Errichtung Pastoralraum Aargauer Limmattal
- Verhältnismässig still und leise wurde am vergangenen Samstag der zahlenmässig grösste Pastoralraum des Kantons Aargau mit rund 26 000 Gläubigen errichtet.
- Coronabedingt kein Fest, noch nicht einmal ein Apéro – und dies, nachdem nach Jahren des Bemühens endlich eine gangbare Lösung gefunden werden konnte.
- Aussagen von Seiten der Kommunikationsverantwortlichen Elvira Rumo und Bistumssprecher Hansruedi Huber lassen jedoch darauf schliessen, dass der begangene Festakt lediglich ein mühsam errungenes Etappenziel markiert.
Im Corona-Jahr 2020 ist alles etwas anders, auch die Einweihung eines Pastoralraums. Das Ereignis, welches am vergangenen Samstag in der Kirche Baden feierlich begangen wurde, hätte zweifellos mehr als die zugelassenen 85 Gläubigen angelockt. Diese mussten sich der Pandemie wegen im Voraus anmelden.
Erbitterte Konflikte auf dem Weg zur Errichtung
Durch die Feier führten der Badener Stadtpfarrer Josef Stübi und der Basler Bischof Felix Gmür. Josef Stübi erinnerte daran, wie vielfältig der neu geschaffene Pastoralraum sei. Zwischen den Zeilen war zu vernehmen, dass die Gründung ebendieses Konstrukts ein Kraftakt gewesen sein muss. Auch Bischof Felix Gmür gestand dies ein, indem er meinte: «Bei der Gründung des Pastoralraums Limmattal ging es ums Eingemachte.» Umso mehr würdigte der Bischof die Arbeit von Josef Stübi und der mitwirkenden Kirchgemeinden und Mitglieder der Kirchenpflege.Noch 2017 scheiterte das Grossprojekt am Widerstand der Kirchgemeinden gegen den präsentierten Zusammenarbeitsvertrag. Die Fronten schienen verhärtet, als der Badener Stadtpfarrer und Domherr Josef Stübi nach der damaligen Gemeindeleiterin von Wettingen und Würenlos, Ulrike Zimmermann, die Verantwortung für dieses Projekt übernahm. Personalfluktuation und verschiedene andere Ärgernisse hatten zu erbitterten Diskussionen an einigen Kirchgemeindeversammlungen geführt. «Der ganze Prozess war insofern unglücklich, als dass die erste Projektleitung eher polarisierend gewirkt hatte», erinnert sich Elvira Rumo, Kommunikationsverantwortliche des neu errichteten Pastoralraums. «Die Grundproblematik war jedoch die Grösse. Und damit verbunden, die Angst vieler Gläubiger, dass die Pfarreien ihre Identität und Unabhängigkeit verlieren könnten.»
Lösung war nur nach Zugeständnis möglich
Mit viel diplomatischem Geschick gelang es Josef Stübi schliesslich, das ambitionierte Projekt doch noch auf die Zielgerade zu bekommen. Gelungen ist dies mit einerKonzession: mit der Schaffung von drei Untereinheiten, drei sogenannten Leitungseinheiten. Die drei Einheiten Baden-Ennetbaden, Wettingen-Würenlos und Neuenhof-Killwangen-Spreitenbach behalten, wo sinnvoll und zielführend, ihre Autonomie. «Alles andere wäre als nicht praktikabel erachtet worden», so die Kommunikationsverantwortliche.Ist der Kompromiss der Grund, dass auf Feierlichkeiten weitgehend verzichtet wird? Nein, allem vorab sei das der aktuellen Situation geschuldet, erklärt Elvira Rumo in Anlehnung an die vom Bund erlassenen Schutzempfehlungen des Bundesrates, meint dann aber: «Ursprünglich war eine schöne Feier am Muttertag geplant. Unter den gegebenen Umständen sollte eigentlich alles abgesagt werden, weil die Situation so unsicher war.» Doch Bischof Felix Gmür habe errichten wollen. Hansruedi Huber, Sprecher von Bischof Felix Gmür widerspricht: «Der Termin im Juni sei auf ausdrücklichen Wunsch der Verantwortlichen vor Ort gewählt worden.»
Druck von Seiten des Bistums?
«Wenn kein Gottesdienst möglich gewesen wäre», so Elvira Rumo, «wäre der Pastoralraum per Dekret errichtet worden. Aber das wollte niemand. Daher die Feier in der aktuell möglichen Form – auch wenn das nicht dem entspricht, was wir uns für die Pfarreien und die Gläubigen gewünscht haben.» Diese Aussage stimme nicht, sagt Hansruedi Huber. «Zutreffend ist, dass im Verlauf dieses und des nächsten Jahres einige Pastoralräume in Absprache mit den Betroffenen errichtet werden, ohne dass das Pastoralraumkonzept vorliegt. Das Pastoralraumkonzept wird dann nach der Errichtung erarbeitet.»Harald Völker, Vizepräsident der Kirchenpflege Würenlos, erklärte gegenüber Horizonte, dass Würenlos, zusammen mit Killwangen, die kleinste Gemeinde des Pastoralraums sei und sich dementsprechend für ihre Eigenheiten, wie zum Beispiel die Freiwilligenarbeit, habe einsetzen müssen. Harald Völker zeigte sich froh darüber, dass das Bündnis letztendlich zustande gekommen sei und blickt optimistisch in die Zukunft. Dass die Feierlichkeiten zu diesem Ereignis nach dem Gottesdienst abrupt zu Ende waren, war in seinen Augen kein Drama. Vielleicht könne man dies ja in einem Jahr nachholen – und dann darauf anstossen, dass die neun Kirchgemeinden tatsächlich zusammen gefunden haben.