Hört, und ihr wer­det leben!

Hört, und ihr wer­det leben!

Deu­te­ro­no­mi­um 4,1–2.6–8Mose sprach zum Volk: Isra­el, höre die Geset­ze und Rechts­vor­schrif­ten, die ich euch zu hal­ten leh­re. Hört, und ihr wer­det leben, ihr wer­det in das Land, das der Herr, der Gott ­eurer Väter, euch gibt, hin­ein­zie­hen und es in Besitz neh­men. Ihr sollt dem Wort­laut des­sen, wor­auf ich euch ver­pflich­te, nichts hin­zu­fü­gen und nichts davon weg­neh­men; ihr sollt auf die Gebo­te des Herrn, eures Got­tes, ach­ten, auf die ich euch ver­pflich­te. Ihr sollt auf sie ach­ten und sollt sie hal­ten. Denn dar­in ­besteht eure Weis­heit und eure Bil­dung in den Augen der Völ­ker. Wenn sie die­ses Geset­zes­werk ken­nen ler­nen, müs­sen sie sagen: In der Tat, die­se gros­se Nati­on ist ein wei­ses und gebil­de­tes Volk.Denn wel­che gros­se Nati­on hät­te Göt­ter, die ihr so nah sind, wie Jah­we, unser Gott, uns nah ist, wo immer wir ihn anru­fen? Oder wel­che gros­se Nati­on besäs­se Geset­ze und Rechts­vor­schrif­ten, die so gerecht sind wie alles in die­ser Wei­sung, die ich euch heu­te vorlege? Ein­heits­über­set­zung 

Hört, und ihr wer­det leben!

«Hört, und ihr wer­det leben!» Wie ein roter Faden zieht sich die­ser Zusam­men­hang durch die Bibel. «Höre, Isra­el! Der Herr, unser Gott, der Herr ist ein­zig» (Dtn 6,4) lau­tet wenig spä­ter das Glau­bens­be­kennt­nis des jüdi­schen Vol­kes. Das Hören auf das Wort Got­tes, das Erken­nen des­sen, was Gott sagt – durch die Pro­phe­ten, durch die Schrift, durch die Schöp­fung, das ist das, was uns Men­schen leben lässt, was uns ein wür­di­ges Leben, ein Leben in Fül­le ermög­licht –, wenn wir umkeh­ren und anders han­deln.Immer wie­der wer­den die Pro­phe­ten ange­spro­chen: «Und das Wort des Herrn erging an mich», heisst es mehr­fach beim Pro­phe­ten Jere­mia. Oft kommt das Wort unge­le­gen. Und trotz­dem: es wird gehört, inter­pre­tiert und ver­kün­det. Auf dass es auf offe­ne Ohren stos­se.Auf offe­ne Ohren stiess das Wort eines Engels an eine jun­ge Frau, die es gehört und Ja gesagt hat: Maria, als der Engel ihr ver­kün­de­te, sie wür­de ein Kind zur Welt brin­gen. Und Josef hat das Ohr sei­nes Her­zens weit geöff­net, als ihm zuerst im Traum gesagt wur­de, er sol­le Maria zur Frau neh­men und dann, spä­ter, er sol­le mit Maria und dem Kind vor König Hero­des nach Ägyp­ten flie­hen. Die Pla­nung war eine ande­re.Dort, wo Men­schen hören und sagen: auf dein Wort hin – auch wenn die Pla­nung eine ande­re ist, auch wenn das Wort unge­le­gen kommt –, dort kann sich ihr Leben und die Welt ver­än­dern. Nicht umsonst beginnt die fast 1500 Jah­re alte Regel des hei­li­gen Bene­dikt mit den Wor­ten: «Höre, mein Sohn, mei­ne Toch­ter, auf die Wei­sung des Mei­sters, nei­ge das Ohr dei­nes Her­zens!» Das Hören ist das, was wir dem Gott ent­ge­gen­brin­gen kön­nen, der seit Anbe­ginn der Zeit und von Mut­ter­leib an viel­fäl­tig und auf vie­ler­lei Wei­se zu uns spricht. Und Ant­wort kön­nen wir geben eben­falls viel­fäl­tig und auf vie­ler­lei Wei­se.So wie Samu­el auf­ge­weckt wur­de durch den Anruf Got­tes, so dür­fen auch wir uns immer wie­der auf­wecken las­sen. «Ste­hen wir also end­lich ein­mal auf! Die Schrift rüt­telt uns wach und ruft: ‹Die Stun­de ist da, vom Schlaf auf­zu­ste­hen›», schreibt Bene­dikt in sei­ner Regel. «Hört, und ihr wer­det leben», sagt Mose im Namen Got­tes zum Volk.Doch wor­auf müs­sen wir unser Ohr heu­te rich­ten? Wor­auf sol­len wir hören im Kon­zert, ja, in der Kako­pho­nie der vie­len Stim­men? Wor­auf müs­sen wir ach­ten, damit wir und die gan­ze Schöp­fung auch in Zukunft leben kön­nen?Papst Fran­zis­kus ruft uns in sei­ner Enzy­kli­ka «Lau­da­to si» auf, den Schrei unse­rer Schwe­ster, der Mut­ter Erde, zu hören und uns dafür ein­zu­set­zen, dass der Scha­den, den wir ihr «auf­grund des unver­ant­wort­li­chen Gebrauchs und des Miss­brauchs der Güter zufü­gen» (Nr. 2), begrenzt wird. Er beschreibt detail­liert die Aus­beu­tung und die dadurch beding­ten Umwelt­ka­ta­stro­phen, um dann zu schlies­sen: «Die­se Situa­tio­nen rufen das Stöh­nen der Schwe­ster Erde her­vor, die sich dem Stöh­nen der Ver­las­se­nen der Welt anschliesst, mit einer Kla­ge, die von uns einen Kurs­wech­sel ver­langt.» (Nr. 53). «Die Kla­ge der Armen eben­so zu hören wie die Kla­ge der Erde» (Nr. 49), das ist unser drin­gen­der Auf­trag. Jetzt. Wenn wir ihn mit Weis­heit und Gerech­tig­keit erfül­len, dann wer­den wir leben.Doro­thee Becker, Theo­lo­gin und Seel­sor­ge­rin, Pfar­rei Hei­lig­geist, Basel 
Redaktion Lichtblick
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