Die­se Kol­lek­ten schüt­zen Prie­ster und Sozialstaat

  • Nach dem Bet­tags­op­fer für Seel­sor­ger und Pfar­rei­en in Not­la­gen wird am 29. Sep­tem­ber für Prie­ster und Dia­ko­ne in finan­zi­el­ler Not gesammelt.
  • «Finan­zi­el­le Härtefälle» und «aus­ser­or­dent­li­che Auf­wen­dun­gen»: Ver­ste­hen die Gläubigen jeweils, wofür die Kol­lek­ten im Got­tes­dienst auf­ge­nom­men wer­den? Wird das aus­rei­chend erklärt? Hori­zon­te hat nach­ge­fragt: Ant­wor­ten gibt’s im Video zu die­sem Beitrag.
 Sonn­tag für Sonn­tag geht in der Kir­che der Klin­gel­beu­tel um. Wer oder was mit den Opfer­ga­ben der Gläu­bi­gen unter­stützt wird, das bestimmt für rund die Hälf­te der Samm­lun­gen die Kir­che vor Ort. Für jeden zwei­ten Sonn­tag im Kir­chen­jahr gibt die Diö­ze­se vor, wofür die Kol­lek­te erho­ben wird.

Kol­lek­te für in Not gera­te­ne Prie­ster und Diakone

Am 29. Sep­tem­ber soll in den Got­tes­dien­sten gesam­melt wer­den «für finan­zi­el­le Här­te­fäl­le und aus­ser­or­dent­li­che Auf­wen­dun­gen». In den Erklä­run­gen zur Kol­lek­te schreibt der Gene­ral­vi­kar des Bis­tums Basel, Mar­kus Thü­rig: «Der Bischof ist kir­chen­recht­lich ver­pflich­tet, Prie­ster und Dia­ko­ne sei­nes Bis­tums, die in finan­zi­el­le Not gera­ten, zu unter­stüt­zen.»Wer sich die Kol­lek­ten­li­ste ein­mal genau­er anschaut, wird fest­stel­len, dass neben vie­len kari­ta­ti­ven Hilfs­wer­ken auch diver­se Male die Seel­sor­gen­den selbst unter­stützt wer­den. Das kann deren Aus­bil­dung betref­fen, zum Bei­spiel mit dem St. Josefs­op­fer für Sti­pen­di­en an zukünf­ti­ge Prie­ster, Dia­ko­ne und Theo­lo­gin­nen und Theo­lo­gen oder mit den Kol­lek­ten für das Prie­ster­se­mi­nar und die Theo­lo­gi­sche Fakul­tät in Luzern. Auch «für die geist­li­che Beglei­tung der zukünf­ti­gen Seel­sor­ger und Seel­sor­ge­rin­nen des Bis­tums Basel» wird gesam­melt. Gera­ten Prie­ster, Dia­ko­ne und Seel­sor­gen­de in ihrem Beruf in finan­zi­el­le Nöte, dann unter­stützt sie das «Bet­tags­op­fer» oder das «Diö­ze­sa­ne Kir­chen­op­fer für finan­zi­el­le Här­te­fäl­le und aus­ser­or­dent­li­che Auf­wen­dun­gen».

Für Seel­sor­gen­de und Vorsorge 

Wer in der Schweiz lebt und arbei­tet, ist durch obli­ga­to­ri­sche Ver­si­che­run­gen bei Unfall oder Krank­heit und nach der Pen­sio­nie­rung finan­zi­ell abge­si­chert. Das war aber nicht immer so. Gene­ral­vi­kar Mar­kus Thü­rig erklärt: «Das Bis­tum ist für Prie­ster ver­ant­wort­lich, die von den Sozi­al­ver­si­che­run­gen im Alter nicht leben kön­nen, weil zum Bei­spiel ihre Haupt­ar­beits­zeit noch vor der Ein­füh­rung der Sozi­al­ver­si­che­run­gen statt­fand, weil sie lan­ge im Aus­land tätig waren und/oder den Dienst im Bis­tum erst in fort­ge­schrit­te­nem Alter auf­ge­nom­men haben.»Nun nimmt zwar die Zahl der­je­ni­gen Seel­sor­ger, die nicht mehr in den Genuss der vol­len Sozi­al­ver­si­che­rungs­lei­stun­gen kom­men, von Jahr zu Jahr ab, aber des­we­gen darf auf die wei­te­re Äuf­nung des Soli­da­ri­täts­fonds nicht ver­zich­tet wer­den. Fabi­an Berz, Per­so­nal­ver­ant­wort­li­cher des Bis­tums Basel, erklärt, war­um: «Auf Grund des Prie­ster­man­gels sind wir in der Schweiz immer mehr auf aus­län­di­sche Prie­ster ange­wie­sen. Wir waren bis­her sehr zurück­hal­tend bei Prie­stern aus Nicht-EU-Län­dern, die schon weit über 40 Jah­re alt waren. Wenn ein Prie­ster aus einem Dritt­welt­land vie­le Jah­re in der Schweiz arbei­tet und das Pen­si­ons­al­ter erreicht, viel­leicht sogar krank wird und Pfle­ge braucht, dann kön­nen wir ihn doch nicht ein­fach wie­der in sein Hei­mat­land zurück­schicken. Da wird die­ser Fonds eben sinn­voll. Damit über­nimmt die Kir­che ihre Ver­ant­wor­tung und ent­la­stet auch unser sozia­les System.»

Wis­sen die Gläu­bi­gen eigent­lich, wofür gesam­melt wird?

 

Not ist manch­mal selbstverschuldet

Für alle, die am 15. und 29. Sep­tem­ber ihren Obo­lus zugun­sten not­lei­den­der Seel­sor­ger ent­rich­tet haben oder noch ent­rich­ten wol­len, sei noch­mals betont, dass es sich beim Bet­tags­op­fer um einen Soli­da­ri­täts­bei­trag für Seel­sor­ger und Pfar­rei­pro­jek­te in der gan­zen Schweiz han­delt — ein­ge­zo­gen und ver­wal­tet von der Inlän­di­schen Mis­si­on (IM). Der Soli­da­ri­täts­fonds der Diö­ze­se Basel, zu der ja auch der Kan­ton Aar­gau gehört, ist aus­schliess­lich für Prie­ster, Dia­ko­ne und alle Seel­sor­ger bestimmt, die ihre Auf­ga­be im Auf­trag von Bischof Felix Gmür erfül­len. «Aktu­ell sind es nur gera­de noch zwei Prie­ster, die wir aus dem Fonds unter­stüt­zen», ver­rät Fabi­an Berz. «Bei­de leben in einem Pfle­ge­heim und haben weder eine Pen­si­ons­kas­se, noch AHV. Sozi­al­hil­fe erhal­ten sie auch nicht. Durch die Bei­trä­ge aus dem Fonds und von der Inlän­di­schen Mis­si­on erhal­ten sie die Pfle­ge, die sie brau­chen.»Natür­lich kommt es auch vor, dass ein Seel­sor­ger aus eige­nem Ver­schul­den in finan­zi­el­le Nöte gerät. «Es gibt Prie­ster», sagt Fabi­an Berz, «die sich aus falsch ver­stan­de­ner Soli­da­ri­tät von Bett­lern regel­recht aus­neh­men las­sen.» In sol­chen Fäl­len oder auch, wenn etwa ein pen­sio­nier­ter Prie­ster in einer zu gros­sen Woh­nung lebe, hel­fe es schon, wenn man die Finan­zen sanie­re, indem man die Lebens­um­stän­de anpas­se und die Aus­ga­ben kon­trol­lie­re. «Den­noch wer­den sol­che Kol­lek­ten wei­ter­hin nötig sein, denn nicht in allen Kan­to­nen der Schweiz funk­tio­niert das dua­le System so wie in den Bis­tü­mern Basel, Chur und St. Gal­len. Vor allem in Neu­en­burg und Genf, mit deren abso­lu­ter Tren­nung von Kir­che und Staat, oder im Tes­sin und im Wal­lis, wo es kein dua­les System gibt, ist man auf die Unter­stüt­zung durch Spen­den angewiesen.»
Andreas C. Müller
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