«Es kann der Anfang von etwas Gros­sem sein»

«Es kann der Anfang von etwas Gros­sem sein»

«Es kann der Anfang von etwas Gros­sem sein»

Myr­ta Brun­ner aus Basel traf als Teil einer Grup­pe jun­ger Men­schen Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer der Welt­syn­ode in Rom

Vom 12. bis 16. Okto­ber hat sich eine Grup­pe von jun­gen Men­schen aus den deutsch­spra­chi­gen Län­dern in Rom auf­ge­hal­ten und mit ver­schie­de­nen Teilnehmern/innen der Welt­syn­ode getrof­fen. Mit dabei: Myr­ta Brun­ner aus Basel, Prä­ses von Jung­wacht und Blau­ring Therwil.Wie kam es dazu, dass Sie an die­ser Rei­se dabei waren?Myr­ta Brun­ner: Die Anfra­ge kam von den Bun­des­prä­si­des von Jub­la Schweiz an alle Prä­si­des von Jung­wacht und Blau­ring. Mich beschäf­tigt es, was mit der Kir­che pas­siert, des­halb woll­te ich mich der Grup­pe anschlies­sen. An der Rom­rei­se nah­men 17 Per­so­nen aus den deutsch­spra­chi­gen Län­dern teil, dar­un­ter fünf aus der Schweiz. Den Anstoss zur Rei­se gab die Grup­pe DACHS (Deutschland–Österreich–Schweiz–Südtirol), ein Zusam­men­schluss von Jugend­or­ga­ni­sa­tio­nen aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum, der sich im Zusam­men­hang mit der Jugend­syn­ode 2018 in Rom gebil­det hat.Mit wel­chen Zie­len rei­sten Sie an die Syn­ode nach Rom?Das Mot­to unse­rer Rei­se war «Kei­ne Syn­oda­li­tät ohne jun­ge Men­schen!». Wir wuss­ten nicht im Detail, wie das Pro­gramm aus­se­hen wird, dar­um war ich eher offen. Aber ich woll­te zei­gen: Uns jun­gen Men­schen ist an der Kir­che gele­gen. Und dar­in woll­te ich mich auch mit ande­ren ver­net­zen, um uns zu bestär­ken.Die Rei­se­grup­pe kann man als eine Lob­by der (deutsch­spra­chi­gen) Jugend an der Syn­ode sehen. Für wel­che inhalt­li­chen Anlie­gen tre­ten Sie ein?Unse­re Lob­by­ar­beit ziel­te auf die Sicht­bar­keit und den Ein­be­zug von jun­gen Men­schen an der Syn­ode ab. Inhalt­lich ste­hen für mich The­men im Vor­der­grund wie die Gleich­stel­lung der Frau, ein Über­den­ken des Zöli­bats und der Macht­struk­tu­ren in der Kir­che und die Ver­hin­de­rung von wei­te­ren Miss­bräu­chen. Die Kir­che soll ein siche­rer Ort sein und die Diver­si­tät der Gesell­schaft aner­ken­nen. Alle Men­schen sol­len in der Kir­che will­kom­men sein, auch que­e­re Men­schen.Waren Sie sich inner­halb der Grup­pe über die­se The­men einig? Wor­über gab es Diskussionen?Inhalt­lich hat­ten wir eine ähn­li­che Rich­tung, aber die­se Fra­gen haben wir nicht ver­tieft dis­ku­tiert. Inten­siv gerun­gen haben wir über die Fra­ge: Reicht die­se Syn­ode aus? Braucht sie kon­kre­te Zie­le? Wir waren uns einig, dass es ein lan­ger Weg sein wird. Die Syn­ode öff­net einen Spiel­raum für Ver­än­de­run­gen, aber sie hat bis­her kein kla­res Ziel.Wie kamen Sie in Kon­takt mit Teilnehmern/innen der Syn­ode? Mit wem konn­ten Sie sprechen?Es gab ein Tref­fen mit deutsch­spra­chi­gen Synodenteilnehmern/innen: Mit der Schwei­ze­rin Hele­na Jep­pe­sen, mit den Bischö­fen Georg Bät­zing (Lim­burg, Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz), Ste­fan Oster (Pas­sau), Franz-Josef Over­beck (Essen), Franz Lack­ner (Salz­burg, Vor­sit­zen­der der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz) und Tho­mas Söding, Vize­prä­si­dent des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken. Vor die­sem Aus­tausch mit den Syn­oda­len haben wir gemein­sam eine Mes­se unter Lei­tung von Bischof Over­beck gefei­ert. Alle stan­den um den Altar. Für mich ist das ein Zei­chen, dass die Syn­oda­len nicht unin­ter­es­siert zuhör­ten, son­dern sich dar­auf ein­ge­las­sen haben, mit uns zu fei­ern und auf Augen­hö­he zu begeg­nen.Gab es neben die­sem offi­zi­el­len Ter­min wei­te­re Gespräche?Ein sepa­ra­tes Tref­fen hat­ten wir mit Frè­re Alo­is, dem Pri­or von Tai­zé. Wir tra­fen auch Per­so­nen, die nicht Syn­oda­le sind, aber bei der Syn­ode mit­ar­bei­ten, und ande­re nicht stimm­be­rech­tig­te Grup­pen wie #OutIn­Church und die Alli­anz Gleich­wür­dig Katho­lisch. Ertrag­reich waren auch infor­mel­le Gesprä­che mit anders­spra­chi­gen Synodenteilnehmern/innen, die wir spon­tan ange­spro­chen haben.Was haben all die Gesprä­che aus Ihrer Sicht gebracht?Wir hof­fen, dass jun­ge Men­schen im zwei­ten Teil der Syn­ode, im Okto­ber 2024, mehr invol­viert sein wer­den, mög­lichst mit Stimm­recht. Und dass die Syn­ode trans­pa­rent wird. Heu­te sind uns der Pro­zess, die Metho­de und die Aus­wahl der Teil­neh­men­den nicht klar.Und für Ihre kon­kre­ten Anliegen?Wir haben erkannt, dass es jetzt noch nicht um kon­kre­te Punk­te für die Ver­än­de­rung geht, son­dern um die Syn­oda­li­tät. Aber in den infor­mel­len Gesprä­chen kam das schon zur Spra­che. Hele­na Jep­pe­sen und die Bischö­fe haben uns gegen­über betont, dass die The­men, die aus der Bevöl­ke­rung kom­men, an der Syn­ode ange­spro­chen wer­den und auf dem Tisch sind. Und ich den­ke, dass der Druck anhal­ten wird.Und jetzt: Was erwar­ten Sie von der Syn­ode in Rom, als rea­li­sti­sche Prognose?Nicht viel Kon­kre­tes, ver­mut­lich wird es noch kei­ne Beschlüs­se von Mass­nah­men geben. Aber ich habe das Gefühl, dass etwas in Bewe­gung kommt, dass es der Anfang von etwas Gros­sem ist. Den Synodenteilnehmern/innen ist bewusst, dass sie jetzt den Ver­lauf des zwei­ten Syn­oden­teils beein­flus­sen kön­nen.Spür­ten Sie in den Gesprä­chen, dass an der Syn­ode die Angst vor einer Kir­chen­spal­tung umgeht?Das kam zur Spra­che. Jemand bemerk­te dazu, dass die Spal­tung schon statt­fin­det, in der Form von Kir­chen­aus­trit­ten. Die Syn­ode zeigt auf, wie viel­fäl­tig die­se Kir­che bereits ist. Wenn wir die­ser Viel­falt gerecht wer­den kön­nen, müs­sen wir uns nicht vor einer Spal­tung fürch­ten.Was bedeu­tet Ihre Rei­se an die Syn­ode für Sie per­sön­lich und Ihr Enga­ge­ment in der Kirche?Ich möch­te mich noch mehr mit der Erneue­rung der Kir­che aus­ein­an­der­set­zen und mich natio­nal und inter­na­tio­nal mit Grup­pie­run­gen ver­net­zen, die sich für Ver­än­de­run­gen ein­set­zen. Ein kon­kre­tes Ziel ist, dass mehr jun­ge Men­schen an der Syn­ode teil­neh­men. Die Rei­se hat mei­ne Hoff­nung bestä­tigt, dass etwas in Bewe­gung ist. Die Öff­nung der Bischofs­syn­ode für nicht­bi­schöf­li­che Mit­glie­der ist ein Schritt. Ver­schie­de­ne Synodenteilnehmer/innen sag­ten uns, dass die Run­den Tische an der Syn­ode ganz ande­re Gesprächs­si­tua­tio­nen bewir­ken als frü­her.Wer­den Sie im näch­sten Okto­ber wie­der nach Rom gehen?Ich kann mir das vor­stel­len. Die Grup­pe DACHS wird auf jeden Fall dran­blei­ben. In unse­rer Grup­pe wird die Idee dis­ku­tiert, dass wir am zwei­ten Syn­oden­teil im Okto­ber 2024 mit weni­ger Per­so­nen gleich­zei­tig, dafür über län­ge­re Zeit in Rom prä­sent wären. Wir wären auch bereit, an der Syn­ode als stimm­be­rech­tig­te Mit­glie­der teil­zu­neh­men. Aber das liegt in der Hand der jet­zi­gen Synodenteilnehmer/innen und des Pap­stes. Inter­view: Chri­sti­an von Arx
Leonie Wollensack
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