Ent­wick­lungs­län­der sind dem Virus schutz­los ausgeliefert

Ent­wick­lungs­län­der sind dem Virus schutz­los ausgeliefert

Ent­wick­lungs­län­der sind dem Virus schutz­los ausgeliefert

Kli­ma­kri­se ver­schlim­mert die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen von Coro­na im Süden

Im glo­ba­len Süden kämp­fen die Armen bereits jeden Tag mit den ver­hee­ren­den Kli­ma­fol­gen. Wegen feh­len­der Res­sour­cen sind sie auch der Gesund­heits­kri­se Covid-19 schutz­los ausgeliefert.Wie in ver­gan­ge­nen Kri­sen gera­ten bei Covid-19 die schwäch­sten Mit­glie­der in der Gesell­schaft am stärk­sten unter die Räder. Das stimmt für die Schweiz und gilt erst recht für ärme­re Län­der: Weil vie­ler­orts öffent­li­che Sozi­al­sy­ste­me und eine flä­chen­decken­de Gesund­heits­ver­sor­gung feh­len, gera­ten die Ärm­sten in Ent­wick­lungs­län­dern in exi­sten­zi­el­le Nöte. Mit dem Virus wird sich ihre Lage ver­schlim­mern. Bereits befürch­tet die UNO, die Zahl der Hun­gern­den könn­te sich bis Ende Jahr ver­dop­peln.Was für Covid-19 stimmt, trifft eben­so für die glo­ba­le Kli­ma­kri­se zu: Wie Coro­na betrifft auch die fort­schrei­ten­de Erd­er­wär­mung jeden Men­schen auf die­ser Erde. Die Ärm­sten im glo­ba­len Süden trifft es am här­te­sten. Ihnen feh­len die Mög­lich­kei­ten, sich ange­mes­sen auf Kri­sen jed­we­der Art vor­zu­be­rei­ten. Die betrof­fe­nen Men­schen kämp­fen zur sel­ben Zeit gegen die noch unab­seh­ba­ren Fol­gen von Coro­na und gegen die täg­li­chen Ver­wü­stun­gen durch die Kli­ma­ver­än­de­rung.

Kli­ma­fol­gen erschwe­ren Eindämmung

Der viel­be­ach­te­te Kli­ma­ri­si­ko­in­dex von Ger­m­an­watch zeigt die beson­de­re Ver­letz­lich­keit ärme­rer Län­der: Die zehn Staa­ten, die in den ver­gan­ge­nen zwei Jahr­zehn­ten am stärk­sten von extre­men Wet­ter­ereig­nis­sen betrof­fen waren, sind alle­samt Ent­wick­lungs­län­der. In ein­kom­mens­schwa­chen Län­dern wie Hai­ti, Myan­mar, Nepal, Phil­ip­pi­nen oder Mosam­bik sind Todes­fäl­le und exi­sten­zi­el­le Bedro­hun­gen durch Extrem­wet­ter viel wahr­schein­li­cher. Und rela­tiv zu deren Wirt­schafts­kraft sind die Schä­den immens.In der Sahel­re­gi­on zum Bei­spiel lei­den schon heu­te wegen Dür­ren meh­re­re Mil­lio­nen Men­schen Hun­ger. Brei­tet sich das Virus in Län­dern wie Niger, Tschad, Mali oder Süd­su­dan aus, droht die Ernäh­rungs­si­tua­ti­on noch pre­kä­rer zu wer­den. Mass­nah­men zur Coro­na-Ein­däm­mung lies­sen sich kaum umset­zen. Ein Shut­down, wie er in Euro­pa ver­ord­net wur­de, wäre in die­sen Län­dern eine exi­sten­zi­el­le Bedro­hung für arme, im infor­mel­len Sek­tor täti­ge Men­schen. Über­all fehlt es an sau­be­rem Was­ser und an sani­tä­ren Ein­rich­tun­gen.Eben­falls besorg­nis­er­re­gend ist die Lage in Süd­asi­en. In Ban­gla­desch, das stark unter der fort­schrei­ten­den Kli­ma­ver­än­de­rung lei­det, machen Über­schwem­mun­gen und ver­sal­ze­ne Böden ein Leben in der Land­wirt­schaft immer schwie­ri­ger. In der Fol­ge geben vie­le Bäue­rin­nen und Land­wir­te auf und wan­dern in die über­füll­ten Vor­städ­te der Metro­po­len ab, auf der Suche nach bes­se­ren Lebens­um­stän­den und Ver­dienst­mög­lich­kei­ten. Doch die Slums sind für die Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus ein per­fek­ter Nähr­bo­den.

Nach­hal­ti­ge Unter­stüt­zung ist nötig

Ange­sichts der bereits pre­kä­ren Kli­ma­fol­gen stellt der Umgang mit der Coro­na­kri­se die­se Län­der vor zusätz­li­che Her­aus­for­de­run­gen. Die Welt­bank und der Inter­na­tio­na­le Wäh­rungs­fonds IWF haben des­halb mil­li­ar­den­schwe­re Covid-19-Hilfs­pa­ke­te für Ent­wick­lungs­län­der ins Leben geru­fen. Gleich­zei­tig hat die UNO einen welt­wei­ten Not­hil­fe­auf­ruf zur Bekämp­fung des Virus in 51 Län­dern in Süd­ame­ri­ka, Afri­ka, dem Nahen Osten und Asi­en gestar­tet.Inzwi­schen haben die G  20, die gröss­ten Volks­wirt­schaf­ten der Welt, ein Schul­den­mo­ra­to­ri­um für die 77 ärm­sten Län­der beschlos­sen. Dadurch wer­den Mil­li­ar­den für drin­gend not­wen­di­ge Inve­sti­tio­nen in die Gesund­heits­ver­sor­gung frei­ge­setzt. Pri­va­te Gläu­bi­ger müs­sen nun fol­gen und eben­falls Zah­lungs­auf­schü­be gewäh­ren. Was es jedoch am drin­gend­sten braucht, sind gross­zü­gi­ge und nach­hal­ti­ge Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen der wohl­ha­ben­den Län­der in Form von nicht rück­zahl­ba­ren Zuschüs­sen – zur Bewäl­ti­gung der Gesund­heits­kri­se und für exi­stenz­si­chern­de Anpas­sungs­mass­nah­men an die Fol­gen der Erd­er­hit­zung.

Was nach viel klingt, ist zu wenig

Am 30. April infor­mier­te der Bun­des­rat, die Schweiz betei­li­ge sich finan­zi­ell und mit Hilfs­gü­tern bei der Bewäl­ti­gung der Coro­na­kri­se. Bereits haben DEZA und Seco im Rah­men der bestehen­den Bud­gets lau­fen­de Ent­wick­lungs­pro­gram­me im Umfang von 100 Mil­lio­nen Fran­ken ange­passt. Aus­ser­dem will man zins­lo­se, rück­zahl­ba­re Dar­le­hen für das IKRK, den IWF und wei­te­re Orga­ni­sa­tio­nen bereit­stel­len. Das ist ein wich­ti­ger Schritt. Er reicht aber nicht. In einer Not­la­ge muss der Bun­des­rat zusätz­li­che finan­zi­el­le Mit­tel und Res­sour­cen bereit­stel­len.In den ver­gan­ge­nen Jah­ren beweg­te sich der Anteil der schwei­ze­ri­schen Ent­wick­lungs­hil­fe (APD) am Brut­to­na­tio­nal­ein­kom­men (BNE) um 0,4 Pro­zent her­um. Damit ist die Schweiz weit vom inter­na­tio­nal ver­an­ker­ten 0,7‑Prozent-Ziel der UNO ent­fernt. Ange­sichts der fort­schrei­ten­den Erd­er­wär­mung und um nega­ti­ve Ent­wick­lungs­fol­gen der Coro­na-Kri­se auf­zu­fan­gen, soll­te die Schweiz ihre Ent­wick­lungs­aus­ga­ben auf­stocken – aus Soli­da­ri­tät, aber auch im eige­nen Inter­es­se an einer gemein­sa­men, erfolg­rei­chen Bewäl­ti­gung solch glo­ba­ler Kri­sen.Patrik Berlinger/Caritas Schweiz 
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben