Erneue­rung mit Brennesseln

Der ehe­ma­li­ge Ein­sied­ler Abt Mar­tin Wer­len will die Glut unter der Asche nach oben keh­ren, damit wie­der rich­tig Leben in die Kir­che kommt. Der Aar­gau­er Prie­ster Adri­an Bolz­ern bevor­zugt für die­se Erneue­rung Brennes­seln. Der Prie­ster setzt sich an vor­der­ster Front für die Kam­pa­gne «Chan­ce Kir­chen­be­ru­fe» ein, wel­che die katho­li­sche Kir­che in der Deutsch­schweiz lan­ciert hat.Selbst­mit­leid sei der fal­sche Weg, bemerk­te Adri­an Bolz­ern, anläss­lich der Vor­stel­lung der Pfings­tak­ti­on der Kam­pa­gne «Chan­ce Kir­chen­be­ru­fe» in Aar­au. Man müs­se selbst­be­wusst auf­tre­ten, um die katho­li­sche Kir­che wie­der auf Vor­der­mann zu brin­gen. Die­ses Ziel ver­folgt auch der ehe­ma­li­ge Abt von Ein­sie­deln, heut kurz «Mönch Mar­tin» genannt. Er sorg­te als Abt mit sei­ner Bro­schü­re «Mit­ein­an­der die Glut unter der Asche ent­decken» im Jahr 2012 für gros­ses Auf­se­hen. Adri­an Bolz­ern will jedoch nicht die Asche keh­ren, son­dern die Glut auf ande­re Wei­se ent­fa­chen. Er plä­diert für Brennes­seln. Die­se sind, wie er auch in der Pre­digt zu sagen pfle­ge, das rea­le Zei­chen für das, was der Hei­li­ge Geist erneu­ert. «Erneue­rung kann auch weh tun», lässt der Prie­ster durch­blicken. Wer mit ent­blöss­ten Bei­nen in Brennes­seln tritt, «ist auf ein­mal sehr wach». Man wird aus sei­ner Gleich­gül­tig­keit her­aus­ge­ris­sen. Der Geist, der abwe­send war, ist plötz­lich voll prä­sent. Genau das will der Prie­ster. Dar­um setzt er sich bedin­gungs­los für die Kam­pa­gne «Chan­ce Kir­chen­be­ru­fe» ein. Die Kir­che soll nicht Asche hüten, son­dern offen sein für Neu­es.

Jugend­li­che wol­len, dass Kir­che ihnen entgegenkommt

«Chan­ce Kir­chen­be­ru­fe» will  stär­ker auf die Jugend zuge­hen. zu die­sem Zweck lan­cier­te die Akti­on eine Umfra­ge und brach­te im März Jugend­li­che im Alter von 17 bis 23 Jah­ren mit dem Bas­ler Bischof Felix Gmür zusam­men. Die Kir­che müs­se sich wan­deln, hat­te die 18-jäh­ri­ge Andrea Keusch aus Bos­wil im Frei­amt gefor­dert. Die Gesell­schaft ände­re sich, die Kir­che müs­se sich mit den Got­tes­dien­sten anpas­sen. Die Aar­gaue­rin erhielt Unter­stüt­zung von Lea Wil­lau­er aus Wet­zikon, die sag­te: «Ich wün­sche, dass die Kir­che uns ent­ge­gen­kommt und nicht wir uns anpas­sen müs­sen.»Adri­an Bolz­ern will auf­ge­weck­te Men­schen, wel­che die Welt ver­ste­hen und auch deu­ten sol­len. Im sozia­len Wald, den die Gesell­schaft bil­det, soll die Kir­che als Brennes­sel wir­ken. Das Risi­ko ist gross. «Das beste Bei­spiel für die Brennes­sel ist Jesus Chri­stus. Er hat die Men­schen so gebrannt, dass sie ihn am Schluss umge­bracht haben.» Die Kir­che ist nicht eine «Kuschel­re­li­gi­on, die sagt: Wir sind alle lieb. Sie kann ab und zu ein­mal hart aus­tei­len», meint der Prie­ster – auch wenn Jesus mit Palm­zwei­gen in Jeru­sa­lem begrüsst wur­de. Bolz­ern weist dar­auf hin, dass der «Palm­sonn­tag» nicht die glei­che Bedeu­tung wie «Pfing­sten» hat. Letz­te­res ist das Fest des Hei­li­gen Gei­stes. Nach dem Pfingst­er­eig­nis hat­ten die Jün­ger auf ein­mal den Mut, in die Welt hin­aus zu gehen.

«Wir haben etwas zu bieten»

Anders als der Palm­zweig soll die Brennes­sel «uns bren­nen, damit wir auf­wa­chen und nicht mehr kla­gen, es kommt nie­mand mehr in die Kir­che. Son­dern sagen: Wir haben etwas zu bie­ten. Wir sind wach, wir ver­su­chen, auch bei den jun­gen Men­schen zu sein.» Die Kir­che müs­se zei­gen, dass sie eine attrak­ti­ve Orga­ni­sa­ti­on ist, «in der man nicht nur arbei­ten kann, son­dern in der sich auch lohnt, sich in der Frei­wil­li­gen­ar­beit zu enga­gie­ren». Die Jugend ste­he heu­te lei­der mehr auf Hanf als auf Brennes­sel, meint Adri­an Bolz­ern augen­zwin­kernd und ergänzt: «In der Kir­che brau­chen wir kei­nen Hanf, da haben wir den Weih­rauch. Wir sind schon abge­deckt.»Wie­der ernst fügt er hin­zu, dass er sich schon oft­mals gefragt habe, war­um Gott über­haupt so ein Gewächs wie die Brennes­sel geschaf­fen habe. Auch die­se Pflan­ze habe posi­ti­ve Sei­ten. «Sehr vie­le älte­re Men­schen haben bestä­tigt, dass die Brennes­sel ein Heil­mit­tel ist. Sie hat hei­len­de Wir­kung – und dass passt ganz genau zum Hei­li­gen Geist.»www.chance-kirchenberufe.ch
Andreas C. Müller
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