Geru­fen sein

Geru­fen sein

Johan­nes 20,1.14–18Am ersten Tag der Woche kam Maria von Mag­da­la früh­mor­gens, als es noch dun­kel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weg­ge­nom­men war. Maria wand­te sich um und sah Jesus daste­hen, wuss­te aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sag­te zu ihr: Frau, war­um weinst du? Wen suchst du? Sie mein­te, es sei der Gärt­ner, und sag­te zu ihm: Herr, wenn du ihn weg­ge­bracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen. Jesus sag­te zu ihr: Maria! Da wand­te sie sich um und sag­te auf Hebrä­isch zu ihm: Rab­bu­ni!, das heisst: Mei­ster. Jesus sag­te zu ihr: Hal­te mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hin­auf­ge­gan­gen. Geh aber zu mei­nen Brü­dern und sag ihnen: Ich gehe hin­auf zu mei­nem Vater und eurem Vater, zu mei­nem Gott und eurem Gott. Maria von Mag­da­la kam zu den Jün­gern und ver­kün­de­te ihnen: Ich habe den Herrn gese­hen. Und sie berich­te­te, was er ihr gesagt hatte.Ein­heits­über­set­zung 2016 

Geru­fen sein

Beim Namen geru­fen wer­den. Das ist etwas ganz Beson­de­res, etwas ganz Per­sön­li­ches. Und je nach­dem, wel­cher Ton­fall, wel­che Gefüh­le in den Namen gelegt wer­den, kann ich mich ganz beson­ders ange­spro­chen füh­len.In den Evan­ge­li­en wird von Men­schen erzählt, die Jesus beim Namen ruft. Und immer hat es eine Wir­kung, wenn Jesus das tut. Zachä­us steigt vom Baum her­ab, ver­lässt sein altes Leben als Betrü­ger und macht den Scha­den wie­der gut, den er ange­rich­tet hat. Simon, der den Namen Petrus erhält, bekennt Jesus sei­ne Lie­be und wird zum Hir­ten ernannt. Der tote Laza­rus wird mit sei­nem Namen wie­der ins Leben zurück geru­fen. Mar­ta bekennt sich bei der Auf­er­weckung des Laza­rus zu Jesus als dem Sohn des leben­di­gen Got­tes.Und früh am Oster­mor­gen, als es noch dun­kel ist, wird Maria von Mag­da­la von Jesus mit Namen ange­spro­chen: Maria. Als er sie beim Namen nennt, erkennt sie ihn als den Auf­er­stan­de­nen. Als er sie beim Namen nennt, kann sie sei­nem Ruf und Auf­trag fol­gen: Geh und sag mei­nen Brü­dern! Sie, die Frau, soll­te Zeug­nis able­gen. Ein Affront zu jener Zeit, in der Frau­en kei­ne Zeu­gin­nen sein konn­ten. Des­halb heisst es ja auch: Die Apo­stel hiel­ten die­se Reden für Geschwätz und glaub­ten ihnen nicht. Und doch ver­brei­te­te sich die Nach­richt von der Auf­er­ste­hung wei­ter bis heu­te. Und Papst Fran­zis­kus hat aner­kannt, dass Maria von Mag­da­la zur Apos­telin beru­fen ist, so dass wir an ihrem Fest­tag in der Prä­fa­ti­on beten:… Jesus Christus, der Maria von Mag­da­la im Gar­ten wirk­lich erschie­nen ist, die ihn ja geliebt hat im Leben, die mit­er­leb­te, wie er am Kreuz starb, die ihn such­te, als er im Grab lag, die ihn als Erste anbe­te­te, als er von den Toten auf­er­stan­den war. Und er hat sie vor den Apo­steln mit dem Apo­stel­amt ausgezeichnet,  damit die gute Nach­richt vom neu­en Leben bis an die Enden der Erde gelange.Damit nie­mand mehr sagen kann, Jesus habe kei­ne Frau­en zu Apo­steln beru­fen.Sil­ja Wal­ter lässt Maria von Mag­da­la sagen:«Ja, ich ging zu den Jün­gern und habe ihnen ver­kün­det: Ich habe den Herrn gese­hen. Und alles, was er mir gesagt hat, habe ich ihnen aus­ge­rich­tet.Er hat mich zur Apo­ste­lin der Apo­stel gemacht.Mei­ne Schwe­stern, die Kir­che hat die­se mei­ne, euer aller Sen­dung ver­ges­sen. Sie hat sie nicht wei­ter­ge­ge­ben an die Frau­en. Die­se Oster­sen­dung ist uns aber geblie­ben. Mei­ster, Jesus, unser Freund und Bru­der, Herr der Kir­che, es ist Zeit, dass du sie dar­an erin­nerst. Es ist Zeit, dass wir unse­ren Brü­dern mel­den, was wir ihnen von dir aus­zu­rich­ten haben, näm­lich: Dass du lebst!» (Sil­ja Wal­ter, Gesamt­aus­ga­be Band 11, S. 234)Dann kann das Dun­kel wei­chen und die Son­ne des Oster­mor­gens auf­ge­hen, auch in der Kir­che.Doro­thee Becker, Theo­lo­gin und Seel­sor­ge­rin, Pfar­rei Heiliggeist 
Redaktion Lichtblick
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