Fasten­kam­pa­gne gegen den Klimawandel

«Weni­ger für uns. Genug für alle», so der Slo­gan der dies­jäh­ri­gen öku­me­ni­schen Kam­pa­gne, die mit Blick auf die dies­jäh­ri­ge Fasten­zeit von den kirch­li­chen Hilfs­wer­ken Fasten­op­fer und Brot für alle lan­ciert wur­de. Im Kern geht es um den Kli­ma­wan­del, unse­re Ver­ant­wor­tung dar­an und die Fol­gen für die Land­wirt­schaft bei uns und in den Län­dern des Südens.Pflan­zen brau­chen zum Wach­sen frucht­ba­ren Boden, Was­ser, Son­ne und Wär­me – und das alles in der rich­ti­gen Men­ge, im rich­ti­gen Ver­hält­nis und zur rich­ti­gen Zeit. Die­ses Gefü­ge bringt der Kli­ma­wan­del durch­ein­an­der. Es ist zu heiss, es ist zu trocken, dann wie­der reg­net es zu viel, zu hef­tig und zum fal­schen Zeit­punkt. Die Aus­wir­kun­gen auf den Anbau von Grund­nah­rungs­mit­teln wie Reis, Wei­zen und Mais sind dra­ma­tisch. Die glo­ba­le Ernäh­rungs­si­cher­heit ist in Gefahr. Der Welt­kli­ma­rat geht davon aus, dass in eini­gen afri­ka­ni­schen Län­dern die Mehr­heit der Bäue­rin­nen und Bau­ern, die auf Regen als Bewäs­se­rung ange­wie­sen sind, im Jahr 2020 nur noch halb so viel ern­ten kön­nen wie heu­te. Das ist in fünf Jah­ren. In Süd­asi­en ist die Reis­pro­duk­ti­on bedroht und welt­weit droht die Wei­zen­ern­te um fast die Hälf­te zurück­zu­ge­hen.Opfer und Täter glei­cher­mas­sen Kein Zwei­fel: Die Land­wirt­schaft ist Opfer des Kli­ma­wan­dels. Doch sie ist auch «Täter»: über 30 Pro­zent der men­schen­ge­mach­ten Treib­haus­ga­se gehen auf ihr Kon­to. Wenn Wäl­der gero­det und Hoch­moo­re trocken gelegt wer­den, um neu­es Acker­land zu gewin­nen; wenn aus Erd­öl pro­du­zier­ter Kunst­dün­ger mas­sen­haft auf die Fel­der gelangt; wenn schwe­re Maschi­nen den Boden umpflü­gen und Pflan­zen­gif­te aus Flug­zeu­gen ver­sprüht wer­den, dann ist die Land­wirt­schaft Kli­ma­kil­ler Num­mer eins. Nach der Ern­te geht es wei­ter: Wei­te­re 10 Pro­zent der Treib­haus­ga­se wer­den durch Ver­ar­bei­tung, Trans­port, Küh­lung, Erhit­zung, Zube­rei­tung und Ent­sor­gung von Lebens­mit­teln ver­ur­sacht. Kon­sum und Pro­duk­ti­on von Rind‑, Schwei­ne- und Pou­let­fleisch fal­len dabei beson­ders ins Gewicht: 80 Pro­zent der Emis­sio­nen aus der Land­wirt­schaft wer­den durch die Fleisch­pro­duk­ti­on ver­ur­sacht.Genü­gend zu Essen trotz Kli­ma­wan­del Wir­bel­stür­me, Über­schwem­mun­gen, Dür­ren – die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels bedro­hen in bereits Mil­lio­nen Men­schen. Brot für alle und Fasten­op­fer for­dern als Mit­glie­der der Kli­ma­al­li­anz mit einer Peti­ti­on an Bun­des­rä­tin Leu­thard, dass die Schweiz ihre Treib­haus­ga­se stär­ker redu­ziert und sich an der Finan­zie­rung von Kli­ma­schutz­mass­nah­men im Süden betei­ligt. Noch immer wer­den rund 70 Pro­zent der Lebens­mit­tel von Bäue­rin­nen und Bau­ern in Hand­ar­beit und mit tra­di­tio­nel­lem Wis­sen her­ge­stellt, für den loka­len Markt und die eige­ne Ver­sor­gung. Doch auch wenn sie wenig zum Kli­ma­wan­del bei­tra­gen, sind die klei­nen Betrie­be sei­nen Fol­gen oft schutz­los aus­ge­lie­fert. In Ent­wick­lungs­län­dern kom­men weder der Staat noch pri­va­te Ver­si­che­run­gen für den Ver­lust der Ern­te durch Über­schwem­mun­gen auf. Wer bereits am Rand des Exi­stenz­mi­ni­mums lebt, steht auch bei klei­ne­ren Ver­lu­sten schnell vor dem Nichts.Es gibt Alter­na­ti­ven Um sich gegen die Risi­ken des Kli­ma­wan­dels zu wapp­nen, schöp­fen schon jetzt vie­le Klein­be­trie­be aus dem rei­chen Fun­dus der öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft. Sie expe­ri­men­tie­ren mit loka­len Saat­gut­sor­ten, die sie an die ver­än­der­ten Regen­zei­ten anpas­sen. Sie pflan­zen Obst­bäu­me, die gleich­zei­tig Schat­ten spen­den, den Boden vor dem Aus­trock­nen und vor Ero­si­on schüt­zen. Das Pfle­gen des frucht­ba­ren Bodens ist das A und O einer kli­ma­freund­li­chen Land­wirt­schaft. Zudem för­dern heu­te die Rah­men­be­din­gun­gen eine Land­wirt­schaft, die so schnell und so viel wie mög­lich mit mög­lichst wenig Arbeit pro­du­ziert. Dafür wer­den natür­li­che Kreis­läu­fe in Ein­zel­tei­le zer­legt, ratio­na­li­siert und einer indu­stri­el­len Logik unter­wor­fen. Soll hier etwas ändern, muss auch die Han­dels­po­li­tik der Staa­ten, die Preis­po­li­tik von Lebens­mit­tel­kon­zer­nen und die Ein­kaufs­po­li­tik der Super­märk­te sowie unser Kon­sum­ver­hal­ten ändern. Nur dann kön­nen bäu­er­li­che Betrie­be gesun­de Lebens­mit­tel her­stel­len, die Arten­viel­falt erhal­ten und dem Kli­ma­wan­del ent­ge­gen­wir­ken.Tina Goe­the, Brot für alle
Andreas C. Müller
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