Ein Werk mit vie­len Vätern

Ein Werk mit vie­len Vätern

  • Der Kir­chen­chor St. Seba­sti­an Wet­tin­gen singt die­sen Sonn­tag, 18. Sep­tem­ber, im Bet­tags­got­tes­dienst die «Mes­se mit dem Schwei­zer­psalm» von Hubert Spörri.
  • Ein Werk, das die Kom­po­ni­sten Ben­no Ammann und J. B. Hil­ber ent­wor­fen haben, basie­rend auf der berühm­ten Melo­die von Albe­rich Zwyssig.
  • Der Wet­tin­ger Zister­zi­en­ser­mönchs Albe­rich Zwys­sig und der refor­mier­te Dich­ter Leon­hard Wid­mer haben mit dem Schwei­zer­psalm in schwie­ri­gen poli­ti­schen Zei­ten ein über­kon­fes­sio­nel­les Gemein­schafts­werk geschaffen.

«Vor jedem Fuss­ball­län­der­spiel kommt mir das Klo­ster Wet­tin­gen in den Sinn», sagt Wal­ter Brühl­mei­er. Er ist weder Mönch noch Fuss­bal­ler, doch wenn die Schwei­zer Natio­nal­hym­ne, der «Schwei­zer­psalm», erklingt, wan­dern sei­ne Gedan­ken zum Ursprungs­ort die­ses beson­de­ren Musikstücks.

Brühl­mei­er singt als Tenor im Kir­chen­chor St. Seba­sti­an Wet­tin­gen, wel­cher am kom­men­den Bet­tag die «Mes­se mit dem Schwei­zer­psalm» von Hubert Spör­ri auf­führt. Der Ursprung des «Schwei­zer­psalms» – und damit auch der Ursprung von Spör­ris Mes­se – liegt im Zister­zi­en­ser­klo­ster Wettingen.

Pater Albe­ri­cus Zwyssig

Hier trat der 13-jäh­ri­ge Johann Josef Zwys­sig aus Bau­en im Kan­ton Uri im Jahr 1821 in die Klo­ster­schu­le ein. Als Pater Albe­ri­cus, Albe­rik oder Albe­rich war er im Klo­ster Wet­tin­gen Prie­ster, Leh­rer, Sekre­tär des Abtes und Kapell­mei­ster. Zur Amts­ein­set­zung eines Pfar­rers in der Wet­tin­ger Dorf­kir­che kom­po­nier­te Pater Albe­rich Zwys­sig eine Fest­mes­se. Bestand­teil die­ser Mes­se war ein Stück mit dem Namen «Dili­gam te Domi­ne» (auf Deutsch: «Ich wer­de dich lie­ben, Herr»).

Auf­füh­rung

Der Kir­chen­chor St. Seba­sti­an Wet­tin­gen singt die «Mes­se mit dem Schwei­zer­psalm» unter der Lei­tung von Eric Mai­er am Sonn­tag, 18. Sep­tem­ber, um 9.30 Uhr in der Kir­che St. Seba­sti­an, Wet­tin­gen. Die Auf­füh­rung wird von einem Strei­cher­en­sem­ble, vier Soli­sten und der Orga­ni­stin Lys­ia­ne Salz­mann begleitet.

Die Geburt des Schweizerpsalms

Mit sei­nem Beschluss im Jahr 1841, alle Klö­ster auf­zu­he­ben, trug der Gros­se Rat des Kan­tons Aar­gau unbe­ab­sich­tigt dazu bei, dass aus der Melo­die des «Dili­gam te Domi­ne» mehr als hun­dert Jah­re spä­ter die Schwei­zer Natio­nal­hym­ne wur­de. Nach der Ver­trei­bung aus Wet­tin­gen kam Mönch Albe­rich näm­lich bei sei­nem Bru­der Peter in der Nähe der Stadt Zug unter. 

Dort kam er in Kon­takt mit Leon­hard Wid­mer und des­sen Gedicht «Schwei­zer­psalm». In Abspra­che mit Wid­mer unter­leg­te Zwys­sig die Wor­te des Gedichts sei­nem «Dili­gam te Domi­ne». Der Schwei­zer­psalm war geboren.[esf_wordpressimage id=39905 width=half float=right][/esf_wordpressimage]

Der Sohn voll­endet das Werk

«Hun­dert Jah­re spä­ter kom­men die Spör­ris ins Spiel», erklärt Wal­ter Brühl­mei­er. Im Jahr 1954 begann auf Initia­ti­ve des Wet­tin­ger Arz­tes und Musi­kers Oskar Spör­ri die Geschich­te der «Mes­se mit dem Schwei­zer­psalm». Spör­ri gab die Mes­se in Auf­trag und woll­te sie bei der Ein­wei­hung des Denk­mals für Albe­rich Zwys­sig im Klo­ster Wet­tin­gen auf­füh­ren las­sen. Das Werk kam jedoch nicht zustande. 

In den 1990er-Jah­ren fand Hubert Spör­ri, Wet­tin­ger Leh­rer, Musi­ker, Schrift­stel­ler und Künst­ler, im Nach­lass sei­nes ver­stor­be­nen Vaters Frag­men­te einer «Mis­sa Wet­tin­gen­sis» von Ben­no Ammann und J.B. Hil­ber. Spör­ri ergänz­te die Mes­se und kom­po­nier­te sie zu Ende. Der Schwei­zer­psalm als Gan­zes kommt als «Dili­gam te Domi­ne» inner­halb der Mes­se vor. Als The­ma durch­zie­hen Ton­fol­gen aus dem Schwei­zer­psalm die gan­ze Messe.

Bei Chö­ren beliebt

Seit der Urauf­füh­rung im Jahr 2004 anläss­lich des 150. Todes­ta­ges von P. Albe­rik Zwys­sig wur­de die Mes­se über 300 Mal auf­ge­führt. Zahl­rei­che Chö­re haben das Werk ins Reper­toire auf­ge­nom­men. Der Höhe­punkt war die Auf­füh­rung der Mes­se im Vati­kan anläss­lich der Ver­ei­di­gung der neu­en Schweizergardisten. 

Wal­ter Brühl­mei­er hat als Sän­ger bei der Urauf­füh­rung wie auch bei der Ein­spie­lung einer CD unter der Lei­tung von Mar­cel Bame­rt aus Wegen­stet­ten mit­ge­wirkt. Letz­tes Jahr hat er die Mes­se mit dem Kir­chen­chor Sprei­ten­bach mit Chor­lei­te­rin Wil­ma Neu­mann ein­ge­übt. Die Auf­füh­rung konn­te aber wegen der Pan­de­mie­mass­nah­men nicht stattfinden.

Über­kon­fes­sio­nel­les Gemeinschaftswerk

Der Schwei­zer­psalm von Albe­rich Zwys­sig und Leon­hard Wid­mer ist ein über­kon­fes­sio­nel­les Gemein­schafts­werk. 1981 wur­de er defi­ni­tiv zur Lan­des­hym­ne erho­ben. Aus der Begei­ste­rung von Vater und Sohn Spör­ri ging die «Mes­se mit dem Schwei­zer Psalm» her­vor. Am kom­men­den Eid­ge­nös­si­schen Dank‑, Buss- und Bet­tag ist die Mes­se in der Wet­tin­ger Kir­che St. Seba­sti­an zu hören.

Marie-Christine Andres Schürch
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