Dop­pel­tes Jubiläum

Am 10. und 11. Sep­tem­ber 2016 gibt’s bei der Kapel­le Maria­wil in Baden ein Fest­wo­chen­en­de. Hori­zon­te hat Pater Franz-Toni Schall­ber­ger von den Redempto­ri­sten besucht, die das Seel­sor­ge-Ange­bot mitgestalten.Mit sicht­li­cher Begei­ste­rung erklärt Pater Franz-Toni Schall­ber­ger die Iko­ne. Die­se zeigt Maria als «Mut­ter von der Immer­wäh­ren­den Hil­fe», jenes Motiv, das die Redempto­ri­sten im Jah­re 1866 von Papst Pius IX. in Rom über­reicht bekom­men haben, und das seit­her in ver­dich­te­ter Form zusam­men­fasst, was das Wir­ken des Redempto­ri­sten-Ordens aus­macht. Schon Ordens­grün­der Alfons (1696–1787) ver­ehr­te Maria als «Mut­ter der Barm­her­zig­keit». Die Sor­ge um die Aus­ge­grenz­ten wur­de ihm zur Lebens­auf­ga­be (sie­he Kasten). Mit der Erhe­bung zum Gna­den­bild durch den Orden erfuhr die Iko­ne welt­wei­te Ver­brei­tung.

Fort­wäh­ren­de For­schung an der Ikone

Seit Jah­ren beschäf­tigt sich Pater Franz-Toni Schall­ber­ger inten­siv mit jener Iko­ne, die seit 150 Jah­ren den Geist redempto­ri­sti­schen Wir­kens im Ant­litz Mari­as zum Aus­druck bringt. Bereits hat der 71-Jäh­ri­ge zwei Bücher zu jenem Mari­en­bild ver­fasst und sich im ver­gan­ge­nen Jahr ein Herz gefasst und bin­nen einer Woche ein Abbild des in der Kir­che St. Alfons in Rom auf­be­wahr­ten Bild­nis­ses ganz im Stil der tra­di­tio­nel­len Iko­nen­ma­le­rei ange­fer­tigt. Die­ses steht nun im Redempto­ri­sten­haus im Bade­ner Quar­tier Kap­pel­er­hof bei der Kapel­le Maria­wil. Zu den täg­li­chen Eucha­ri­stie­fei­ern oder auch monat­li­chen Ange­bo­ten – die­se sind weit über Baden hin­aus bekannt und wer­den ger­ne besucht – nimmt der Pater «sei­ne» Iko­ne manch­mal mit in die Kapel­le.

Anten­nen für Gott freilegen

«Um Immer­wäh­ren­de Hil­fe erfah­ren zu kön­nen, muss man emp­fäng­lich sein – wie Maria» erklärt Franz-Toni Schall­ber­ger mit Bezug auf die Iko­ne das Wir­ken der Redempto­ri­sten. «Wir alle tra­gen Gott in uns und besit­zen eine ursprüng­li­che Emp­fäng­lich­keit. Nur lei­der haben wir heu­te viel­fach gar nicht mehr die Anten­nen für Gott.» Daher, so der Redempto­ri­sten-Pater, habe man auch das Ziel, im Wir­ken gegen­über den Mit­men­schen die­se Anten­nen wie­der frei­zu­le­gen.

Rich­tungs­wei­sen­de Sym­bo­lik aus der Ikone

Pater Franz-Toni Schall­ber­ger erklärt, dass die «Mut­ter der immer­wäh­ren­den Hil­fe» auch «Mut­ter der Pas­si­on» genannt wird. «Das bedeu­tet, es geht dar­um, die Lie­be Got­tes zu erlei­den.» Lei­den ist per se bei uns nega­tiv kon­no­tiert, aber so sei das in die­sem Zusam­men­hang nicht gemeint, erklärt der 71-Jäh­ri­ge und wen­det sich der Iko­ne zu. Franz-Toni Schall­ber­ger zeigt auf das Jesus-Kind, das in einer Ahnung die Erz­engel Gabri­el und Micha­el mit dem Kreuz und den Lei­dens­werk­zeu­gen erblickt. «Man sieht auf dem Bild, wie der lin­ke Fuss sich ver­krampft, jedoch in Kon­takt mit dem rech­ten Fuss kommt, der noch ganz im Ver­trau­en ist.» Und wei­ter sei­en da die Hän­de von Maria und Jesus, die ein­an­der auf Herz­hö­he fän­den, wobei die tra­gen­de Hand von Maria gleich­sam wie eine tra­gen­de Arche fun­gie­re.Mit Freu­de fie­bert Pater Schall­ber­ger dem 11. Sep­tem­ber ent­ge­gen, dem Patro­zi­ni­ums­fest der Kapel­le. Aus Anlass der bei­den beson­de­ren Jubi­lä­en wird der 71-jäh­ri­ge Pater aus­führ­lich über die Redempto­ri­sten berich­ten und sei­nen Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rern auch ver­schie­de­ne Aspek­te der beson­de­ren Sym­bo­lik der Mari­en-Iko­ne auf­zei­gen.

Licht und Schat­ten als Zei­chen für Mariawil

In den 1920er-Jah­ren lies­sen sich die Redempto­ri­sten, von Strass­burg her kom­mend, in Baden nie­der. Zur Wahl stan­den ihnen die St. Micha­els­ka­pel­le in Ennet­ba­den und die Kapel­le Maria­wil. «Eine Anek­do­te erzählt, dass Ennet­ba­den im Schat­ten lag und Maria­wil in der Son­ne, als sei­ner­zeit die bei­den Stand­or­te besich­tigt wur­den», schmun­zelt der Pater. Das sei dann als Zei­chen wahr­ge­nom­men wor­den. Dass die dor­ti­ge Kapel­le aus der Zeit des ersten Vill­mer­ger­krie­ges (1656) bereits der Maria geweiht war, dürf­te den Ent­scheid eben­falls posi­tiv beein­flusst haben, meint Franz-Toni Schall­ber­ger.Als Orden­grün­der gilt der Hei­li­ge Alfons von Liguo­ri. Der Anwalt ergriff nach einem geschei­ter­ten Pro­zess den Prie­ster­be­ruf und küm­mer­te sich fort­an um die von der Gesell­schaft Aus­ge­grenz­ten. Als er auf­grund einer Erkran­kung 1730 zu einem Erho­lungs­ur­laub in das klei­ne Berg­städt­chen Sca­la an der Amal­fi­kü­ste kam, bemerk­te er, dass dort die Land­be­völ­ke­rung seel­sorg­lich ver­nach­läs­sigt wur­de. Mit drei wei­te­ren Prie­stern und einem Lai­en schloss sich Alfons am 9. Novem­ber 1732 zusam­men, um die­ser pasto­ra­len Not­si­tua­ti­on ent­ge­gen­zu­tre­ten. Die­ser Zusam­men­schluss gilt als das Ent­ste­hungs­da­tum der Redempto­ri­sten.

Bele­ben­de Gemeinschaft

Der spä­ter hei­lig gespro­che­ne und zum Kir­chen­leh­rer erho­be­ne Alfons von Liguo­ri for­der­te sich selbst und sei­nen Mit­brü­dern ein stren­ges Leben ab – ganz auf die Unter­stüt­zung von Rand­stän­di­gen aus­ge­rich­tet. Am 25. Febru­ar 1749 aner­kann­te Papst Bene­dikt XIV. den Orden.Der Redempto­ri­sten-Orden (auch Kon­gre­ga­ti­on des Hei­lig­sten Erlö­sers) hat heu­te etwa 5 000 Mit­glie­der in 78 Län­dern. Nebst einem männ­li­chen Zweig, der sich der Mis­si­on und Armen­hil­fe ver­schrie­ben hat, exi­stiert auch ein weib­li­cher Zweig als kon­tem­pla­ti­ve Gemein­schaft. In der Schweiz fin­den sich Nie­der­las­sun­gen in Baden, Kreuz­lin­gen und Matran. Die­se Gemein­schaf­ten sind mit ande­ren Gemein­schaf­ten in den Nie­der­lan­den, Deutsch­land und Bel­gi­en zur Pro­vinz St. Cle­mens zusam­men­ge­schlos­sen. Man ste­he in regel­mäs­si­gem Aus­tausch und hal­te gemein­sa­me Exer­zi­ti­en ab, erklärt Pater Franz-Toni Schall­ber­ger.In Baden leben im Redempto­ri­sten­haus Maria­wil sechs Patres im Alter zwi­schen 70 und über 90 Jah­ren. Die­se gestal­ten im Auf­trag der Pfar­rei­en Baden-Ennet­ba­den die Seel­sor­ge und das Got­tes­dienst­an­ge­bot mit. Die «Immer­wäh­ren­de Hil­fe» ist Pro­gramm. Arme und Rand­stän­di­ge sind an der Tafel der Redempto­ri­sten will­kom­men und die sechs Patres hel­fen an ver­schie­de­nen Orten beim prie­ster­li­chen Dienst aus. Wei­ter unter­hal­ten sie – eben­falls ganz im Sin­ne des Ordens – ein Mis­si­ons­pro­gramm in Boli­vi­en. 

Fest­pro­gramm am 11. Sep­tem­ber 2016 

 9 UhrFest­got­tes­dienst mit Josef Stü­bi, Stadt­pfar­rer und Dom­herr, Fest­pre­di­ger P. Dr. Johan­nes Römelt, Pro­vin­zi­al der Redempto­ri­stenEs singt der Kapel­len­chor 11 UhrVor­trag von Pater Franz-Toni Schall­ber­ger über die Kon­gre­ga­ti­on der Redempto­ri­stenanschlies­send gemüt­li­ches Bei­sam­men­sein mit Wurst vom Grill, Kaf­fee und Kuchen, musi­ka­li­sche Unterhaltung 
Andreas C. Müller
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