Fasten­kam­pa­gne 2020 — Gemein­sam für nach­hal­ti­ge Landwirtschaft

  • Seit 50 Jah­ren enga­giert sich das christ­li­che Hilfs­werk Fasten­op­fer zusam­men mit sei­nen Part­nern für eine gerech­te­re Welt. So auch wie­der im Rah­men der aktu­el­len Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne, die die­ses Jahr vom 26. Febru­ar bis 12. April läuft.
  • Im Fokus der Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne 2020 ste­hen die Klein­bau­ern im Süden und die Gefähr­dung ihrer Exi­stenz durch Saat­gut­kon­zer­ne und inter­na­tio­na­le Abkommen.
 Klein­bau­ern­fa­mi­li­en sor­gen mit tra­di­tio­nel­len Pflan­zen­sor­ten für Ernäh­rungs­si­cher­heit und Arten­viel­falt. Sie pas­sen ihre Züch­tun­gen ans loka­le Kli­ma und den Kli­ma­wan­del an, tau­schen, ver­viel­fäl­ti­gen und ver­kau­fen sie. 70 Pro­zent aller Nah­rungs­mit­tel wer­den so welt­weit von ihnen pro­du­ziert. Ein Erfolgs­mo­dell. Und doch bestim­men zuneh­mend Agrar­kon­zer­ne, was ange­baut wird.

Klein­bau­ern: Saatgutzwang

Strik­te Saat­gut- und Sor­ten­schutz­ge­set­ze haben in vie­len Län­dern Afri­kas, Latein­ame­ri­kas und Asi­ens zur Fol­ge, dass Klein­bau­ern­fa­mi­li­en zwin­gend indu­stri­el­les Saat­gut gros­ser Kon­zer­ne kau­fen müs­sen. Eben­die­se inter­na­tio­na­len Saat­gut­kon­zer­ne ori­en­tie­ren sich an gross­flä­chi­ger Land­wirt­schaft und set­zen auf weni­ge Sor­ten mit gröss­tem Gewinn. Dar­un­ter lei­det die Arten­viel­falt.Ein phil­ip­pi­ni­scher Reis­bau­er auf der Insel Mind­a­nao kom­men­tiert die­se Ent­wick­lung wie folgt: «Unse­re 12’000 Jah­re alte Erfah­rung in Pflan­zen­züch­tung und unse­re Bio­di­ver­si­tät sind von Zer­stö­rung bedroht, weil sich das indu­stri­el­le Saat­gut der Kon­zer­ne aus­brei­tet. Es ist schmerz­haft und ent­wür­di­gend, dass unse­re Züch­tun­gen nicht als Bei­trag zur Ernäh­rungs­si­che­rung und Bio­di­ver­si­tät aner­kannt wer­den.»

Dün­ger und Pesti­zi­de: Eine Armuts­fal­le für Kleinbauern

Es zeigt sich über­dies, dass das indu­stri­el­le Saat­gut schlecht an loka­le Bedin­gun­gen ange­passt ist – hung­rig nach Dün­ger und anfäl­lig für Schäd­lin­ge. Zum Saat­gut müs­sen also Pesti­zi­de und Dün­ger hin­zu­ge­kauft wer­den. In der Fol­ge ver­schul­den sich vie­le Klein­bäue­rin­nen und ‑bau­ern und gera­ten in Armut.Die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne 2020 macht mit dem Slo­gan «Gemein­sam für eine Land­wirt­schaft, die unse­re Zukunft sichert» auf die erwähn­ten Miss­stän­de auf­merk­sam – und zeigt auch Grund zur Hoff­nung: In Gua­te­ma­la wur­de ein stren­ges Sor­ten­schutz­ge­setz, das «Ley Monsan­to», vor­erst abge­wen­det. Auf den Phil­ip­pi­nen enga­giert sich ein Saat­gut­netz­werk für bäu­er­li­che Saat­gut­züch­tun­gen und gegen restrik­ti­ve Sor­ten­schutz­ge­set­ze. Im süd­li­chen Afri­ka set­zen sich Land­frau­en­be­we­gun­gen gegen Gen-Mais und für agrar­öko­lo­gi­sche und res­sour­cen­scho­nen­de Anbau­me­tho­den ein. Auch mit Hil­fe von Fasten­op­fer und ihrer loka­len Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen konn­ten vie­le die­ser Pro­zes­se auf­ge­baut und durch­ge­führt wer­den.

Kampf gegen Freihandelsabkommen

Der­zeit ver­han­delt die Schweiz ein Frei­han­dels­ab­kom­men mit Malay­sia. Dar­in ist ein Pas­sus auf­ge­führt, der das tra­di­tio­nel­le Saat­gut­sy­stem von malay­si­schen Bäue­rin­nen und Bau­ern bedroht. Für Fasten­op­fer und sei­ne Part­ner­hilfs­wer­ke ist das inak­zep­ta­bel. Mit Soli­da­ri­täts­brie­fen ans Staats­se­kre­ta­ri­at für Wirt­schaft (Seco) for­dert Fasten­op­fer mit sei­nen Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen aus dem Süden, dass die­ser Abschnitt im Frei­han­dels­ab­kom­men her­aus­ge­nom­men wird. Eben­so rufen sie Pfar­rei­en und Kirch­ge­mein­den auf, einen sol­chen Brief zu schrei­ben. Wenn Hun­ger und Armut ver­hin­dert oder redu­ziert wer­den sol­len, müs­sen klein­bäu­er­li­che und kli­ma­freund­li­che Anbau­mo­del­le gestärkt wer­den – im glo­ba­len Süden, wie auch hier, in der Schweiz. 
Andreas C. Müller
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