Ehre, wem Ehre gebührt

Ehre, wem Ehre gebührt

Jesus Sirach 3,2–6.12–14Der Herr hat den Kin­dern befoh­len, ihren ­Vater zu ehren, und die Söh­ne ver­pflich­tet, das Recht ihrer Mut­ter zu ach­ten. Wer den Vater ehrt, erlangt Ver­zei­hung der Sün­den, und wer sei­ne Mut­ter ach­tet, gleicht einem Men­schen, der Schät­ze sammelt. Wer den Vater ehrt, wird Freu­de haben an den eige­nen Kin­dern, und wenn er betet, wird er Erhö­rung finden. Wer den Vater ach­tet, wird lan­ge leben, und wer sei­ner Mut­ter Ehre erweist, der erweist sie dem Herrn. Mein Sohn, wenn dein Vater alt ist, nimm dich sei­ner an, und betrü­be ihn nicht, so­lange er lebt. Wenn sein Ver­stand abnimmt, sieh es ihm nach, und beschä­me ihn nicht in dei­ner Voll­kraft! Denn die Lie­be zum Vater wird nicht ver­ges­sen, sie wird als Süh­ne für dei­ne Sün­den eingetragen.Ein­heits­über­set­zung 

Ehre, wem Ehre gebührt

Man möge es mir nicht ver­ar­gen, wenn ich ein The­ma anspre­che, das nicht im Trend liegt, das eini­ge ver­mut­lich als ziem­lich dane­ben und poli­tisch reich­lich unkor­rekt hal­ten und das in der all­ge­mei­nen Auf­ge­regt­heit wenig Auf­merk­sam­keit erfährt. Ich möch­te einer Per­so­nen­grup­pe die Ehre geben und mei­ne Reve­renz erwei­sen, zu der ich sel­ber nicht gehö­re, nie gehört habe und nie gehö­ren wer­de, die ich des­we­gen zuwei­len etwas benei­de, der ich gleich­zei­tig mit Bewun­de­rung und hoher Wert­schät­zung begeg­ne, die mich zu der Ein­schät­zung führt, dass es tat­säch­lich Din­ge gibt, wage ich zu behaup­ten, die heu­te bes­ser sind als frü­her. Also Grund zur Dank­bar­keit und Freu­de, ganz ein­fach!Das sind die Män­ner. Unter den Män­nern jene, die mit einem fast anti­quiert und alt­backen klin­gen­den Wort Väter heis­sen und Vater sind. Und da noch ein­mal eine ganz son­der­li­che Spe­zi­es, näm­lich die jun­gen Väter. Jun­ge Män­ner, die stolz sind und die sich sicht­lich freu­en, dass sie Vater sind. Ich sehe sie hier in Maria­stein, Tami­len, Schwei­zer, Alba­ner, Inder, Deut­sche, Fran­zo­sen, ich sehe sie im Tram, in der Eisen­bahn, in der Stadt, mit Dop­pel­kin­der­wa­gen, mit Ein­kauf­ta­schen, mit Spiel­sa­chen dabei, wie sie ihren klei­nen Kin­dern in die Pele­ri­ne hel­fen, sie auf den Arm oder an der Hand neh­men, vor ihnen in die Hocke gehen, ihnen das Taschen­tuch hin­hal­ten und die Nase put­zen, ihnen die Welt erklä­ren. Dies geschieht in einem Umfeld, das ande­re Prio­ri­tä­ten setzt, wo nicht Sanft­mut und Rück­sicht auf die Klei­nen den Ton ange­ben, son­dern Durch­set­zungs­ver­mö­gen, for­sches Auf­tre­ten und Effi­zi­enz bestim­mend sind. Wenn ich mir das anschaue, wie ein jun­ger Vater sich sei­nem Nach­wuchs zuneigt, dann dünkt mich, es sei eine gute, eine hoff­nungs­vol­le Ent­wick­lung im Gang, näm­lich eine Erneue­rung und Wand­lung der Vater­figur. Viel­leicht führt das neben­bei zu einer Reha­bi­li­tie­rung, ja über­haupt erst zur Ent­deckung des hei­li­gen Josef, für den die kirch­li­che Tra­di­ti­on kei­nen geschei­te­ren Aus­druck als «Pfle­ge­va­ter» und «Nähr­va­ter» gefun­den hat! In Maria­stein gibts in der Sei­ten­ka­pel­le, die sei­nen Namen trägt, eine barocke Figur, die Josef als auf­rech­ten, selbst­be­wuss­ten Mann dar­stellt, mit zärt­lich-star­ker Geste das paus­bäcki­ge Christ­kind auf dem Arm tra­gend, ein jun­ger Vater also, der sich nicht scheut, sei­ne Rol­le und Auf­ga­be öffent­lich sicht­bar wahr­zu­neh­men.«Den Vater ehren!» Vier­mal spricht der alt­te­sta­ment­li­che «Sohn des Sirach» davon in den paar Ver­sen, die als alt­te­sta­ment­li­che Lesung am «Fest der Hei­li­gen Fami­lie» vor­ge­se­hen ist. Zwar klingt die­se Redens­wei­se in unsern Ohren ziem­lich patri­ar­chal und pater­na­li­stisch, doch es ist gut, dass dies alles in der Bibel steht. Denn es wird der Tag kom­men, an dem die jun­gen Väter von heu­te die alten Väter und Gross­vä­ter von mor­gen und über­mor­gen sein wer­den. War­um ihnen nicht schon heu­te mit Respekt und Hoch­ach­tung begeg­nen? Den Vor­tritt über­las­sen sie selbst­ver­ständ­lich der Frau und Mut­ter; sie blei­ben zurück­hal­tend, haben eine Vor­lie­be für den Halb­schat­ten und hal­ten für ihre Kin­der und für alle, die Zeit haben, ihnen zuzu­schau­en, die Bot­schaft leben­dig: Es ist auch heu­te gut, Mann und Vater zu sein. Es ist wei­ter­hin schön, dass wir beten dür­fen: «Vater unser!»Abt Peter von Sury, Mariastein
Redaktion Lichtblick
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