Eine hei­li­ge Kämp­fe­rin als Brücken­baue­rin und Kraftquelle

Eine hei­li­ge Kämp­fe­rin als Brücken­baue­rin und Kraftquelle

Brief an die Gala­ter 7,9Lasst uns nicht müde wer­den, das Gute zu tun; denn wenn wir dar­in nicht nach­las­sen, wer­den wir ern­ten, sobald die Zeit dafür gekom­men ist. Ein­heits­über­set­zung 2016 

Eine hei­li­ge Kämp­fe­rin als Brücken­baue­rin und Kraftquelle

Wenn ich den sel­te­nen Namen Hed­wig höre, den­ke ich immer an die Kol­le­gin mei­ner Aus­bil­dung in Deutsch­land: Sie hat wil­de rote Haa­re und war nie ver­le­gen, ihre Mei­nung zu sagen. Die­se Hed­wig hat­te etwas Kämp­fe­ri­sches und Ehr­li­ches an sich.Hed­wig kam mir in den Sinn, als ich über das Leben der Hei­li­gen Hed­wig von Schle­si­en gele­sen habe. Ihre Lebens­sta­tio­nen sind der Ammer­see in Bay­ern und, durch ihre Hei­rat mit Her­zog Hein­rich, Schle­si­en. Wenn ich die­sem Leben nach­ge­he, sehe ich den wun­der­schö­nen baye­ri­schen Ammer­see – ihre Hei­mat. In Schle­si­en, im heu­ti­gen Polen, mach­te ich mal Feri­en und wur­de krank. In Ber­lin in der berühm­ten Sankt-Hed­wigs-Kathe­dra­le, wo ihre Reli­qui­en auf­be­wahrt wer­den, ver­brach­te ich Stun­den in der Zeit des Kal­ten Krie­ges. Sie war für mich wie ein Schiff der Ruhe in grau­en Ost­ber­li­ner Zei­ten.So gehen wir den Ein­drücken über Men­schen nach, die wir nicht ken­nen. Wir haben ange­neh­me oder nega­ti­ve Erin­ne­run­gen, wenn wir an sie den­ken. Die Hei­li­gen sind Vor­bil­der und die gros­sen Gestal­ten des Glau­bens. Sie geben uns bis heu­te Kraft und Impul­se, unser Leben zu gestal­ten, viel­leicht sogar neu aus­zu­rich­ten.Die Hei­li­ge Hed­wig als eine Licht­ge­stalt und ihr Mann Her­zog Hein­rich I. setz­ten sich für die kul­tu­rel­le Ent­wick­lung von Schle­si­en ein, ver­tief­ten den christ­li­chen Glau­ben in Schle­si­en, der noch heu­te zu spü­ren ist, und setz­ten sich für die Armen und Kran­ken ein. Die Hei­li­ge wird mit nack­ten Füs­sen und Schu­hen in den Hän­den dar­ge­stellt. Trotz gros­sen per­sön­li­chen Ver­lu­sten – fünf der sie­ben Kin­der star­ben früh – gab sie nie auf.Nach dem gewalt­sa­men Tod ihres Man­nes zog sich Hed­wig in ein Zister­zi­en­se­rin­nen­klo­ster zurück. Heu­te wird die Hei­li­ge Hed­wig als Hei­li­ge der Ver­söh­nung zwi­schen Deutsch­land und Polen ver­ehrt. Wer sich mit der Geschich­te Schle­si­ens befasst, weiss, dass sich dort allein schon im Zwei­ten Welt­krieg unge­heu­re Tra­gö­di­en abspiel­ten. Die Hei­li­ge Hed­wig wur­de nach dem letz­ten Krieg zur Sym­bol­ge­stalt der ver­lo­re­nen Hei­mat der Ver­trie­be­nen. Sie hat für die evan­ge­li­sche und katho­li­sche Kir­che in der Regi­on eine gros­se Bedeu­tung.In ruhi­gen Stun­den zeich­nen wir manch­mal das eige­ne Leben nach. Manch­mal in gros­sen Zügen und manch­mal blei­ben wir in ein­zel­nen Erleb­nis­sen hän­gen. Es stellt sich viel­leicht die Fra­ge, was wir aus dem eige­nen Leben gemacht haben oder noch machen möch­ten. Manch­mal sind sie unse­re Kraft­quel­len. Ich kann die Hei­li­gen wie die Hei­li­ge Hed­wig bewun­dern und gleich­zei­tig suchen nach der­je­ni­gen, die ich wirk­lich bin und noch wer­den darf. Wir sind nicht mit uns «fer­tig». Unser Bild von uns ist noch nicht fer­tig gemalt. Der Gott des Lebens schuf uns nicht als Kopie, son­dern als Ori­gi­nal, das wir noch wer­den. Eine Bene­dik­ti­ne­rin hat mir gestern ein Gebet auf den Weg gege­ben:«Gib uns, dass wir den Weg  zu dei­nen Gedan­ken finden,Tag für Tag und Stun­de für Stunde.Lass uns nach und nach werden,  wofür du uns schufest.Gib uns dei­nen Blick,  stell uns an dei­ne Seite,mach uns geleh­rig dei­nem Wort,das das gan­ze Leben erhellt und verwandelt.»L.-J. Kar­di­nal Suenens Anna-Marie Fürst, Theo­lo­gin, arbei­tet in der Gefäng­nis­seel­sor­ge Basel-Stadt 
Redaktion Lichtblick
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