Gott zeigt sich in vie­len Bildern

Gott zeigt sich in vie­len Bildern

Buch der Weis­heit 7,21–23Alles Ver­bor­ge­ne und alles Offen­ba­re habe ich erkannt; denn es lehr­te mich die Weis­heit, die Werk­mei­ste­rin aller Din­ge. In ihr ist näm­lich ein Geist, ver­nunft­voll, hei­lig, ein­zig­ar­tig, man­nig­fal­tig, zart, beweg­lich, durch­drin­gend, unbe­fleckt, klar, unver­letz­lich, das Gute lie­bend, scharf, nicht zu hem­men, wohl­tä­tig, men­schen­freund­lich, fest, ­sicher, ohne Sor­ge, alles ver­mö­gend, alles über­schau­end und alle Gei­ster durch­drin­gend, die gedan­ken­vol­len, rei­nen und zartesten. Ein­heits­über­set­zung 2016 

Gott zeigt sich in vie­len Bildern

Got­tes Geist schweb­te über dem Was­ser. Ganz im Anfang, bevor alles ent­stand. So heisst es im zwei­ten Satz der Schöp­fungs­ge­schich­te. Dort steht «Ruach», Hauch, Atem, Wind, Geist­kraft. Die Ruach beseelt und belebt alles, was ist und was sein wird. Sie ist die Kraft, die alles mög­lich macht. Sie ist die­je­ni­ge, die uns durch­dringt, durch­liebt, zum Guten führt.Die Geist­kraft als die weib­li­che Sei­te Got­tes. Eine Vor­stel­lung, die hilf­reich und für die Got­tes­be­zie­hung exi­sten­zi­ell sein kann. Geschaf­fen sein nach Got­tes Bild – wie soll ich als Frau mich so ver­ste­hen kön­nen, wenn weit­ge­hend in männ­li­chen Bil­dern von Gott gespro­chen wird? Vater, Sohn und Hei­li­ger Geist. Gott, Herr, König, Hir­te. Wo sind ande­re Bezeich­nun­gen für Gott, die das Got­tes­bild, das wir uns zwangs­läu­fig machen, erst voll­stän­dig wer­den las­sen? Mut­ter, Heb­am­me, Hir­tin. Pfle­gen­de, Sor­gen­de, Hei­len­de, Lie­ben­de. Bäcke­rin, Gärt­ne­rin, Webe­rin. Bil­der, die ande­re Aspek­te Got­tes auf­neh­men und in denen sie uns auf ande­re Wei­se ent­ge­gen­kommt.Die Dar­stel­lung der Drei­fal­tig­keit ver­deut­licht die­sen Gedan­ken auf ein­zig­ar­ti­ge Wei­se und macht ihn sicht­bar. Die Geist­kraft geht aus Gott Vater und Gott Sohn her­vor und sie neh­men sie in ihre Mit­te. Hal­ten sie zärt­lich. Sie hat weib­li­che Züge. Und auch die Pfingst­se­quenz betont die zärt­li­che, näh­ren­de und hei­len­de Sei­te der Geist­kraft. Annet­te Jant­zen hat die­se Bil­der noch ein­mal anders über­setzt in ihrerPfingst­se­quenz – weiblichKomm her­ab, o Lebens­kraft die im Dun­kel Licht erschafft, die das All erhal­tend webt.Komm, die uns­re Welt durch­dringt, die in uns von Hoff­nung singt, deren Atem uns belebt.Komm, die vol­ler Lie­be brennt, komm, die mich beim Namen nennt, komm, die Leben wach­sen lässt.Was zer­ris­sen, webst du neu, was ver­lo­ren, hältst du treu, Armut wan­delst du zum Fest.Komm, des Unrechts Klä­ge­rin, gib uns Mut zum auf­recht steh‘n, bleib uns in der Hoff­nung nah.Frie­den und Gerech­tig­keit näh­re neu in uns­rer Zeit Ewi­ge, unfass­bar da.Freun­din, Schwe­ster, Ret­te­rin, mei­nes Lebens Schöp­fe­rin brau­send wie ein Wort im Wind.Die uns in Gemein­schaft birgt müt­ter­li­che Lie­be wirkt, Weis­heit zur Ent­fal­tung bringt.Die uns hin zur Güte lenkt, heilt und trö­stet, hält und drängt, Du, die uns so ewig liebt.Die die Trä­nen trock­nen wird und uns in die Frei­heit führt, mäch­tig dei­nen Segen gib.Amen. Hal­le­lu­ja.Annet­te Jant­zen, Frau­en­seel­sor­ge­rin im Bis­tum Aachen Wie sähe unse­re Welt, unse­re Kir­che aus, wenn wir die­ses Wir­ken der Geist­kraft in uns zulies­sen? Wenn wir uns in allem, was wir den­ken und tun, von ihr lei­ten lies­sen? Wenn sie uns und die Welt erfül­len wür­de?Doro­thee Becker, Theo­lo­gin und Seel­sor­ge­rin. Gemein­de­lei­te­rin der Pfar­rei St. Fran­zis­kus, Riehen-Bettingen
Redaktion Lichtblick
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