Glückliche Hühner schonen das Klima
Esther und Lukas Vock aus Niederwil sind die grössten privaten Anbieter von Biopoulets in der Schweiz. In der Aufzucht lassen sie sich von Respekt für Tier und Natur leiten. Damit zeigen sie, dass sich Hühnerfleisch auch tiergerecht und ohne starke Klimabelastung produzieren lässt.
«In unserer Hühnerzucht ist das Schlachten ein bedeutender Aspekt. Schlachten darf nur, wer die Tiere liebt», sagt Lukas Vock. Dabei steht er inmitten einer quirligen Gruppe weiss-brauner, vier Wochen alter Hühner. Munter scharren sie, picken Würmer, baden im Sand und fressen Gras auf der Weide rund um ihr mobiles Hühnerhaus. So können sie in 70 Tagen zu knapp anderthalb Kilo schweren Poulets heranwachsen. Dann werden sie geschlachtet, mit Hilfe von Lukas Vock und seinem Team und auf dem Hof. «Viele meinen, es sei “nur” ein Huhn. Doch jedes Tier verdient Sorgfalt und Respekt bis am Schluss».
Sorgfalt bringt Qualität
Mit dieser Haltung ziehen Esther und Lukas Vock auf dem Wendelinhof in Niederwil im Reusstal ihre Hühner auf. «Wir wählen eine robuste Rasse und garantieren eine natürliche Aufzucht. Unsere echte Freilandhaltung bedeutet für die Tiere, dass sie den ganzen Tag freien Zugang zur Weide haben.» Auch ausgewachsen würden sie in ihrer Gruppe von 400 bis 500 Hühnern laufen und herumrennen. Dabei müssten sie sich nicht quälen wie die 15’000 und mehr Hühner in den Masthallen, die es vor lauter Fleischansatz nur noch knapp vom Futtertrog zur Tränke schafften. «Unser Fleisch erhält dadurch einen ausgeprägten Geschmack und ist etwas fester. Manchmal sagen Leute, es schmecke zu stark nach Poulet und sei fast ein wenig ‚zäh’ – das ist für uns das schönste Kompliment», sagt Esther Vock. Offenbar müssten sich viele erst wieder an den Geschmack von Freilaufhühnern mit kräftigen Muskeln gewöhnen.
Nährstoffkreislauf
Was den Tieren gut tut und auf dem Teller gut schmeckt, belastet auch das Klima weniger. «Wir verfüttern kein gentechnisch verändertes Futter, alles ist 100 Prozent biologisch», betont Lukas Vock. Er verwende weder Jod noch Leistungsförderer oder Medikamente. Notfalls nutze er homöopathische Produkte. «Für jede neue Mastgruppe wird der Stall auf ein anderes Feld gestellt. So bleiben allfällige Parasiten zurück, denn vor der nächsten Mast bauen wir auf den Flächen Kartoffeln, Zuckermais oder andere Kulturen an. Als Dünger nutzen wir den Hühnermist, der auf den Wiesen liegen bleibt und in den Ställen anfällt.» Dieser Kreislauf der Nährstoffe sei wichtig, betont Lukas Vock. Leider dürfe den Hühnern kein tierisches Eiweiss mehr verfüttert werden. «Das ist eigentlich unsinnig, denn Hühner sind Allesfresser – ebenso wie wir Menschen.» Rund ein Viertel des Futters kann die Familie Vock selber anbauen, den Rest bezieht sie von einem Schweizer Lieferanten.
Respekt auch beim Essen
Steht das Tierwohl im Vordergrund, steigt die Qualität.» Aber das hat laut Lukas Vock seinen Preis: Auf dem Wendelinhof seien zehn Stellen nötig, um jedes Jahr etwa 20’000 Tiere zu mästen und verkaufsfertig zu machen. Andernorts betreue eine Person zehntausende Tiere. Entsprechend kostet das Biopoulet im Hofladen mehr als tiefgefrorene Pouletflügeli und ‑brüstli aus Brasilien. «Schade, dass die strengen Schweizer Regeln zum Wohl der Tiere und für eine nachhaltige Hühnermast nicht weltweit gelten», bedauern Esther und Lukas Vock. Darum könne Fleisch aus ausländischen Riesenbetrieben zu Tiefstpreisen importiert werden. «Mit uns sollten auch die Konsumentinnen und Konsumenten Verantwortung übernehmen. Der Respekt gegenüber den Tieren muss auch beim Essen gelten», wünscht sich das erfolgreiche Team vom Wendelinhof.
Urs Walter, Brot für alle Bewusster konsumieren
Was wir Essen, wirkt sich auf das Klima der Welt aus. Die ökumenische Fastenkampagne 2015 von Brot für alle, Fastenopfer und Partner zeigt, wie unser hoher Fleischkonsum den Futtermittelverbrauch steigen lässt und wie dafür in Brasilien Regenwald und Savanne zerstört werden. Mit dem Einzahlungsschein in dieser Horizonte-Ausgabe können Sie die Fastenkampagne direkt unterstützen. Der Erlös aller Aktionen und Sammlungen fliesst vollumfänglich in die Projektarbeit der drei Hilfswerke.