
Bild: © Frenetic Films
Filmtipp: «Les Barbares»
Ein französisches Städtchen nimmt Geflüchtete auf. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Aktivismus, Prestigedenken. Aber das Projekt droht zu scheitern an den Vorurteilen der Bewohnenden.
Der Bürgermeister des bretonischen Städtchens Paimpont, Sébastien Lejeune, trägt seine Schärpe um die vor Stolz geblähte Brust, als er den Journalisten des lokalen Senders von der Neuigkeit erzählt: Die Paimpontais nehmen ukrainische Geflüchtete bei sich auf. Gutes tun und medienwirksam darüber sprechen! Bürgermeister Lejeune beherrscht das politische Handwerk, aber mit den Barbaren in seinem Städtchen hat er nicht gerechnet. Und damit sind nicht die Geflüchteten gemeint.
Die geflüchtete Familie kommt an. Anders als gedacht, stammen sie aus Syrien. Der Widerstand der Kritikerinnen und Kritiker wächst. Doch als sie merken, dass die Frauen wider Erwarten kein Kopftuch tragen, eine höhere Bildung genossen haben als viele der Paimpontais und sogar Französisch sprechen, weckt dies Scham und Neid bei der lokalen Bevölkerung. Die Geschichte hätte alle Zutaten für ein Tragödie. Aber die Figuren sind wohlwollend charakterisiert und durchschaubar. «Les Barbares» ist ein Film fürs Herz, weil jederzeit klar ist, dass die Menschlichkeit der Kompass sein muss.
«Les Barbares», Frankreich 2024, Regie: Julie Delpy; Besetzung: Julie Delpy, Sandrine Kiberlaine, Laurent Lafitte
Kinostart am 27. März