Usbekistan, Samarkand — das ist die Seidenstrasse, jedenfalls ein Teil davon. Nur schon die Architektur erinnert an eine hochstehende Kultur. Dahinter steht ein spannender gegenseitiger Austausch zwischen Persien und Indien. Grundlage war der Handel, mittransportiert wurden immer auch Ideen aus Kunst, Architektur, Politik, Philosophie und Religion. Die Leserreise nach Usbekistan zeigt einen weiten Horizont und eine Geschichte, die in manchem an heutige Auseinandersetzungen erinnert.In der Hauptstadt von Usbekistan, Taschkent, ist das Erbe der Seidenstrasse etwas weniger sichtbar, dafür fallen sofort die grossen Regierungsgebäude und die Bauten aus der ehemaligen Sowjetzeit auf. Das ist immer noch Teil des Landes. So sprechen die älteren Leute noch Russisch. Amtssprache ist Usbekisch, geschrieben mit lateinischen oder kyrillischen (russischen) Buchstaben. Inzwischen hat das Land einen neuen Nationalhelden aufgebaut, Amir Timur (1336–1405), eine Art «Wilhelm Tell» von Usbekistan.Chiwa, eine Oasenstadt wie ein Museum
Von Taschkent fliegen wir gleich nach Chiwa. Mit dem Reisecar wäre es zu weit. Zudem sind die Strassen teilweise recht schlecht, mit vielen Schlaglöchern. Chiwa gehört zum «Dreiklang» an der Seidenstrasse: Chiwa – Buchara — Samarkand. Buchara und Samarkand sind zwar älter, aber Chiwa gibt einen guten Eindruck einer früheren islamischen Stadt. Eine Oasenstadt, deren gepflegte Altstadt, umgeben mit einer starken Befestigungsmauer, wie ein Freilichtmuseum wirkt. Rund 50 historische Gebäude sind hier zu finden, ein Weltkulturerbe der UNESCO. Eine Besonderheit ist die alte Dschuma-Moschee, die mit den über 210 Holzsäulen irgendwie an Cordoba erinnert. Neugierig werfen wir auch gerne einen Blick in die ehemaligen Haremsräume des Tasch Hauli Palastes. Dann bleibt noch etwas Freizeit für eigene Entdeckungen.Basar unter Kuppeln in Buchara
Buchara, nochmals ein Inlandflug, hat seinen eigenen Charme. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten finden wir in der Altstadt recht nahe beieinander. Der Basar unter den alten Kuppeln bietet eine besondere Atmosphäre. Wegen der zentralen Lage an der Seidenstrasse war der Ort schon in vorislamischer Zeit ein wichtiger Handelsplatz. Herzstück der Altstadt ist das Labi Chaus mit den alten Maulbeerbäumen und dem Wasserbecken, beliebter Treffpunkt für Einheimische. Gleich daneben eine der grössten Medresen von Zentralasien, heute haben sich darin Souvenirgeschäfte niedergelassen. Auf der anderen Seite eine ehemalige Pilgerunterkunft für Sufis. Hier gibt es nochmals Zeit für persönliche Entdeckungen und Begegnungen.Muslimische Glaubenslandschaft
Der Islam in Usbekistan ist unter anderem vom Sufismus geprägt, auch wenn die Mehrheit den Sunniten angehören – gegen 90% der Einwohner sind Muslime. Die meisten religiösen Muslime folgen der hanafitischen Rechtsschule mit einer eher liberalen Haltung. Platz hat auch ein Volksislam mit magischen und schamanischen Elementen aus früheren Zeiten. Der Islam hier ist einerseits stark eine private Angelegenheit, Muezzin-Rufe sind verboten, andererseits wird der Islam vom Staat kontrolliert. Islamisten haben so keine grosse Chance.Samarkand
Unser letztes Reiseziel ist Samarkand, eine der ältesten bewohnten Städte der Welt. Der berühmteste Platz über Samarkand hinaus ist der Registan-Platz mit drei Medresen. Da muss man sich unbedingt genügend Zeit nehmen und den Komplex von aussen und von innen auf sich wirken lassen. Die Nekropole Schah‑i Sinda ist nicht einfach ein Friedhof. Die Fassaden der Mausoleen mit den vielfältigen Fliesen entlang der Gräberstrasse überraschen. Es ist ein Pilgerort, der heute noch gerne von Einheimischen besucht wird. In der Nähe gibt’s noch einen Bazar, keinen alten, dafür treffen wir hier mehr Einheimische als Touristen. Für den Rückflug in die Schweiz müssen wir zurück nach Taschkent. Diesmal sind wir mit der Bahn unterwegs, dem Afrosiyob, einem Hochgeschwindigkeitszug.Auseinandersetzung auch mit der Gegenwart
Auffallend an den drei Orten entlang der Seidenstrasse in Usbekistan sind die vielen Medresen. Das sind keine Koranschulen, sondern Hochschulen, wo natürlich auch der Koran unterrichtet wurde. Aus dieser Region kommen unter anderen drei Gelehrte, die damals «weltbekannt» wurden: Ibn Sina (Avicenna), Philosoph und Universalgelehrter, Al Choresmi, Astronom und Mathematiker, Al Buchari, islamischer Theologe. Entlang der Seidenstrasse sind sie weitergezogen bis nach Bagdad und Isfahan. Wenn wir die drei Städte in Usbekistan besuchen, dann besuchen wir drei Perlen an der Seidenstrasse. Neben der beindruckenden Kultur aus der Vergangenheit interessiert uns auch die gegenwärtige Lage des Landes, die ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Fragen und die Situation der Christen, soweit eine Auseinandersetzung damit möglich ist. Leserreise Usbekistan
Leserreise mit «Horizonte» nach Usbekistan, zu «drei Perlen an der Seidenstrasse»: 2. bis 11. Oktober 2016. Reiseleitung und Anmeldung: Dr. Martin Brander, Postfach 7, 4805 Brittnau, T 062 508 02 66, E‑Mail: . Das Programm ist ab Mitte Februar erhältlich, Interessierte können sich bereits melden. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.