«Habe­mus Feminas»

Im gut gefüll­ten Zür­cher Art­house-Kino LePa­ris gab es ste­hen­de Ova­tio­nen für den abend­fül­len­den Doku­men­tar­film der jun­gen Film­crew um Regis­seur Sil­van Maxi­mi­li­an HohlerAus 20 Minu­ten geplan­tem Doku­men­tar­film sei­en letzt­lich 110 Minu­ten gewor­den. «Eine gros­se Geschich­te ver­dient einen gros­sen Film», habe Jung­re­gis­seur Sil­van Maxi­mi­li­an Hohl der Pro­jekt­lei­te­rin von «Kir­che mit* den Frau­en», Hil­de­gard Aepli erklärt. Die­se sowie die zahl­rei­chen Anwe­sen­den im Zür­cher Art­house-Kino LePa­ris zeig­ten sich am Sams­tag, 26. August 2017, begei­stert. Am Ende des Films gab es viel Bei­fall und ste­hen­de Ova­tio­nen. Alle Mit­glie­der der Pil­ger­kern­grup­pe, also auch Franz Mali und Esther Rüthe­mann sowie die Schwe­stern vom Klo­ster Fahr um Prio­rin Ire­ne Gas­smann stie­gen zu Hil­de­gard Aepli und der Film­crew aufs Podi­um und fei­er­ten Ver­ewi­gung jener Pil­ger­reis­se, die letz­tes Jahr vie­le Men­schen in der katho­li­schen Kir­che der Schweiz beweg­te.

Am Küchen­tisch auf die gros­se Geschich­te gestossen

Geschickt gelei­tet der Film durch die zwei Mona­te, wäh­rend derer 1 651 Men­schen auf ver­schie­de­nen Etap­pen den «har­ten Kern» der Pil­ger­grup­pe nach Rom beglei­tet hat­ten. In Far­be kom­men immer wie­der die Initi­an­ten Hil­de­gard Aepli, Esther Rüthe­mann und Franz Mali zu Wort, um auf das Erleb­te zurück­blicken, die gemach­ten Erfah­run­gen zu reflek­tie­ren, zu erklä­ren. Die Auf­nah­men von der Rei­se sind in Schwarz-Weiss. «Das lenkt nicht ab», so Regis­seur Sil­van Maxi­mi­li­an Hohl gegen­über Hori­zon­te. Auf­fal­lend ist auch die mehr­heit­lich über­aus dun­kel gehal­te­ne Bild­füh­rung. Auch das ganz bewusst: «Ich woll­te bewusst auf die Grund­ele­men­te fokus­sie­ren.»Ganz zufäl­lig sei er auf das The­ma gestos­sen, erklär­te Regis­seur Maxi­mi­li­an Hohl bei der Begrüs­sung des Publi­kums. Sei­ne Mut­ter habe wie bei­läu­fig am Küchen­tisch davon erzählt, dass eine Grup­pe Frau­en für die geschlecht­li­che Gleich­be­rech­ti­gung inner­halb der Kir­che nach Rom pil­gern wol­le. «Zwei Wochen habe ich gebraucht um zu mer­ken, wie geni­al die­se Geschich­te ist», füg­te der Jung­re­gis­seur hin­zu und hat­te die Lacher auf sei­ner Sei­te. Ent­stan­den ist schliess­lich ein abend­fül­len­der Doku­men­tar­film, der den Bogen vom Aus­sen­dungs­got­tes­dienst vom 2. Mai 2016 in St. Gal­len bis zur Ankunft zwei Mona­te spä­ter in Rom schlägt.

Hei­te­res, Anstren­gen­des und Besinnliches

Dass das Fil­men sich letzt­lich als Her­aus­for­de­rung erwies, zei­gen die immer wie­der ein­ge­streu­ten Kurz­se­quen­zen, inner­halb derer die Film­crew über das Erleb­te ins Gespräch kommt und den Pro­duk­ti­ons­pro­zess reflek­tiert. Die­se Sequen­zen sind stets eine will­kom­men Auf­locke­rung und sor­gen für Lacher. Nebst Gedan­ken über Anspruch und Wirk­lich­keit in der Kir­che und Glau­be im All­ge­mei­nen sind es oft ganz prak­ti­sche Pro­ble­me: Was es heisst, auch am Berg stets vorn­weg zu sein, um die Grup­pe von vorn fil­men zu kön­nen. Oder dann die unge­nü­gen­de Aus­rü­stung bei Regen oder der halb­wegs ver­zwei­fel­te Anruf an den Hel­fer im Auto: «Wir haben die Grup­pe ver­lo­ren, wir haben den Weg ver­lo­ren und eigent­lich wis­sen wir nicht genau, wo wir jetzt sind.»Die ein­drück­li­chen Auf­nah­men von der Alpen­über­que­rung las­sen erah­nen, wel­che Stra­pa­zen die Pil­ge­rin­nen und Pil­ger auf sich nah­men. «Wir hat­ten viel schlech­tes Wet­ter», resü­miert Hil­de­gard Aepli im Film. «Doch letzt­lich war das bes­ser als die Hit­ze. Über­haupt ist die Erfah­rung beim Pil­gern: Es geht – irgend­wie.»Auch die besinn­li­chen Momen­te fin­den Ein­gang im Film. Die schlich­ten Eucha­ri­stie­fei­ern, die Schwei­ge­stun­den unter­wegs, das gemein­sa­me Sin­gen. «Die Men­schen, die uns beglei­te­ten, haben sich rasch auf­ge­nom­men gefühlt und gemerkt, dass hier Glau­be gelebt wird», erklärt Esther Rüthe­mann im Film.

«Wäre ich nicht dabei gewe­sen, ich wür­de es nicht glauben»

«Wenn ich nicht dabei gewe­sen wäre, wür­de ich nicht glau­ben, dass so etwas wirk­lich wahr ist», erklär­te Prio­rin Ire­ne Gas­smann vom Klo­ster Fahr gegen­über Hori­zon­te im Anschluss an die Film­vor­füh­rung. Vie­le emo­tio­na­le Erin­ne­run­gen sei­en wach gewor­den. Auch die Grös­se der Grup­pe, wie sie im Film sehe, habe sie neu­er­lich als beein­druckend erlebt. Und nicht zuletzt die Par­al­le­len zur Kon­zils­auf­bruchs­stim­mung, die der Film impli­ziert.Noch sei nicht klar, in wel­chen Kinos der Film noch gezeigt wer­de, erklär­te Regis­seur Sil­van Maxi­mi­li­an Hohl. Pfar­rei­en könn­ten ihn aber bestel­len und für 2018 sei ein Down­load- und Strea­ming­an­ge­bot via Web­sei­te geplant. 

Auf­füh­rungs­da­ten im Aargau:

25. Sep­tem­ber um 19 Uhr im Treff­punkt der Pfar­rei Rhein­fel­den-Mag­den-Ols­berg (Her­mann Kel­ler-Stras­ser 10, 4310 Rhein­fel­den)26. Sep­tem­ber 2017 um 19.30 Uhr im Kino Ori­ent in Wettingen 
Andreas C. Müller
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