Erst­kom­mu­ni­on im zwei­ten Anlauf

Erst­kom­mu­ni­on im zwei­ten Anlauf

  • Zuerst die Absa­ge, dann das auf­wen­di­ge Neu­or­ga­ni­sie­ren: Erst­kom­mu­ni­on und Fir­mung im Coro­na­mo­dus for­der­ten die Pfarreien.
  • Anspruchs­voll für die Kin­der und Jugend­li­chen war das lan­ge War­ten. Die Kate­che­tin­nen zeig­ten sich kreativ.
  • Das erfreu­li­che Echo auf die Fei­ern im inti­me­ren Rah­men könn­te durch­aus zukunfts­wei­send sein.

Stell­ver­tre­tend für ihre 23 Gspän­li waren sich Sophie, Rami­ro, Jonah und Elia­na aus der Pfar­rei Mei­ster­schwan­den-Fahr­wan­gen-Seen­gen nach der Fei­er ihrer Erst­kom­mu­ni­on einig: «Es häd mer sehr guet gfal­le», «I ha sogar öppis dör­fe säge am Ambo», «Und ech ha dör­fe d Für­bit­te läse», «Jetzt göm­mer zäme met dä Fami­lie go ässe.» Grund­sätz­lich kei­ne über­ra­schen­den Aus­sa­gen. Im Coro­na­jahr 2020 durchaus.

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Unwir­sche Töne zu Coro­na-beding­ten Einschränkungen

Denn eigent­lich hät­te ihr bedeu­ten­des Fest bereits ein hal­bes Jahr frü­her statt­fin­den sol­len. Aus bekann­ten Grün­den muss­ten die Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern, wie in den mei­sten Pfar­rei­en im Aar­gau auch die Fir­mun­gen, ver­scho­ben wer­den. Ein ver­ständ­li­cher Ent­scheid, der aber die Gemü­ter beweg­te. Gemein­de­lei­te­rin Doro­thea Wey: «Lan­ge wuss­ten wir nicht, wann wir die Fei­ern nach­ho­len kön­nen. Die Unsi­cher­heit war nicht immer ein­fach zum Aus­hal­ten.» Kate­che­tin Susan­ne Löp­fe: «Der Ent­scheid hat mich trau­rig gemacht. Im Unter­richt haben wir uns fast ein Jahr lang auf die­sen Tag vor­be­rei­tet.» Gleich fühl­te Kaplan Franz Xaver Amrein, Ansprech­per­son der Pfar­rei Zufi­kon: «Kon­kre­ti­siert hat sich das noch an einem Erst­kom­mu­ni­kan­ten, der in der Oster­nacht hät­te getauft wer­den sol­len. Das wäre für die Pfar­rei ein ein­drück­li­ches Erleb­nis gewe­sen.» Schliess­lich Mar­ti­na Suter: «Mei­ne Hal­tung war stets fol­gen­de: Wenn Olym­pia­de, Fuss­ball-EM ver­scho­ben und Fir­men geschlos­sen wer­den müs­sen, dann schaf­fen wir es auch, eine Erst­kom­mu­ni­on zu ver­schie­ben», so die Pasto­ra­le Mit­ar­bei­te­rin und Bereichs­lei­tung Kate­che­se im Pasto­ral­raum Obe­res Freiamt.

Als schliess­lich wie­der gefei­ert wer­den durf­te, begann das Neu­or­ga­ni­sie­ren. Die ent­wickel­ten Lösun­gen fan­den nicht über­all Anklang. Unwir­sche Töne dran­gen etwa aus Lau­fen­burg via Aar­gau­er Zei­tung an die Öffent­lich­keit. «Peter Dani­el ist sau­er und ent­täuscht zugleich. Zu gern wäre er bei der Erst­kom­mu­ni­on­fei­er sei­nes Enkels dabei gewe­sen. Doch laut Pasto­ral­raum­lei­ter Tho­mas Frey dür­fen ledig­lich Geschwi­ster und Eltern der Kom­mu­ni­kan­ten an der Fei­er teil­neh­men», hiess es im Arti­kel und wei­ter: «Das ist ein trau­ri­ger Ein­stieg ins christ­li­che Leben, wenn ein Teil der Lieb­sten der Fei­er fern­blei­ben muss», so Dani­el. Tho­mas Frey, zustän­di­ger Pasto­ral­raum- und Gemein­de­lei­ter, nimmt dazu gegen­über Hori­zon­te Stel­lung: «Reak­tio­nen wie die­se hat­ten ihre Ursa­che in der Tat­sa­che, dass wegen des Schutz­kon­zepts für Got­tes­dien­ste nicht belie­big vie­le Per­so­nen zu den Fei­ern zuge­las­sen wer­den konn­ten. Des­halb hat es ein gemein­sa­mes Tref­fen der Kate­che­tin­nen, Seel­sor­ge und Kir­chen­pfle­ge mit den Eltern gege­ben, in dem die zugrun­de lie­gen­den Schwie­rig­kei­ten bespro­chen wer­den konn­ten. Es wur­de eine Lösung gefun­den», erklärt der Dia­kon und ergänzt selbst­kri­tisch: «Die­ses Tref­fen von Eltern und Ver­ant­wort­li­chen hät­te frü­her statt­fin­den können.»

Mobi­le Stüh­le und aus­ein­an­der gescho­be­ne Sitzreihen

Ein gros­ses The­ma für die Kin­der war das War­ten auf ihren gros­sen Tag. Rasch reagier­ten die zustän­di­gen Kate­che­tin­nen. «Wir haben am Tag, an dem die Erst­kom­mu­ni­on gewe­sen wäre, allen Kin­dern eine spe­zi­el­le Ker­ze mit einem per­sön­li­chen Brief in den Brief­ka­sten gelegt», berich­tet Mar­ti­na Suter. Beson­ders krea­tiv war Susan­ne Löp­fe. Kurz vor der Erst­kom­mu­ni­on gab es Post für alle Kin­der. «Damit sie wuss­ten, dass ich an sie dach­te. Ich hat­te für jedes Kind eine Ker­ze ange­zün­det und eine Deko mit Jesus gemacht. Das Bild war dann auf der Kar­te. Das hat die Kin­der wie auch die Eltern gefreut.»

Dass die aus­ser­ge­wöhn­li­che Lage durch­aus am Gedulds­fa­den zerr­te, gaben die im Rah­men der Hori­zon­te-Umfra­ge Ange­schrie­be­nen durch­wegs zu. Doro­thea Wey: «Ich war im Vor­feld ner­vö­ser als sonst. Es hat sich aber gezeigt, dass sich unse­re Über­le­gun­gen und Vor­be­rei­tun­gen gelohnt haben. So haben wir etwa die Sitz­rei­hen aus­ein­an­der­ge­scho­ben, um die Abstän­de ein­hal­ten kön­nen.» Den Vor­teil der mobi­len Stüh­le im Kir­chen­raum haben längst nicht alle Pfar­rei­en. Dass die Bän­ke deut­lich mehr Kopf­zer­bre­chen ver­ur­sach­ten, zeig­te sich am Bei­spiel St. Seba­sti­an Wettingen.

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Franz Xaver Amrein: «Kon­tin­gen­tier­te Fei­er gewohnt» 

Im Eltern­brief von Chri­sti­na Wun­der­lin hiess es dar­um: «Bit­te beach­ten Sie, dass die Zahl der maxi­ma­len Plät­ze pro Bank­rei­he vari­iert, da nicht alle Bän­ke gleich lang sind. Es gibt Bän­ke mit 15, 13 oder 10 Sitz­plät­zen für erwach­se­ne Per­so­nen, von schma­ler bis nor­ma­ler Sta­tur. Ich bin mir bewusst, dass dies für eine gewis­se Unge­rech­tig­keit sorgt, möch­te die­ses Pro­blem jedoch ver­su­chen, best­mög­lich mit Ihrer Mit­hil­fe zu lösen.» Weil die Sache nicht auf Anhieb klapp­te, muss­te die Pfar­rei­seel­sor­ge­rin in Aus­bil­dung auf ihren Plan B zurück­grei­fen und mit­tels Los­ver­fah­ren den Fami­li­en die Bän­ke zuwei­sen. Rou­ti­niers wie der 74-jäh­ri­ge Franz Xaver Amrein nah­men es da gelas­se­ner: «In mei­ner frü­he­ren Pfar­rei, Win­disch, muss­ten wir schon lan­ge vor Coro­na die Sitz­plät­ze zur Erst­kom­mu­ni­on­fei­er kon­tin­gen­tie­ren. Denn der Pfar­rei gehör­ten damals vor­wie­gend Fami­li­en mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund an, wel­che sonst in Gross­for­ma­ti­on zur Fei­er erschie­nen wären.»

Gene­rell über­rasch­te das von Gelas­sen­heit bis Hek­tik gepräg­te Echo aus den Pfar­rei­en auf die Hori­zon­te-Umfra­ge zu Erst­kom­mu­ni­on und Fir­mung in Coro­na­zei­ten. Sah man sich einer­seits aus­ser­stan­de, noch vor den Fei­er­lich­kei­ten auf die gestell­ten Fra­gen zu ant­wor­ten, fand sich ande­rer­seits, trotz zwei Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern am einen und zwei Fir­mun­gen am dar­auf­fol­gen­den Wochen­en­de, Zeit dafür.

«Die schön­ste Fei­er von allen»

Vie­ler­orts sind die Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern und sogar schon die Fir­mun­gen 2020 Geschich­te. Das Fazit fällt durch­wegs zufrie­den aus. Gelö­ste Stim­mung, schö­ne Fei­ern im bedäch­ti­ge­ren Rah­men. «Die Fami­li­en haben gut mit­ge­macht und die Mass­nah­men ein­ge­hal­ten. Wir haben vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen erhal­ten», freut sich Doro­thea Wey. Dickes Lob gab es in Zufi­kon für Franz Xaver Amrein: «Die Gross­mutter des Jun­gen, der erst eine Woche vor der Erst­kom­mu­ni­on getauft wur­de, ist nach dem Got­tes­dienst zu mir gekom­men und hat gesagt: ‹Herr Kaplan, ich habe schon vie­le Erst­kom­mu­ni­on­fei­ern mit­er­lebt. Das war jetzt wirk­lich die schön­ste von allen.›»

Zum Schluss Erst­kom­mu­ni­kan­tin Ele­ni Schürch, die in Wet­tin­gen gefei­ert hat: «Bei der Kom­mu­ni­on habe ich ein beson­ders gros­ses Stück erwischt, es war ein Teil der Hostie, die der Pfar­rer gebro­chen hat. Wegen Coro­na gab es kei­nen Apé­ro. Aber wir haben zusam­men mit mei­nem Cou­sin, der auch Erst­kom­mu­ni­on fei­er­te, neben der Kir­che einen klei­nen Apé­ro orga­ni­siert. Dabei haben wir zwei Erst­kom­mu­ni­kan­ten das weis­se Kleid bald aus­ge­zo­gen, weil wir so geschwitzt haben.»

 

Andreas C. Müller
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