is­tra­tiv­er Hin­sicht.Was bedeutet das konkret? Die Leitung des fün­fköp­fi­gen Teams, das Con­trol­ling der materiellen Ressourcen, die Weit­er­en­twick­lung und das Qual­itäts­man­age­ment der Aus­bil­dung Mod­u­lAar. Hinzu kom­men die Steuerung der Qual­itätssicherung und Qual­ität­sen­twick­lung aller (Fort- und Weit­er­bil­dungs-) Ange­bote der Fach­stelle, das Ini­ti­ieren von Pro­jek­ten und die Beratung von Behör­den und Pas­toral­räu­men.Warum die Verbindung «Kat­e­ch­ese-Medi­en»? Was hat es mit den «Medi­en» auf sich? Medi­en auf unser­er Fach­stelle sind «Instru­mente der sozialen Kom­mu­nika­tion». Ihre Auf­gabe ist das Her­stellen von Beziehun­gen zwis­chen Men­schen, Ideen, Bildern und Infor­ma­tio­nen. Der Grossteil unser­er zum Ver­leih ange­bote­nen (Grup­pen- oder Klein) Medi­en sind Poster und Hand­bilder, Spiele, Anschau­ungs­ma­te­ri­alien (wie z.B. Erzählfig­uren oder eine Tho­ra-Rolle), Folien­rei­hen, Musikin­stru­mente, CD, Filme (als DVD oder via Down­load). Aber auch die Diarei­he, ein Klas­sik­er unter den audio-visuellen Medi­en, wird teil­weise noch aus­geliehen. Sehr beliebt sind unsere Mate­ri­alkof­fer (Bibel­box, Bibel­bausatz, Wasserkof­fer etc.). Leitmedi­um der Fach­stelle ist auch heute noch uneingeschränkt das Buch.Und welche Auf­gaben erledi­gen Sie im Medi­en­bere­ich? Ich sichte und vision­iere Medi­en und schaffe neue an, gestalte und leite medi­en­di­dak­tis­che Weit­er­bil­dungsver­anstal­tun­gen. Prak­tisch bin ich auch an der Medi­en­auslei­he bera­tend tätig. Im Sinne ein­er guten Ver­net­zung vertrete ich die Fach­stelle bei den zuständi­gen kat­e­chetis­chen Kom­mis­sio­nen auf kan­tonaler, über­re­gionaler und auf Bis­tum­sebene.Welch­es Zielpub­likum sprechen die Medi­en Ihrer Fach­stelle an? Unser Zielpub­likum sind über­wiegend in der katholis­chen oder reformierten Kirche angestellte Kat­e­chetinnen und Seel­sorg­er, Reli­gion­slehrerin­nen und Kat­e­ch­e­sev­er­ant­wortliche in den Schulen und Pfar­reien, Jugend- und Sozialar­beit­er, Jugendliche und Erwach­sene, die in kirch­lichen Grup­pen arbeit­en oder kat­e­chetisch inter­essiert sind. Die Auslei­he ist aber für alle Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­er des Kan­tons Aar­gau kosten­los.Was schätzen Sie am neuen Arbeit­sort beson­ders? Die Fach­stelle Katechese–Medien hat in der deutschsprachi­gen Schweiz einen sehr guten Ruf. Hier wird sehr motiviert, inno­v­a­tiv, pro­fes­sionell und sehr konzep­tionell gear­beit­et. Diese Arbeitsweise verkör­pern auch die Team­mit­glieder und das schätze ich sehr. Dabei kommt auch das Men­schliche nicht zu kurz. Gibt es etwas, das Sie über­rascht hat? Über­rascht hat mich ein wenig, dass die Kern­the­men der Fach­stelle Katechese–Medien viel kom­plex­er, ver­flocht­en­er und beziehungsre­ich­er und auch teils regle­men­tiert­er gewor­den sind. Beson­ders span­nend und inter­es­sant ist für mich, dass ich im Medi­en­bere­ich ständig mit neuen Entwick­lun­gen und Tech­nolo­gien beschäfti­gen darf. Das ist sehr span­nend, aber auch her­aus­fordernd. Sehr schön und angenehm empfinde ich die Zusam­me­nar­beit mit den reformierten Kol­legin­nen und Kol­le­gen und wie «über­raschend» sich­er und gefes­tigt diese Koop­er­a­tio­nen im Aar­gau sind.Die Fach­stelle Kat­e­ch­ese-Medi­en bietet unter anderem Beratung und Begleitung für Kat­e­chetinnen oder Behör­den rund um Kat­e­ch­ese und Reli­gion­sun­ter­richt an. Mit welchen Fra­gen wird die Fach­stelle in den Beratun­gen kon­fron­tiert? In Beratun­gen von Einzelper­so­n­en und Kat­e­ch­eseteams samt Ver­ant­wortlichen kommt eine grosse Band­bre­ite von Fra­gen zur Sprache. Fra­gen zur Aus­bil­dung, zur Ein­führung in die kat­e­chetis­che Prax­is sowie zu Stel­lenbe­set­zun­gen und Stel­len­suche. Aber auch mögliche beru­fliche Weit­er­en­twick­lun­gen oder Rekla­ma­tio­nen von Eltern und Kindern über den Reli­gion­sun­ter­richt, Coach­ing­möglichkeit­en und Kon­flik­te in Teams sind The­ma.Welch­es wer­den für Ihre Fach­stelle in den kom­menden zwei, drei Jahren die wichtig­sten Her­aus­forderun­gen sein? In gut einem Jahr soll der neue Lehrplan für Reli­gion­sun­ter­richt und Kat­e­ch­ese «LeRU­Ka» (Lehrplan Reli­gion­sun­ter­richt und Kat­e­ch­ese) im Aar­gau in Kraft treten. Derzeit laufen ver­schiedene Ein­führungskurse und Infover­anstal­tun­gen, um die kat­e­chetisch Täti­gen in den LeRU­Ka einzuführen und zu schulen. Wie wird sich die per­son­elle Sit­u­a­tion in den Pfar­reien und Pas­toral­räu­men mit­tel- bis langfristig entwick­eln? Wir set­zen uns weit­er dafür ein, dass die kat­e­chetisch Täti­gen gute Arbeits­be­din­gun­gen haben. Auch Mis­sio­nen und ander­ssprachige Seel­sorge ist derzeit ein The­ma bei der Schweiz­erischen Bischof­skon­ferenz und der Römisch-Katholis­chen Zen­tralkon­ferenz. Es gilt hier am Ball zu bleiben und entsprechende Entwick­lun­gen und Ver­net­zun­gen im Aar­gau aufzubauen. Wir müssen die Anliegen der Kat­e­ch­ese und des Reli­gion­sun­ter­richts bei den Mis­sio­nen ins Gespräch brin­gen. Am Pro­jekt «Kat­e­ch­ese mit Kleinkindern und ihre Fam­i­lien» arbeit­en wir weit­er. Es wird ein öku­menis­ches Weit­er­bil­dungskonzept für die kat­e­chetisch Ver­ant­wortlichen entwick­elt und mit den Ange­boten der Fach­stelle Bil­dung und Prop­stei koor­diniert und bei Bedarf auch kooperiert. Pro Hal­b­jahr gibt es eine kat­e­chetis­che Weit­er­bil­dung dazu.Gibt es Aar­gau-spez­i­fis­che «Baustellen» im Bere­ich der Kat­e­ch­ese und des Reli­gion­sun­ter­richt­es? Speziell für den Aar­gau ist, dass jede Pfar­rei und jed­er Pas­toral­raum ein anderes Mod­ell von Kat­e­ch­ese und Reli­gion­sun­ter­richt ver­fol­gt. Also gibt es unter­schiedliche Ler­norte, unter­schiedliche Anzahl Lek­tio­nen oder Stun­den, keinen eige­nen Lehrplan. Pos­i­tiv aus­ge­drückt: Die Land­schaft ist ausseror­dentlich vielfältig. Neg­a­tiv aus­ge­drückt: etwas chao­tisch und durch fehlende Ver­gle­ich­barkeit der Sit­u­a­tio­nen wird der Aus­tausch untere­inan­der und damit auch der Blick auf die Qual­ität erschw­ert. Darum ist der LeRU­Ka speziell für den Aar­gau eine grosse Chance und ein Mehrw­ert. Er bietet genü­gend Richtlin­ien für eine gemein­same Aus­rich­tung und doch alle organ­isatorischen Frei­heit­en für die Arbeit vor Ort. Ausser­dem soll die Lehrplane­in­führung genutzt wer­den, die bish­erige Prax­is zu über­denken und falls nötig an die neuen Umstände anzu­passen.Was meinen Sie mit «neuen Umstän­den»? Neue Umstände kön­nen sich zum Beispiel ergeben durch einen neu errichteten Pas­toral­raum, gesellschaftlichen Wan­del oder durch eine verän­derte Per­son­al­si­t­u­a­tion.Berück­sichtigt der neue Lehrplan LeRU­Ka auch das gemis­chtkon­fes­sionelle Umfeld im Aar­gau? Das gemis­chtkon­fes­sionelle Umfeld, das je nach Region in ander­er Aus­prä­gung vor­liegt – und mit ein Grund ist für die so diversen Organ­i­sa­tions­for­men der Kat­e­ch­ese – macht es nötig, weit­er­hin oder ver­stärkt auch öku­menisch zu denken. Der LeRU­Ka bietet dazu Ansatzpunk­te, indem er expliz­it bil­dung­sori­en­tierte Kom­pe­ten­zen bein­hal­tet, die prob­lem­los in öku­menis­chen Grup­pen gefördert wer­den kön­nen, selb­stver­ständlich unter Berück­sich­ti­gung der Vor­gaben auch des reformierten Lehrplans. Ein gross­er Vorteil ist dabei, dass in der kat­e­chetis­chen Aus­bil­dung Mod­u­lAar bere­its der Blick über den Teller­rand erfol­gt und öku­menis­che Kon­tak­te geknüpft wer­den.
Marie-Christine Andres Schürch
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