Ein Gast, grös­ser als alle Gäste

Auf der Suche nach einer klei­nen Weih­nachts­ge­schich­te frag­te Hori­zon­te im Fahr an. Viel­leicht wür­de ein spe­zi­el­ler Gast erwar­tet. Bei Prio­rin Ire­ne Gas­smann rann­te das Pfarr­blatt offe­ne Türen ein. Pater Mar­tin Wer­len habe da etwas ange­kün­digt, sag­te sie und schrieb einen Gastbeitrag.«Der Platz beim Velo­stän­der wäre doch sehr gut geeig­net, dort unter dem Dach könn­ten wir für die Scha­fe eine Krip­pe bereit­stel­len», schlägt Schwe­ster Bea­tri­ce vor. «Der Klo­ster­hof mit der Kapel­le wür­de sich bes­ser eig­nen», meint Schwe­ster Fide­lis und fährt fort: «So könn­ten die betag­ten Schwe­stern und die älte­ren Besu­che­rin­nen und Besu­cher in der Kapel­le Platz neh­men und müs­sen nicht die gan­ze Zeit ste­hen». «War­um gehen wir nicht zum Schwei­ne­stall, dort wo wir letz­tes Jahr die Weih­nachts­fei­er mit unse­ren Mit­ar­bei­tern gefei­ert haben?», fragt Schwe­ster Vero­ni­ka. «Und wie wäre es beim Stall auf der Wei­de der Zie­gen? Das wäre doch der rich­ti­ge Platz für Weih­nach­ten!» sagt Schwe­ster Ber­na­dette.

Pater Mar­tin Wer­len mischt den Kon­vent auf

Ja, seit der Pre­digt vom ersten Advents­sonn­tag über­le­gen die Schwe­stern vom Fahr hin und her, wo die­ses Jahr der Mit­ter­nachts­got­tes­dienst gefei­ert wer­den soll. Pater Mar­tin Wer­len kün­dig­te am ersten Advents­sonn­tag an, dass sich bei ihm ein Gast ange­mel­det habe, der an Weih­nach­ten beim Mit­ter­nachts­got­tes­dienst im Klo­ster Fahr dabei sein wer­de.«Ich habe mir lan­ge über­legt, ob ich dies zu Beginn des Advents ankün­di­gen soll oder nicht. Denn wenn bekannt wird, wer an Weih­nach­ten mit mir ins Klo­ster Fahr kommt, so könn­te es sein, dass die Klo­ster­kir­che zu klein ist. Der Mit­ter­nachts­got­tes­dienst müss­te dann allen­falls nach draus­sen auf den Park­platz vor der Scheu­ne ver­legt wer­den. Da ich dies mit der Klo­ster­ge­mein­schaft noch nicht abspre­chen konn­te, bin ich unsi­cher, ob ich dies jetzt mit­tei­len darf. Obwohl mei­ne inne­re Stim­me ‚Nein‘ sagt, habe ich ent­schie­den, die­ses Geheim­nis trotz­dem zu ver­ra­ten», so Pater Mar­tin.

Weih­nach­ten, eine Gewohnheitssache?

Die Schwe­stern und ver­mut­lich auch alle Got­tes­dienst­be­su­che­rin­nen und ‑Besu­cher lau­schen an die­sem ersten Advents­sonn­tag gespannt den Wor­ten ihres Mit­bru­ders. «Doris Leu­thard?» fragt der Pre­di­ger und gibt die Ant­wort gleich sel­ber. «Das kann ich selbst­ver­ständ­lich nicht aus­schlies­sen. Schliess­lich hat sie als Aar­gaue­rin eine beson­de­re Bezie­hung zum Klo­ster Fahr. Aber von ihr weiss ich es nicht. Oder Roger Fede­rer mit sei­ner Fami­lie? Auch das könn­te sein, aber es ist nicht der Gast, der sich bei mir gemel­det hat. Papst Fran­zis­kus? Dar­über wür­den sich bestimmt nicht nur die Schwe­stern freu­en. Aber das ist eher unwahr­schein­lich!»Spä­te­stens jetzt wird für alle klar, wer der beson­de­re Gast an Weih­nach­ten ist: Jesus Chri­stus! «Für die gros­sen Gäste wür­den alle bestimmt sofort mit der Pla­nung und Vor­be­rei­tung für ein unver­gess­li­ches Fest begin­nen! Und wie berei­ten wir uns auf das Kom­men des­sen vor, der grös­ser ist als all die Gros­sen? Haben wir uns das schon mal rich­tig über­legt oder läuft Weih­nach­ten jedes Jahr ein­fach so ab, wie wir es gewohnt sind?»

Ein Platz im Frei­en am Ran­de der Stadt

Nach die­ser Pre­digt ist für die Schwe­stern klar: Weih­nach­ten 2017 kann nicht so gefei­ert wie es immer war. Jesus wur­de damals in Beth­le­hem gebo­ren, draus­sen am Rand der Stadt in einem Stall. Ja, was könn­te pas­sen­der sein für die Weih­nachts­fei­er im Klo­ster Fahr am Rand der Stadt als ein Platz im Frei­en? So begin­nen die Schwe­stern ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en durch­zu­spie­len; schau­en die mög­li­chen Stand­or­te an; wägen Vor- und Nach­tei­le ab; und über­le­gen, was je nach Wet­ter zu beach­ten ist…Noch ist nicht fest­ge­legt, wo und wie der Mit­ter­nachts­got­tes­dienst 2017 um 23 Uhr im Klo­ster Fahr gefei­ert wird. Sicher ist: Es soll eine beson­de­re Fei­er sein, schlicht und ein­fach, ohne Schnör­kel dafür aber tief­grün­dig. Die Schwe­stern freu­en sich, wenn vie­le mit ihnen fei­ern, Platz hat es bestimmt für alle!
Anne Burgmer
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