Geschenk­te Zeit
Bild: ©Fabi­en­ne Bühler

Geschenk­te Zeit


«Das Geschenk der Zeit» stand kürz­lich unter­halb zwei­er Fotos für Uhren. Gra­fisch anspre­chend, hat mich jedoch die Ver­bin­dung von Text, Bild und Absicht irri­tiert. Sug­ge­riert das Pla­kat nicht, dass einem durch den Kauf einer Uhr Zeit geschenkt wird?

Ich kam ins Grü­beln: Was schenkt mir Zeit? Was frisst sie? Kann ich durch eine Uhr Zeit gewin­nen? Die alte grie­chi­sche Unter­schei­dung von Chro­nos und Kai­ros kam mir in den Sinn. Dadurch, dass mir die mess­ba­re Chro­nos-Zeit hilft, mei­nen Tag und die Ter­mi­ne opti­mal zu orga­ni­sie­ren, kann mir eine Uhr wei­ter­hel­fen. Doch das bleibt eine Sache der Effi­zi­enz­stei­ge­rung – und die geht ja oft zu Lasten der Kai­ros-Zeit, der Zeit im Hier-und-Jetzt, die uns gera­de dadurch erfüllt, dass sie augen­blick­lich kei­ne Rol­le spielt. Chro­nos braucht Kai­ros und umge­kehrt: Wir brau­chen genü­gend Zeit für unse­re Arbeit und Auf­ga­ben, genü­gend Frei­räu­me für Spon­ta­nei­tät und das Aus­ko­sten des Augenblicks.

Die Fasten­zeit schenkt Momen­te, sich aus der oft unbarm­her­zi­gen Chro­nos-Zeit zu befrei­en, und hilft mir, mich auf das Wesent­li­che – Gott – aus­zu­rich­ten. In die­ser Aus­rich­tung erfah­re ich ganz viel Kai­ros-Zeit, die ich wahr­haft als Geschenk anse­he. Fro­he Ostern!

Felix Gmür
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