Hoff­nung auf barm­her­zi­ge Gerechtigkeit

Hoff­nung auf barm­her­zi­ge Gerechtigkeit

Dani­el 12,1–3In jener Zeit tritt Micha­el auf, der gros­se Engel­fürst, der für die Söh­ne dei­nes Vol­kes ein­tritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch kei­ne da war, seit es Völ­ker gibt, bis zu jener Zeit. Doch dein Volk wird in jener Zeit ge­rettet, jeder, der im Buch ver­zeich­net ist.  Von ­denen, die im Land des Stau­bes schla­fen, ­wer­den vie­le erwa­chen, die einen zum ewi­gen Leben, die ande­ren zur Schmach, zu ewi­gem Abscheu. Die Ver­stän­di­gen wer­den strah­len, wie der Him­mel strahlt; und die Män­ner, die vie­le zum rech­ten Tun geführt haben, wer­den immer und ewig wie die Ster­ne leuchten.Ein­heits­über­set­zung 

Hoff­nung auf barm­her­zi­ge Gerechtigkeit

Er ist nicht sehr beliebt, der Monat Novem­ber. Für die mei­sten Mit­men­schen ist er ein­fach nur grau, trist und trau­rig. Nicht weni­ge ent­flie­hen in die­ser Zeit der Nebel­kü­che und tan­ken irgend­wo im Süden ein paar Son­nen­strah­len.Für mich hat aber auch der Novem­ber sein ganz eige­nes Geheim­nis. Ja, manch­mal brau­che ich die­se Tage, an denen es gar nicht so rich­tig hell wer­den mag, die­se Tage mit dem Schmud­del­wet­ter, an denen einen schon der Blick aus dem Fen­ster leicht melan­cho­lisch wer­den lässt. Die Trau­rig­keit des zu Ende gehen­den Herb­stes steigt im Her­zen auf, und die Sehn­sucht nach Licht und Wär­me wird leben­dig. Es ist eine Zeit, in der ruhig ein­mal ein wenig Trau­rig­keit in mir sein darf. Es ist eine Art «Puf­fer­zeit» zwi­schen den letz­ten gol­de­nen Herbst­ta­gen und den ersten Tagen des Advents. Eine Zeit des Über­gangs – nicht mehr so rich­tig Herbst, aber auch noch kein Win­ter. Auf der einen Sei­te Tod und Abschied und auf der ande­ren Sei­te bereits Erwar­tung und Neu­be­ginn.Und alle Jah­re wie­der, genau in die­ser trü­ben Zeit des Novem­bers, am Ende des Kir­chen­jah­res, in die­sen Tagen, wo wir unse­rer Toten geden­ken, geht es auch in den Lesun­gen unse­rer Got­tes­dien­ste um «Escha­to­lo­gie», das heisst, um die «letz­ten Din­ge». Sol­che Tex­te muten uns manch­mal ganz schön fremd oder gar beäng­sti­gend an. Und doch sind es «Trost­tex­te», die in Zei­ten der Not und Bedräng­nis geschrie­ben wur­den. Ihre Inten­ti­on ist es, Hoff­nung zu wecken, Hoff­nung auf Voll­endung, Hoff­nung auf eine ewi­ge Gemein­schaft mit Gott, Sehn­sucht nach einem Gott, der Gerech­tig­keit schafft.Die alt­te­sta­ment­li­chen Schrif­ten fra­gen vor allem nach dem rech­ten, näm­lich dem gerech­ten Leben in die­ser Welt. Was nach dem Tod geschieht, wird hin­ge­gen sel­ten erör­tert; das Heil, das von Gott erhofft wird, wird für die­ses Leben erwar­tet. Doch was ist mit denen, die unge­recht lei­den müs­sen? Was wird aus den uner­füll­ten Hoff­nun­gen, den abge­bro­che­nen Wegen? Kann Gott jen­seits der Todes­schwel­le nichts mehr tun? Um die­se bedrän­gen­den Fra­gen kri­stal­li­siert sich bibli­sche Auf­er­ste­hungs­hoff­nung.Das Daniel­buch ist eines der spä­ten Bücher des Alten Testa­men­tes und es spricht aus­drück­lich und in der Bibel zum ersten Mal von einer indi­vi­du­el­len Hoff­nung auf ein Leben jen­seits der Todes­gren­ze. Ent­stan­den in einer Zeit der Ver­fol­gung des Juden­tums spricht die­ses Buch von der Sehn­sucht nach einer Gerech­tig­keit Got­tes, die eines Tages aus­glei­chen und recht machen möge, was in die­ser Welt unrecht war. Es bringt die Hoff­nung zum Aus­druck, dass Gott am Ende unter­schei­det zwi­schen denen, die ihm treu waren, und denen, die sich in ihrem Leben von Gott abge­wen­det haben.Der Gedan­ke, dass es eine Gerech­tig­keit geben könn­te, die aus­gleicht, was jetzt unge­recht und unaus­ge­gli­chen ist, scheint man­ches ertrag­ba­rer zu machen und mag auch uns heu­te hel­fen, dem zu begeg­nen, was jetzt schwie­rig ist. Got­tes Gerech­tig­keit aber rech­net nicht. Sie repa­riert. Sie macht heil, was unheil, zer­bro­chen oder unge­recht war. Als lie­ben­de Gerech­tig­keit ver­söhnt sie barm­her­zig selbst das, was uns jetzt unver­söhn­lich erscheint. Gott wird Gerech­tig­keit schaf­fen, auch wenn sie im irdi­schen Leben ver­wehrt blieb. Im Ver­trau­en auf den leben­di­gen und Leben schaf­fen­den Gott hof­fen wir dar­auf, dass er nie­man­den dem Tod über­lässt, son­dern allen, die ihn suchen, sein ewi­ges Leben schenkt.Nadia Miri­am Kel­ler, Theo­lo­gin, ursprüng­lich Pfle­ge­fach­frau, arbei­tet in der Pfar­rei St. Odi­lia, Arlesheim 
Redaktion Lichtblick
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