Ein biss­chen enger, aber auch persönlicher
Der Pfarreisaal wird regelmässig zum Gottesdienstraum ummögbliert.
Bild: © Leo­nie Wollensack

Ein biss­chen enger, aber auch persönlicher

Seit einigen Monaten ist die Renovation der Martinskirche in Pfeffingen in vollem Gange. Das kirchliche Leben im Dorf auf den Ausläufern der Blauenkette geht weiter – in neuem Rahmen.

Sie ist die älte­ste Kir­che des Seel­sor­ge­ver­bands Angen­stein. Die Mar­tins­kir­che in Pfef­fin­gen wur­de wäh­rend der ersten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts erbaut – Vor­gän­ger­bau­ten exi­stier­ten sogar bereits seit dem sieb­ten oder ach­ten Jahr­hun­dert. Graf Rudolf von Thier­stein stif­te­te dem goti­schen Bau 1322 einen Mari­en­al­tar, der bis heu­te exi­stiert. Um das histo­ri­sche Gebäu­de erhal­ten zu kön­nen, sind nun umfas­sen­de bau­li­che Mass­nah­men nötig. In die­sem Zuge wird aus­ser­dem die gesam­te Infra­struk­tur moder­ni­siert und der Innen­raum wird an die Bedürf­nis­se des heu­ti­gen Got­tes­dienst­le­bens angepasst.

Den Faden nicht abreis­sen lassen

Die Kir­che ist zu. Das Gemein­de­le­ben und die Seel­sor­ge lau­fen trotz­dem wei­ter – im neben der Kir­che befind­li­chen Pfarr­haus. Micha­el Lep­ke, einer der bei­den Lei­ten­den des Seel­sor­ge­ver­ban­des, hat den Pfarr­saal momen­tan so her­ge­rich­tet, dass dar­in Got­tes­dienst gefei­ert wer­den kann. «Das funk­tio­niert ganz wun­der­bar. Alles kann ohne Mikro­fon statt­fin­den; das macht die Fei­er sehr per­sön­lich», berich­tet er von den bis­he­ri­gen Erfah­run­gen seit dem Umzug. «In der Gemein­de geht das Leben natür­lich trotz des Umbaus wei­ter. Es wird gebo­ren, getauft und gestor­ben. Wir haben auch schon eine Auf­er­ste­hungs­fei­er in die­sem Raum gefei­ert, mit Blu­men und einem Foto des Ver­stor­be­nen. Das war in die­sem klei­nen Raum und auf­grund der Nähe, die dann zwangs­läu­fig herrscht, eine sehr inti­me Fei­er», ergänzt er. Der Lit­ur­gie­plan, der ab den Som­mer­fe­ri­en gilt, sieht sogar vor, dass in allen Kir­chen des Seel­sor­ge­ver­ban­des wie­der jedes Wochen­en­de Got­tes­dienst gefei­ert wird. Das sei gera­de in einer Pha­se des Umbaus enorm wich­tig, so Lep­ke. «Wenn wir jetzt ein Jahr lang hier in Pfef­fin­gen kei­ne Got­tes­dien­ste mehr fei­ern wür­den oder nur alle paar Wochen etwas anbö­ten, wür­de der Faden abreis­sen. Es geht dar­um, die Kon­tak­te zu hal­ten. Sonst haben wir am Ende eine für viel Geld neu reno­vier­te Kir­che, die aber nicht genutzt wird», betont er.

Gewohn­te Abläu­fe in neu­em Kontext

Ein typi­scher Got­tes­dienst in den neu­en Räum­lich­kei­ten: Der kur­ze Ein­zug samt Mini­stran­ten fin­det durch die Türe des Pfarr­saals statt. Anstel­le der Orgel erklingt ein Kla­vier, die Gläu­bi­gen sit­zen enger bei­ein­an­der. Statt des hohen Kir­chen­ge­wöl­bes, der bun­ten Fen­ster und dem wei­ten Chor­raum sehen sie vor allem: Men­schen. Sie sehen sich gegen­sei­tig, die Lek­to­ren und Kom­mu­ni­on­hel­fe­rin­nen. Anstel­le der Kir­che als «das Gebäu­de», neh­men sie die Kir­che als mensch­li­ches Zusam­men­sein, als Gemein­schaft wahr. «Der Ablauf ist wei­ter­hin so, wie die Gläu­bi­gen es gewohnt sind. Es ist ein­fach alles ein biss­chen enger und ein biss­chen per­sön­li­cher», so Lep­ke.
Her­aus­for­dernd an der beson­de­ren Situa­ti­on ist das stän­di­ge Umräu­men im Pfarr­saal. Denn neben den Got­tes­dien­sten fin­den dar­in wei­ter­hin auch die mei­sten ande­ren Ver­an­stal­tun­gen des Gemein­de­le­bens statt. So kommt es durch­aus vor, dass sich nach einem Zusam­men­tref­fen vier mas­si­ve Tische mit eini­gen weni­gen Stüh­len im Raum befin­den und der Altar­tisch zur Sei­te gerückt wur­de. Im näch­sten Moment fin­det dann aber ein Got­tes­dienst statt und die Tische müs­sen ent­fernt, der Altar in die Mit­te gescho­ben und der Rest des Rau­mes kom­plett bestuhlt werden.

Die Bedürf­nis­se der Gläu­bi­gen im Blick

Nach der Reno­va­ti­on wird die Kir­che sich neu prä­sen­tie­ren. Andrea Von­lan­then, eben­falls Lei­te­rin des Seel­sor­ge­ver­bands, hat in die für die Reno­va­ti­on gegrün­de­ten Bau­kom­mis­si­on hin­ein­ge­tra­gen, was lit­ur­gisch gebraucht wird, um den Bedürf­nis­sen der Gläu­bi­gen gerecht zu wer­den. Der Tauf­brun­nen wird sich künf­tig im hin­te­ren Teil befin­den, sodass die Men­schen auf Hockern dar­um her­um sit­zen kön­nen. Es wird einen Bereich für stil­len­de Müt­ter und eine Spiel­ecke für Kin­der geben. Der gros­se Chor­raum hin­ter dem Tor­bo­gen, der lan­ge nicht mehr genutzt wur­de, wird als neu­er lit­ur­gi­scher Raum erschlos­sen, in dem bei­spiel­wei­se ein Anlass des Firm­kur­ses oder ein Tai­zé­ge­bet statt­fin­den kön­nen. Dazu wird er mit spe­zi­el­len Sitz­mö­beln aus­ge­stat­tet. Der histo­ri­sche Altar hin­ge­gen wird aus eben die­sem Chor­raum her­vor­ge­holt, sodass er näher an den Gläu­bi­gen ist. «Manch­mal braucht es einen Umzug. So wie es Men­schen gut tut, ein­mal umzie­hen, und ihren Haus­halt einem Neu­start zu unter­wer­fen, tut das auch einer Kir­che gut», fin­det Lepke.

Leonie Wollensack
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