Gott geht nicht mehr an die Urne

Der Titel ist theo­lo­gisch schlicht falsch. Gott ging noch nie an die Urne. Men­schen gin­gen, gehen und wer­den auch in Zukunft an die Urne gehen. Es stimmt mich sehr nach­denk­lich, wenn im Arti­kel sug­ge­riert wird, dass christ­li­ches Gedan­ken­gut nur dann in der Poli­tik ver­tre­ten sei, wenn die CVP wei­ter­hin ihren Namen bei­be­hält. Ich sel­ber poli­ti­sie­re in die­ser Par­tei und distan­zie­re mich klar und deut­lich von einer sol­chen Anmas­sung. Auch Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen der ande­ren Par­tei­en kön­nen durch christ­li­che Wer­te in ihrem poli­ti­schen Enga­ge­ment moti­viert sein. Ohne das christ­li­che «C» im Namen sei der Beweis erbracht, dass christ­li­ches und damit auch kirch­li­ches Gedan­ken­gut nicht mehr erwünscht sind, behaup­tet der Arti­kel. Ich stau­ne ob solch ein­fäl­ti­ger Argu­men­ta­ti­on. Die Ver­knüp­fung von christ­lich und kirch­lich ist schlicht nicht halt­bar. Dass die katho­li­sche Kir­che mit ihren Skan­da­len und ihrem stu­ren Fest­hal­ten an biblisch nicht begründ­ba­ren Posi­tio­nen (Zöli­bat, Aus­schluss der Frau­en, Emp­fäng­nis­ver­hü­tung, etc.) ein Glaub­wür­dig­keits­pro­blem hat, kann nicht über­se­hen wer­den. Damit ist aber die Kraft der christ­li­chen Bot­schaft nicht auto­ma­tisch mit­ge­meint. Das zeigt auch der Vor­schlag für einen neu­en Namen mit einem neu­en Auf­tritt: Die Mit­te. Frei­heit, Soli­da­ri­tät, Ver­ant­wor­tung. Wir müs­sen das «C» nicht im Namen tra­gen, aber im Her­zen und in der kon­kre­ten poli­ti­schen Arbeit. Dem Par­tei­pro­gramm der Mit­te fehlt es defi­ni­tiv nicht an einem kla­ren Bekennt­nis zu christ­li­chen Wer­ten. Der poli­ti­sche Geg­ner kann uns in Zukunft nicht mehr bil­lig als die ewig gest­ri­gen Katho­li­ken in eine Ecke stel­len. Die Mit­te ist auch attrak­tiv für eine Gene­ra­ti­on, die nicht mehr kon­fes­sio­nell sozia­li­siert wur­de. (unge­kürz­te Fas­sung: hier)

 

Andreas C. Müller
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