Fasten­op­fer arbei­tet für ein bes­se­res Leben im Senegal

  • Im Sene­gal ermög­li­chen «Kale­bas­sen» — das sind Soli­da­ri­täts­spar­kas­sen, in die jeder ein­zahlt, was er ent­beh­ren kann — Hil­fe zur Selbst­hil­fe und stär­ken die Soli­da­ri­tät untereinander.
  • In Thi­al­ane wur­de mit Hil­fe einer Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on von Fasten­op­fer im Jah­re 2009 eine «Kale­bas­se« gegrün­det. Mitt­ler­wei­le besitzt die Kas­se 5000 Fran­ken, konn­te diver­se Aus­bil­dun­gen sowie die Neu­ein­rich­tung der Dorf­schu­le finan­zie­ren (zum Ver­gleich: Im Sene­gal kosten 500g Brot 30 Rappen).
 Mit­ten im Salo­um­del­ta, einem der gröss­ten Natur­schutz­ge­bie­te Sene­gals, liegt Thi­al­ane. Etwa 800 Men­schen leben noch hier, mehr als 2 000 sind weg­ge­zo­gen. Die Män­ner fan­gen Fische, die Frau­en ver­ar­bei­ten sie und pflücken Muscheln in den Man­gro­ven­wäl­dern oder bau­en Gemü­se an. Mehr gibt es auf die­sem klei­nen Flecken nicht zu tun. Armut ist weit ver­brei­tet. Es fehlt an Nah­rung und bei Krank­heit kön­nen die Pfle­ge­ko­sten nicht bezahlt wer­den. Nicht sel­ten füh­ren teu­re Kre­di­te führ­ten zu Ver­schul­dung.

Eine Kür­bisscha­le als Sparbüchse

Mit dem Kon­zept der «Kale­bas­se» aus einem Fasten­op­fer-Pro­jekt hat jedoch auch in Thi­al­ane ein posi­ti­ver Wan­del ein­ge­setzt. «An einer Ver­an­stal­tung habe ich zum ersten Mal von der Kale­bas­se gehört», erin­nert sich Ami­na­ta Bodi­an, Prä­si­den­tin einer Dorfs­par­kas­sen­grup­pe, die «Kale­bas­sen» genannt wer­den. «Ich bin zurück in unse­rer Dorf gereist und habe die Frau­en davon über­zeugt, dass auch wir eine sol­che Soli­da­ri­täts-Kale­bas­se grün­den sol­len.»Das war 2009. «Bei der ersten Samm­lung kamen 16 sene­ga­le­si­sche Francs zusam­men (das ent­spricht knapp 2 Rap­pen), heu­te haben wir über eine Mil­li­on Francs in der Kale­bas­se (das ent­spricht 5000 Schwei­zer Fran­ken)», weiss Ami­na­ta Bodi­an. Das von der Fasten­op­fer-Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on Féna­gie betreu­te Pro­jekt baut auf Frei­wil­lig­keit und nimmt Rück­sicht auf die finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten der meist weib­li­chen Mit­glie­der. In die «Kale­bas­se» – das ist eine Kür­bisscha­le (daher der Name) – zahlt jedes Mit­glied bei den Tref­fen so viel ein, wie gera­de zu ent­beh­ren ist. Bei der monat­li­chen Samm­lung, die fei­er­lich began­gen wird, ist die «Kale­bas­se» mit einem weis­sen Tuch bedeckt. Weiss steht für Rein­heit und Zuver­sicht. Jede Spen­de ist anonym. Nie­mand sieht, wie­viel das ein­zel­ne Mit­glied ein­be­zahlt.

Aus Ein­zel­kämp­fe­rin­nen wur­de ein Team

Ami­na­ta Bodi­an ist seit dem ersten Tag Prä­si­den­tin der Kale­bas­sen­grup­pe und jedes Mal, wenn sie zurück­tre­ten will, erklä­ren die andern Frau­en, sie wol­len kei­ne ande­re. Nur sie kön­ne die Geschicke der Grup­pe so gut len­ken. «Ich wuss­te zu Beginn nicht ein­mal, was das Wort Prä­si­den­tin über­haupt bedeu­tet», erin­nert sich Ami­na­ta Bodi­an lachend. Doch ent­schlos­sen pack­te sie die neue Auf­ga­be an: Sie liess die juri­sti­sche Form fest­hal­ten, ver­teil­te Ämter und fand für jede der Frau­en eine Auf­ga­be.Die 34 Frau­en erzäh­len, dass in der Zeit vor der Kale­bas­se alles anders war. Kei­ne von ihnen hät­te sich für die Gemein­schaft enga­giert. Jede hät­te ihr Leben gelebt und irgend­wie ver­sucht, den All­tag zu mei­stern. Seit die «Kale­bas­sen-Grup­pe» ein­ge­führt wur­de, hät­ten sie eine Per­spek­ti­ve. So kön­nen sich die Frau­en bei finan­zi­el­len Eng­päs­sen Geld aus­lei­hen und es zins­los zurück­be­zah­len. Kre­di­te wer­den gespro­chen, wenn Geld fehlt, um Schul­ko­sten, Gesund­heits­ko­sten oder Nah­rung zu finan­zie­ren.

Geld für über­le­bens­wich­ti­ge Aus­bil­dun­gen gespart

Die Frau­en haben mit dem gemein­sam gespar­ten Geld aber auch die Dorf­schu­le neu ein­ge­rich­tet und sich Aus­bil­dun­gen finan­ziert, in wel­chen sie etwa lern­ten, Lebens­mit­tel halt­bar zu machen. Das ist gera­de in Knapp­heits­pe­ri­oden über­le­bens­wich­tig.Die «Kale­bas­sen-Grup­pe» hat auch das Selbst­be­wusst­sein und die Wür­de der Frau­en gestärkt, meint deren Prä­si­den­tin. Gemein­sam haben die Frau­en von Thi­al­ane denn auch schon eini­ges erreicht. «Doch wir haben noch viel vor», kün­digt Ami­na­ta Bodi­an vol­ler Stolz an. «Wir wol­len ver­hin­dern, dass immer mehr Jun­ge abwan­dern müs­sen, weil sie hier kei­ne Zukunft haben. Wir wol­len, dass unser Dorf wie­der lebens­wert ist.» Die Öku­me­ni­sche Fasten­kam­pa­gne 2018Poli­ti­sche Span­nun­gen, Ungleich­heit und Kli­ma­kri­se ver­schär­fen sich immer mehr. Am stärk­sten lei­den die Men­schen, die bereits wenig haben. Auch unser Han­deln in der Schweiz hat Ein­fluss auf die Lebens­be­din­gun­gen in armen Län­dern. Eine wirk­li­che Ver­bes­se­rung der men­schen­un­wür­di­gen Situa­ti­on ist dort nur mög­lich, wenn auch wir uns ver­än­dern. Unter dem Mot­to «Wer­de Teil des Wan­dels» zei­gen Fasten­op­fer, Brot für alle und Part­ner sein in der Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne 2018 des­halb Hand­lungs­mög­lich­kei­ten auf.www.sehen-und-handeln.ch
Andreas C. Müller
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