Eine Visi­on von Frie­den und Gerechtigkeit

Eine Visi­on von Frie­den und Gerechtigkeit

Jesa­ja 54,5–14Jeru­sa­lem, dein Schöp­fer ist dein Gemahl, «Herr der Hee­re» ist sein Name. Der Hei­li­ge Isra­els ist dein Erlö­ser, «Gott der gan­zen Erde» wird er genannt. Ja, der Herr hat dich geru­fen als ver­las­se­ne, beküm­mer­te Frau. Kann man denn die Frau ver­stos­sen, die man in der Jugend geliebt hat? , spricht dein Gott. Nur für eine klei­ne Wei­le habe ich dich ver­las­sen, doch mit gros­sem Erbar­men hole ich dich heim. (Einen Augen­blick nur ver­barg ich vor dir mein Gesicht in auf­wal­len­dem Zorn; aber mit ewi­ger Huld habe ich Erbar­men mit dir, spricht dein Erlö­ser, der Herr. Wie in den Tagen Noachs soll es für mich sein: So wie ich damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr über­schwem­men wird, so schwö­re ich jetzt, dir nie mehr zu zür­nen und dich nie mehr zu schel­ten.) Auch wenn die Ber­ge von ihrem Platz wei­chen und die Hügel zu wan­ken begin­nen – mei­ne Huld wird nie von dir wei­chen und der Bund mei­nes Frie­dens nicht wan­ken, spricht der Herr, der Erbar­men hat mit dir. Du Ärm­ste, vom Sturm Gepeitsch­te, die ohne Trost ist, sieh her: Ich selbst lege dir ein Fun­da­ment aus Mala­chit und Grund­mau­ern aus Saphir. Aus Rubi­nen mache ich dei­ne Zin­nen, aus Beryll dei­ne Tore und alle dei­ne Mau­ern aus kost­ba­ren Stei­nen. Alle dei­ne Söh­ne wer­den Jün­ger des Herrn sein und gross ist der Frie­de dei­ner Söh­ne. Du wirst auf Gerech­tig­keit gegrün­det sein. Du bist fern von Bedräng­nis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürch­ten und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht heran.Ein­heits­über­set­zung 

Eine Visi­on von Frie­den und Gerechtigkeit

Die Sehn­sucht nach der Stadt Jeru­sa­lem. Wie sehr spricht sie aus die­sem visio­nä­ren und tröst­li­chen Text des Pro­phe­ten Jesa­ja. Die Sehn­sucht nach der Stadt, aus der Isra­el ver­trie­ben war, in die Ver­ban­nung geschickt. Die Men­schen im Exil, sie träu­men von der Stadt, die für sie alles bedeu­tet. Und hier das Ver­spre­chen: Gott selbst wird das Fun­da­ment legen und die Stadt aus den kost­bar­sten Stei­nen selbst auf­bau­en.Die Sehn­sucht nach der Stadt Jeru­sa­lem. Ein wenig durf­te ich dem nach­spü­ren, als ich mich in der Oster­wo­che mit einer Grup­pe von Mit­pil­gern und Mit­pil­ge­rin­nen zu Fuss auf den Weg durchs Hei­li­ge Land mach­te. Auf den Pil­ger­weg von Naza­reth zum See Gene­za­reth. Durch wun­der­schö­ne Land­schaf­ten, über blü­hen­de Wie­sen und durch Pini­en­wäl­der. Auf Wegen, die Jesus schon gegan­gen ist mit sei­nen Jün­gern und Jün­ge­rin­nen. Wir stan­den auf den Pfla­ster­stei­nen des Hafens von Migdal/Magdala und vor dem Haus des Petrus und der Syn­ago­ge in Kafar­na­um. In Tabgha und auf dem Berg der Selig­prei­sun­gen am See Gene­za­reth. Ganz nah an den Ursprün­gen unse­res Glau­bens.Dann der Weg durch die Wüste. Von Jeri­cho nach Jeru­sa­lem hin­auf. Ein Weg durch Stein­wü­ste und Fel­sen, durch Oasen und über Bach­läu­fe. Gazel­len, Zie­gen und Klipp­sch­lie­fer sind uns begeg­net und immer wie­der staun­ten wir dar­über, wie viel Leben doch in die­ser kar­gen und lebens­feind­li­chen Welt exi­stie­ren kann.Die Psal­men erschlos­sen sich uns ganz neu – Gott lässt mich lagern auf grü­nen Auen und führt mich zum Ruhe­platz am Was­ser (Ps 23) – und beka­men in die­ser Land­schaft ein ganz ande­res Gewicht. Die Sehn­sucht nach dem Was­ser, das Leben schafft und wach­sen lässt, haben wir sel­ber erfah­ren.Und dann die Sehn­sucht nach dem Ziel: Jeru­sa­lem. Psalm 122 wur­de mir im Vor­feld ein Lieb­lings­psalm: Ich freu­te mich, als man mir sag­te: Zum Haus des Herrn wol­len wir gehen. Schon ste­hen unse­re Füs­se in dei­nen Toren, Jeru­sa­lem: Jeru­sa­lem, als Stadt erbaut, die fest in sich gefügt ist. Frie­de sei in dei­nen Mau­ern, Gebor­gen­heit in dei­nen Häu­sern!Es war ein bewe­gen­der Augen­blick, am Ölberg zu ste­hen und zum ersten Mal auf die Mau­ern der Stadt zu schau­en. Mit ihrer gan­zen Heils- und Unheils­ge­schich­te und den poli­ti­schen Ver­wick­lun­gen und Unge­rech­tig­kei­ten, denen wir auf unse­rem Weg auch begeg­net sind. Jeru­sa­lem als Sehn­suchts­ort des Frie­dens und der Ver­stän­di­gung, als hei­li­ger Ort der drei mono­the­isti­schen Reli­gio­nen. Möge die Visi­on des Jesa­ja wirk­lich ein Ver­spre­chen sein und eines nicht all­zu fer­nen Tages Rea­li­tät wer­den: «Gross ist der Frie­de dei­ner Söh­ne (und Töch­ter). Du wirst auf Gerech­tig­keit gegrün­det sein. Du bist fern von Bedräng­nis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürch­ten und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht her­an.»Doro­thee Becker, Theo­lo­gin und Seel­sor­ge­rin in der Pfar­rei Hei­lig­geist, Basel
Redaktion Lichtblick
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