«Ein Mei­len­stein in der Kirchengeschichte»

«Ein Mei­len­stein in der Kirchengeschichte»

«Ein Mei­len­stein in der Kirchengeschichte»

Die Prä­si­den­tin des Katho­li­schen Frau­en­bunds sagt, wie es nach dem Frau­en­kir­chen­streik wei­ter­ge­hen soll

Unter dem Mot­to «Gleich­be­rech­ti­gung. Punkt. Amen.» hat der Schwei­ze­ri­sche Katho­li­sche Frau­en­bund (SKF) vom 14. bis 16. Juni zum Frau­en­kir­chen­streik auf­ge­ru­fen. SKF-Prä­si­den­tin Simo­ne Curau-Aepli erklärt, wie die­sen For­de­run­gen nach dem Streik Nach­druck ver­lie­hen wer­den soll.Bal­lo­ne an Kirch­tür­men, pin­ke Punk­te, Mit­ren und Gum­mi­stie­fel am natio­na­len Frau­en­streik­tag sowie vie­le Got­tes­dien­ste im Zei­chen der Frau. Was war Ihr per­sön­li­ches Highlight?Simo­ne Curau-Aepli: Am Sonn­tag­mor­gen waren gut 50 Leu­te aus dem gan­zen Kan­ton Thur­gau bei strö­men­dem Regen vor der katho­li­schen Kir­che in Wein­fel­den ver­sam­melt. Wir haben uns um weis­se Tücher her­um auf­ge­stellt, haben gebe­tet und gesun­gen für unse­re For­de­rung nach «Gleich­be­rech­ti­gung. Punkt.Amen.» Es war sehr bewe­gend, so zu ste­hen und zu schwei­gen in Ver­bun­den­heit mit jenen, die zur glei­chen Zeit in der Kir­che waren, mit denen, die an ande­ren Aktio­nen teil­nah­men sowie mit den Men­schen, die aus der Kir­che aus­ge­tre­ten sind – letzt­lich mit allen, die noch wider­stän­dig sind. Das war sehr stark.Man­che Frau­en waren mit pin­ken Mit­ren unter­wegs. Das Sym­bol war nicht unumstritten.Die pin­ken Mit­ren zei­gen, dass vie­le Frau­en das The­ma nur noch mit Humor neh­men kön­nen, weil sie eigent­lich kei­ne Macht haben, Ver­än­de­run­gen wirk­lich umzu­set­zen. Ich hal­te die pin­ke Mitra für eine Form, die am Frau­en­streik sehr pas­send war, um Auf­merk­sam­keit zu erre­gen. Die Bas­le­rin­nen, Aar­gaue­rin­nen und eini­ge Ber­ne­rin­nen haben die­ses Sym­bol auf­ge­nom­men. Ande­re hat­ten ein ungu­tes Gefühl dabei. Ich selbst woll­te kei­ne Mitra anzie­hen, weil das für mich ein kle­ri­ka­les Sym­bol ist, das ich grund­sätz­lich ableh­ne.Gab es inner­halb des Ver­bands nega­ti­ve Reak­tio­nen auf den Auf­ruf zum Frauenkirchenstreik?Es gab kaum offe­ne nega­ti­ve Reak­tio­nen, aber man­che Kan­to­nal­ver­bän­de haben geschwie­gen. Auf Nach­fra­ge waren es einer­seits die Kapa­zi­tä­ten, ande­rer­seits geht es hier um Kir­chen­po­li­tik. Der Frau­en­kir­chen­streik war laut und schräg. Das ent­spricht nicht allen, denn zu unse­rem Ver­band gehö­ren kon­ser­va­ti­ve Rosen­kranz­be­te­rin­nen eben­so wie pro­gres­si­ve Femi­ni­stin­nen, und das ist auch gut so.Wie will der SKF die Ener­gie der Frau­en­kir­chen­streik­ta­ge nach­hal­tig nutzen?Was an die­sen drei Tagen pas­siert ist, ist ein Mei­len­stein in der Kir­chen­ge­schich­te der Schweiz. Das wer­den wir doku­men­tie­ren und wei­ter­ver­brei­ten. Wir haben aus­ser­dem einen Appell an alle Ebe­nen der Kir­che lan­ciert: An die Getauf­ten, an die Kirch­ge­mein­den, an die Lei­tungs­per­so­nen in Pfar­rei­en und Mis­sio­nen, an die Bischö­fe und an Papst Fran­zis­kus. Sie alle sol­len muti­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen. Die Kir­chen­be­hör­den kön­nen zum Bei­spiel bei Per­so­nal­ent­schei­den ihre finan­zi­el­le Macht nut­zen. Sie sol­len nicht war­ten, bis ihnen Per­so­nal zuge­wie­sen wird.Auch von den Bischö­fen for­dern Sie «muti­ge Ent­schei­dun­gen» in Bezug auf die Ernen­nung von Frau­en und Män­nern. Die Schwei­zer Bischö­fe beru­fen sich jedoch auf die Kom­ple­xi­tät der Welt­kir­che, die es zu berück­sich­ti­gen gel­te. Wel­che muti­gen Ent­schei­dun­gen kön­nen denn die Schwei­zer Bischö­fe über­haupt tref­fen?Das ist genau die Fra­ge. Ich wünsch­te mir, glau­be aber nicht, dass ein Bischof in näch­ster Zeit eine Frau zur Prie­ste­rin wei­hen wird. Aber war­um nicht eine Dia­ko­nin wei­hen? Ein Bischof könn­te ihr sagen: «Du bist fähig, du hast die Kom­pe­tenz, um die­sen Dienst auf­zu­füh­ren.»Ist das theo­lo­gisch möglich?Es ist denk­bar und ich möch­te das auch den­ken, und zwar aus dem Bewusst­sein her­aus, dass nichts dage­gen­spricht. Hans­rue­di Huber, Spre­cher des Bis­tums Basel, sag­te in der Sen­dung «Per­spek­ti­ven» auf Schwei­zer Radio SRF vom 16. Juni, das Bis­tum Basel könn­te sich dem Vati­kan als Ver­suchs­la­bor anbie­ten. Das Bis­tum Basel oder das Bis­tum St. Gal­len könn­ten sagen: «Wir machen das, schau­en wir mal, wie das wird.» Das fin­de ich einen ganz inter­es­san­ten Ansatz.Auch in Deutsch­land fand ein Frau­en­streik statt. Gibt es inter­na­tio­na­le Zusammenarbeit?Im deutsch­spra­chi­gen Raum haben wir eine beson­de­re Sen­si­bi­li­tät und auch die Mög­lich­kei­ten, kon­kre­te Ver­än­de­run­gen her­bei­zu­füh­ren. Wir sind eine auf­ge­klär­te, rei­che und freie Gesell­schaft. Wir müs­sen jetzt Nägel mit Köp­fen machen – wer, wenn nicht wir? Wir wer­den uns mit den deutsch­spra­chi­gen Frau­en­ver­bän­den tref­fen, um zu dis­ku­tie­ren, wie wir län­der­über­grei­fend aktiv blei­ben.Der SKF ist bereit, Gesprä­che mit der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz (SBK) zu füh­ren. Was ist kon­kret geplant?Wir sind ein­ge­la­den, mit dem Prä­si­di­um der SBK zu spre­chen. Wir haben ange­bo­ten, in der Arbeits­grup­pe zu Refor­men, die Bischof Felix Gmür ange­kün­digt hat, mit­zu­wir­ken.Und wenn alle Gesprä­che nicht fruchten?Wenn die katho­li­sche Kir­che wei­ter in ihrer Schock­star­re ver­harrt, wer­den nur jene Leu­te blei­ben, die mit die­ser Hal­tung ein­ver­stan­den sind. Sehr vie­le, auch Seel­sor­gen­de, wer­den jedoch gehen. Die Fra­ge ist: Wohin? Gibt es etwas Neu­es Katho­li­sches? Für mich ist das noch nicht vor­stell­bar.Woher neh­men Sie die Ener­gie, zu bleiben?Von den Ver­bün­de­ten. Des­halb war die Fei­er am Sonn­tag­mor­gen vor der Kir­che für mich so ein star­ker Moment.Inter­view: Syl­via Stam, kath.ch
Redaktion Lichtblick
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