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Gewalt?
Gewalt, die im Namen eines Gottes ausgeübt wird, ist kein neues Phänomen – wie gerade die Christentumsgeschichte zeigt. Aus ihr lässt sich aber auch etwas über die Eindämmung von Gewalt und die Entschärfung von religiösen Gewaltpotenzialen lernen.So ist es heute in der christlichen Exegese Konsens, dass man sich nicht auf die Bibel zur Rechtfertigung von Gewalt berufen kann. Ebenso hat das Christentum (mit Hilfe der Staatsentwicklung) gewisse Pathologien überwunden, etwa dass man das Missionsrecht gewaltsam durchsetzen oder die Ketzer verfolgen könnte. Religions- und Meinungsfreiheit gehören heute zu den Grundrechten von Rechtsstaaten. Christliche Theologen und Philosophen haben auch die Theorie des «gerechten Krieges» zur Eindämmung des Krieges (als Verteidigungskrieg mit vielen Auflagen) und nicht zu dessen Förderung entwickelt.Religionen und Ideologien können aber weiterhin in Gewalt umschlagen. Vergessen wir nicht, dass nach dem biblischen Narrativ die Menschheit eine verwundete, eine «kainitische» Natur hat. Daher mutet die Menschheitsgeschichte wie eine «Höllenmaschine» an, um es mit dem Philosophen Adorno zu sagen. Zwischen der Steinschleuder der Vorzeit und den Massenvernichtungswaffen unserer Zeit gibt es zweifellos einen technischen Fortschritt – gibt es aber auch einen moralischen? Religionen haben die Menschennatur bisher nicht «zähmen» können. Aber mit ihren Friedensvisionen sind sie ein wichtiger Faktor zur Gestaltung einer friedlicheren Welt.