Eigen­in­itia­ti­ve in der Seel­sor­ge, wo Prie­ster fehlen

Eigen­in­itia­ti­ve in der Seel­sor­ge, wo Prie­ster fehlen

Am Sonn­tag der Welt­mis­si­on zeigt Mis­sio, wie sich die Men­schen in Perus Ama­zo­nas­ge­biet kirch­lich engagieren

Der 21. Okto­ber ist der Sonn­tag der Welt­mis­si­on. Unter dem Mot­to «Hin­aus­ge­hen, Hoff­nung tei­len» stellt Mis­sio die Kir­che im Ama­zo­nas­ge­biet vor, wo Frau­en und Män­ner Ver­ant­wor­tung in ihren Gemein­den übernehmen.Was­ser und üppi­ge Vege­ta­ti­on sind die prä­gen­den Ele­men­te im Ama­zo­nas­ge­biet, das etwa 60 Pro­zent von Perus Lan­des­flä­che aus­macht. Dort, im Nord­osten des Lan­des, befin­den sich die Apo­sto­li­schen Vika­ria­te Reque­na und Iqui­tos, die im Monat der Welt­mis­si­on im Zen­trum ste­hen. Die Men­schen in die­ser Rand­re­gi­on leben in klei­nen Sied­lun­gen ent­lang der Flüs­se, die sich durch den immer­grü­nen Regen­wald schlän­geln. Die­se Was­ser­adern sind die wich­tig­sten Ver­kehrs­we­ge, denn ein gros­ser Teil der Regi­on ist nicht mit Stras­sen erschlos­sen.

Gemein­den wäh­len ihre Beauftragten

Die Aus­deh­nun­gen die­ser Apo­sto­li­schen Vika­ria­te und selbst der Pfar­rei­en sind enorm. Die katho­li­sche Kir­che dort hat wenig haupt­amt­lich Mit­ar­bei­ten­de, ein­hei­mi­sche Prie­ster sind rar. Um das reli­giö­se und kirch­li­che Leben in den Dör­fern ent­lang der Flüs­se zu gestal­ten, gibt es Ani­ma­do­res, gewähl­te Gemein­de­ver­tre­ter. «Es ist bewun­derns­wert, was die­se Frau­en und Män­ner lei­sten», sagt Sr. Celia über die Ani­ma­do­res. Zusam­men mit zwei Mit­schwe­stern ihrer fran­zis­ka­ni­schen Gemein­schaft arbei­tet sie in dem klei­nen Ort Flor de Pun­ga in der Seel­sor­ge. Vom frü­he­ren Bischof waren sie gebe­ten wor­den, bei der Evan­ge­li­sie­rung und Kate­che­se mit­zu­hel­fen. «Wir soll­ten die Gemein­den besu­chen», lau­te­te der Auf­trag. «Wir blie­ben manch­mal bis zwei Wochen, manch­mal einen gan­zen Monat und ver­such­ten, die Ani­ma­do­res zu fin­den.» Die zwei jähr­li­chen Wochen­kur­se für die Aus­bil­dung der Frau­en und Män­ner wer­den von der Pfar­rei finan­ziert. Anson­sten arbei­ten die basis­de­mo­kra­tisch gewähl­ten Ani­ma­do­res unent­gelt­lich.

Selbst­hil­fe trotz vie­ler Schwierigkeiten

Die­se Ani­ma­do­res sind das Ergeb­nis von lang­fri­sti­gen Ent­wick­lungs­pro­zes­sen in der Seel­sor­ge, in denen Män­ner und Frau­en gezielt qua­li­fi­ziert wer­den. Sie wer­den befä­higt, ver­ant­wort­lich und selbst­stän­dig Lei­tung zu über­neh­men. Mit einer gros­sen Selbst­ver­ständ­lich­keit orga­ni­sie­ren sich die Men­schen selbst. Natür­lich gibt es auch Schwie­rig­kei­ten: «Man­che sind über­for­dert, ande­re kön­nen Fami­lie, Arbeit und ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment nicht unter einem Hut ver­ei­nen», weiss Sr. Celia.Die katho­li­sche Kir­che im Ama­zo­nas­ge­biet lebt von die­sem gemein­sa­men Enga­ge­ment der Chri­stin­nen und Chri­sten, denn sie sind vor Ort und gestal­ten das Kir­che­sein par­ti­zi­pa­tiv. Kir­che lebt genau an die­sen Orten, wo die Ani­ma­do­res das Zusam­men­le­ben gestal­ten, und nicht nur, wo ein Prie­ster ist. Die Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums schlägt dort Wur­zeln, wo es durch das glaub­wür­di­ge Zeug­nis von kon­kre­ten Men­schen Gemein­schaft zu stif­ten ver­mag. Und die Men­schen erfah­ren eine Kir­che, die mit ihnen in her­aus­for­dern­den Situa­tio­nen wie Armut und Unrecht soli­da­risch ist.

Väter zie­hen weg, Leh­rer blei­ben aus

Feh­len­de Väter, eine man­gel­haf­te Schul­bil­dung und nur weni­ge Arbeits­stel­len für Jugend­li­che zäh­len zu den gros­sen Her­aus­for­de­run­gen, mit denen sich die Kir­che kon­fron­tiert sieht. Ein gere­gel­tes Fami­li­en­le­ben gibt es kaum. «Die Väter ver­las­sen die Kin­der, und die Müt­ter gehen in die Stadt auf Arbeits­su­che. Die Kin­der blei­ben oft bei der Gross­mutter. Die Situa­ti­on ist bedau­er­lich», resü­miert Sr. Celia. Dazu kommt, dass die Schul­bil­dung an vie­len Orten zu wün­schen lässt. Die Leh­rer kom­men nur unre­gel­mäs­sig oder manch­mal gar nicht. Das hat damit zu tun, dass die Leh­rer in der Stadt woh­nen und sie auf die unre­gel­mäs­sig ver­keh­ren­den Boo­te ange­wie­sen sind. «Es fehlt ihnen auch das pro­fes­sio­nel­le Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein», meint Sr. Celia. Für sie geht die Sor­ge um die See­le Hand in Hand mit der Sor­ge für die kon­kre­ten Bedürf­nis­se. Denn Armut ist oft ver­steckt. Des­halb liegt der Kir­che die Schul­bil­dung und die Gesund­heits­vor­sor­ge beson­ders am Her­zen.Die Ama­zo­nas­syn­ode vom kom­men­den Jahr wird dazu bei­tra­gen, dass die Erfah­run­gen der Kir­che aus die­ser «Rand­re­gi­on» der Welt Ein­zug hal­ten in der Welt­kir­che. Mis­sio ist schon lan­ge dort prä­sent und unter­stützt die Apo­sto­li­schen Vika­ria­te wie Iqui­tos und Reque­na – auch mit der Kol­lek­te vom Sonn­tag der Welt­mis­si­on.Sieg­fried Oster­mann, Missio  
Redaktion Lichtblick
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