Ein Leben in Wür­de für die Indi­ge­nen in Guatemala

Ein Leben in Wür­de für die Indi­ge­nen in Guatemala

Ein Leben in Wür­de für die Indigenen

Inés Pérez kämpft seit Jahr­zehn­ten gegen Dis­kri­mi­nie­rung und Ras­sis­mus in ihrer Hei­mat – und erlebt der­zeit eine Pha­se der Hoff­nung. Die Koor­di­na­to­rin von Fasten­ak­ti­on in Gua­te­ma­la ist wäh­rend der Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne zu Gast in der Schweiz und freut sich auf den Aus­tausch zum gemein­sa­men Han­deln für mehr Klimagerechtigkeit.„Mein Traum war es immer, etwas zu tun, mit dem ich mei­nem Volk hel­fen kann, ein Leben in Wür­de zu füh­ren“, sagt Inés Pérez. Die heu­te 65-Jäh­ri­ge koor­di­niert bereits seit 2007 das Lan­des­pro­gramm von Fasten­ak­ti­on in Gua­te­ma­la. Davor arbei­te­te sie für kur­ze Zeit als Pri­mar­leh­re­rin und in der Erwach­se­nen­bil­dung, ins­be­son­de­re von Frau­en. Zudem war sie auch bei der staat­li­chen Kata­stro­phen­hil­fe tätig. „Das war zwar eine Posi­ti­on mit Ver­ant­wor­tung und Macht, aber der Staat in Gua­te­ma­la ist zutiefst kor­rupt, und ich woll­te nicht mehr län­ger Teil die­ses Systems sein.“ Drei Jah­re lang habe sie um eine bes­se­re, pas­sen­de­re Arbeit gebe­tet – und die­se dann bei Fasten­ak­ti­on gefun­den. Das Beson­de­re an Fasten­ak­ti­on sei die gros­se Offen­heit, mit kul­tu­rell unter­schied­li­chen Ansät­zen aus der loka­len Bevöl­ke­rung zu arbei­ten. „Recht auf Nah­rung fängt für uns Indi­ge­ne beim Land an, mit dem wir spi­ri­tu­ell ver­bun­den sind; es ist ein ent­schei­den­der Teil unse­rer Iden­ti­tät.“ Bei Fasten­ak­ti­on sind des­halb nicht nur Land­rech­te Ansatz des Pro­gramms, son­dern auch das Recht auf Iden­ti­tät der indi­ge­nen Völ­ker. Bei­de sind Vor­aus­set­zun­gen, um den Hun­ger zu besie­gen.

Glau­be gibt Kraft, für Ver­än­de­run­gen zu kämpfen

Spi­ri­tua­li­tät spielt eben­falls eine wich­ti­ge Rol­le, wes­halb Pérez in den 1990er-Jah­ren auch noch Theo­lo­gie stu­diert hat. „Ursprüng­lich, weil ich ver­ste­hen woll­te, wes­halb unse­re indi­ge­ne Spi­ri­tua­li­tät immer ver­teu­felt wur­de. Aber dann rea­li­sier­te ich, dass es nicht nur das eine oder das ande­re gibt, son­dern dass ein Dia­log zwi­schen ver­schie­de­nen Spi­ri­tua­li­tä­ten mög­lich ist.“ Für die­sen setzt sie sich seit­her uner­müd­lich ein. „Aus mei­ner Sicht ist der per­sön­li­che Glau­be, egal wel­cher, ent­schei­dend: Er gibt den Men­schen die Kraft, sich für Ver­än­de­run­gen ein­zu­set­zen.“ Und tat­säch­lich gibt es inzwi­schen Fort­schrit­te: Die Ernäh­rungs­si­cher­heit und recht­li­che Land­si­tua­ti­on der indi­ge­nen Gemein­schaf­ten hat sich ver­bes­sert, nicht zuletzt, weil die Part­ner von Fasten­ak­ti­on für ihren täg­lich Ein­satz Kraft aus ihrer Iden­ti­tät schöp­fen. Auch poli­tisch bewegt sich etwas, seit Ber­nar­do Aré­va­lo im August 2023 über­ra­schend zum Prä­si­den­ten gewählt wor­den ist. Der Sozi­al­de­mo­krat ist ein Hoff­nungs­trä­ger für alle pro­gres­si­ven Kräf­te im Land.

Hoff­nung für ein bes­se­res Guatemala

„500 Jah­re lang haben wir Indi­ge­nen nichts ande­res erlebt als Dis­kri­mi­nie­rung, Aus­schluss und Tod. Nun zeich­net sich end­lich, end­lich eine Bes­se­rung ab, und das ist unglaub­lich schön und befrie­di­gend“, erklärt Pérez.  Und natür­lich sorgt sie sich, dass das alles nur eine Pha­se ist, zu zer­brech­lich, um sich län­ger­fri­stig durch­zu­set­zen. „Aber ich glau­be an ein bes­se­res Gua­te­ma­la, auch wenn noch sehr viel Arbeit vor uns liegt.“ Umso dank­ba­rer ist sie für die Unter­stüt­zung von Fasten­ak­ti­on und aus der Schweiz. Sie freut sich auf den Aus­tausch mit den Men­schen hier wäh­rend ihres Besuchs für die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne vom 23. Febru­ar bis 11. März. Im Zen­trum sol­len dabei die gros­sen Her­aus­for­de­run­gen durch die Kli­ma­er­wär­mung ste­hen. Die­se erschwe­ren zum Bei­spiel den Anbau des Grund­nah­rungs­mit­tels Mais – in eini­gen Regio­nen Gua­te­ma­las könn­te die­ser künf­tig gar nicht mehr wach­sen. „Wir alle haben es in der Hand, etwas zu tun, um die­se Ver­än­de­run­gen zu brem­sen“, sagt Inés Pérez. „Und viel­leicht kann ich die Men­schen in der Schweiz inspi­rie­ren, wenn ich erzäh­le, wie wir Indi­ge­nen mit unse­rer Mut­ter Erde umge­hen.“Ralf Kamin­ski
Leonie Wollensack
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