Ein Brauch zum Anpacken

  • Am Sonn­tag, 25. März 2018 beginnt mit dem Palm­sonn­tag die Karwoche.
  • Die Palm­sonn­tags­fei­er erin­nert an den Ein­zug Jesu nach Jerusalem.
  • Das Pal­men­bin­den und die Seg­nung der Pal­men und Palm­zwei­ge sind leben­di­ges und weit ver­brei­te­tes Brauchtum.
 Am 25. März 2018 fei­ert die katho­li­sche Kir­che den Palm­sonn­tag. An die­sem Tag wird des Ein­zugs Jesu nach Jeru­sa­lem gedacht. Alle vier Evan­ge­li­sten berich­ten, wie Jesus mit sei­nen Jün­gern vor dem jüdi­schen Pessach-Fest (auch «Pas­sah-» oder «Pascha-Fest») nach Jeru­sa­lem kam. Auf einem Esel ritt er in die Stadt und als die Men­schen ihn kom­men sahen, brei­te­ten sie ihre Klei­der vor ihm aus und streu­ten Palm­zwei­ge auf den Weg. Sie jubel­ten ihm zu: «Hosan­na dem Sohn Davids! Geseg­net sei er, der kommt im Namen des Herrn.»

Säge, Ahle und Zange

Schon im 8. Jahr­hun­dert ent­stan­den Palm­pro­zes­sio­nen, auf denen manch­mal auch eine Chri­stus­fi­gur auf einem leben­di­gen oder höl­zer­nen Esel mit­ge­führt wur­de. Eini­ge Gemein­den ken­nen die­se Pro­zes­sio­nen bis heu­te. Bei uns bis heu­te stär­ker ver­brei­tet sind der Brauch des Palm­bin­dens und die Palm­wei­he. Das Palm­bin­den ist ein Brauch zum Anpacken. Säge, Ger­tel, Ahle und Zan­ge braucht es dafür. Dazu Äpfel und Oran­gen, man­cher­orts auch Zitro­nen, far­bi­ge Bän­der und einen beacht­li­chen Hau­fen Grün­zeug. In vie­len Pfar­rei­en suchen Kin­der, Lei­te­rin­nen und Lei­ter von Jung­wacht Blau­ring das benö­tig­te Mate­ri­al in den Gär­ten zusam­men. Oft hel­fen aber auch ande­re Pfar­rei­an­ge­hö­ri­ge beim Sam­meln mit. Vor man­chem Kirch­ge­mein­de­haus dürf­te des­halb in den kom­men­den Tagen ein wach­sen­der Berg von geschnit­te­nem Buchs oder Thu­ja, Stech­pal­men­zwei­gen, Kirsch­lor­beer, Hasel­ru­ten oder Efeuran­ken gesich­tet wer­den. 

Team­work in der Pfarrei

Ein gros­ser Teil der Aar­gau­er Kirch­ge­mein­den seg­net am Palm­sonn­tag sel­ber gebun­de­ne Pal­men. Meist fin­det das Palm­bin­den am Sams­tag­nach­mit­tag statt und häu­fig enga­gie­ren sich dafür die Erst­kom­mu­ni­kan­ten und ihre Eltern oder Jung­wacht Blau­ring. Ob auf dem Alten Fried­hof, im Pfarr­haus­gar­ten oder vor dem Kirch­ge­mein­de­haus: Palm­bin­den braucht Platz, viel Mate­ri­al und meh­re­re Stun­den Zeit. Die­ser Brauch for­dert – vom Grün­zeug­sam­meln bis zum Auf­stel­len der Pal­men in der Kir­che – Team­ar­beit in der Pfar­rei. 

Tra­di­tio­nel­les Brauchtum

Für tra­di­tio­nel­le Palm­bäu­me nimmt man den geschäl­ten Stamm einer klei­nen Tan­ne. Zuoberst lässt man die Äste ste­hen oder bin­det ein Kreuz. An den Stamm hängt man einen oder meh­re­re Draht­rin­ge, bestückt mit Stech­pal­men­blät­tern und Äpfeln. Die Rin­ge sym­bo­li­sie­ren Ewig­keit und Ver­bun­den­heit. Die Äpfel ste­hen sym­bo­lisch fürs Leben. Der Palm­baum wird mit roten oder vio­let­ten Bän­dern ver­ziert. Am Palm­sonn­tag seg­net der Zele­brant die Pal­men vor der Kir­che, dann wer­den sie in einer klei­nen Pro­zes­si­on oder einem fei­er­li­chen Ein­zug in die Kir­che getra­gen. Nach dem Palm­sonn­tag stel­len die Pal­men­be­sit­zer ihre Pal­me im Gar­ten auf. 

Der Jubel schlägt um

Der umju­bel­te Ein­zug in Jeru­sa­lem mar­kiert zugleich den Beginn von Jesu Lei­den. So erklärt Gun­da Brüs­ke vom lit­ur­gi­schen Insti­tut der deutsch­spra­chi­gen Schweiz: «Wenn die Palm­pro­zes­si­on im heu­ti­gen Got­tes­dienst die Schwel­le zum Kir­chen­raum über­schrei­tet, ändert sich bald die Stim­mungs­la­ge der Lit­ur­gie: Vom Tages­ge­bet an steht das Lei­den Jesu im Mit­tel­punkt.» Die rote Far­be der lit­ur­gi­schen Gewän­der zeigt, dass schon im tri­um­pha­len Ein­zug Jesu Lei­den und sein ver­gos­se­nes Blut gegen­wär­tig sind. In der Fei­er des Palm­sonn­tag liegt eine Span­nung zwi­schen der Ver­eh­rung Chri­sti als Mes­si­as einer­seits und sei­nem Lei­den und Ster­ben ande­rer­seits.

Asche aus Palm­zwei­gen für den Aschermittwoch

Neben den gros­sen Pal­men wer­den am Palm­sonn­tag auch klei­ne Sträus­se aus Buchs, Thu­ja, Stech­pal­men, Lor­beer oder ähn­li­chem geseg­net. Die­sen Zwei­gen wur­de frü­her eine schüt­zen­de Wir­kung zuge­spro­chen. Des­halb hat man sie in Wohn­räu­men hin­ter das Kru­zi­fix gesteckt oder im Stall auf­ge­hängt. Im Oster­feu­er der Oster­nacht wer­den nach katho­li­schem Brauch die Palm­zwei­ge vom vor­her­ge­hen­den Jahr ver­brannt. Die dar­aus ent­stan­de­ne Asche bewahrt man für den Ascher­mitt­woch im fol­gen­den Jahr auf. Gemäss die­sem Brauch stamm­te die Asche für das Ascher­mitt­wochs­ri­tu­al 2018 also von den Palm­zwei­gen aus dem Jahr 2016.
Marie-Christine Andres Schürch
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