Die Zukunft liegt in Schneisingen-Siglistorf oder Würenlingen
- Immer weniger Menschen wollen sich in einem Verein engagieren.
- Der Schweizerische Katholische Frauenbund will dieser Entwicklung mit dem Programm «Frauenbande 2.0» entgegenwirken.
- Die Frauenvereine der Zukunft gibt es schon: etwa in Schneisingen, Siglistorf oder Würenlingen.
Am Impulstag des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) in der Paulus Akademie Zürich am 17. Juni ging es um die Zukunft der katholischen Frauenvereine. Während sich die einen Ortsvereine auflösen, weil ihnen der Nachwuchs fehlt, florieren andere und gestalten aktiv das Dorfleben mit. Doch sinkende Mitgliederzahlen sind der Trend – auch beim SKF.
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Zwar leisten rund 40 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung Freiwilligenarbeit. Aber sie tun dies lieber informell, also nicht in einem Verein oder in einer Organisation. Lieber engagieren sich Freiwillige etwa im Rahmen eines Mittagstisches für ihre Kinder oder auf dem Gemüseacker in einer solidarischen Landwirtschaft. Die formelle Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisation ist rückläufig, was auch die Ortsvereine des SKF zu spüren bekommen.
Autonom, sozial eingebunden und wirksam
Das Impulsprogramm «Frauenbande 2.0» ist die Antwort des SKF auf den Negativtrend. Freude machen und Sinn stiften soll die Freiwilligenarbeit, sagt Sarah Paciarelli, im einen oder anderen Frauenverein seien darum Veränderungen nötig. In welche Richtung die Veränderungen gehen könnten, zeigt eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts. Diese geht davon aus, dass die Freiwilligen der Zukunft in ihrer Arbeit Autonomie, soziale Eingebundenheit und Wirksamkeit suchen.
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Sonja Werne ist eine von sechs Vorstandsfrauen im Frauenforum Schneisingen-Siglistorf. Als sie 2012 nach Schneisingen zog, engagierte sie sich in der Spielgruppe des Frauenforums. Sonja Wernes Maxime lautet: «Wenn ich auf der Welt etwas verändern will, fange ich im Kleinen an. Da ist ein Verein der richtige Ort.» Verändern möchte sie die Einstellung zur katholischen Kirche. Sie sehe sich als moderne Katholikin und finde es schlimm, dass den Frauen das Priesteramt verwehrt werde. Sie wolle ein Beispiel dafür sein, dass katholisch nicht altbacken bedeute.
Engagement, das sich auszahlt
Zusammen mit ihrer Präsidentin, Tatjana Meier, hat Sonja Werne das Führungszertifikat des SKF erworben. «Ich habe viel gelernt über Vereinsführung, Konfliktmanagement, Selbstorganisation, Rechnungswesen», sagt die Mittvierzigerin. Sie teilt die Auffassung des SKFs, dass sich Freiwilligenarbeit für die Frauen auch in ihrem Familien- und Berufsleben auszahlen soll. Neben ihrem Beruf als Zahntechnikerin habe ihr das Zertifikat geholfen, auch als Berufsschullehrerin ihre Frau zu stehen.
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Vom «FraueZmorge» über den «Chnöpflihöck» mit den Kindern bis zur Maiandacht oder dem Vortrag über den weiblichen Zyklus. Bis zu 80 Anlässe hätten sie jährlich veranstaltet. Inhaltlich seien sie frei und könnten im Vorstand alle Entscheide eigenständig treffen, sagt Sonja Werne. Einen geistlichen Begleiter – in der Vergangenheit war dies oft der Ortspfarrer – hätten sie nicht mehr. Spirituelle Begleitung findet das Frauenforum bei der Gemeindeleiterin Bettina Kustner. Sonja Werne besucht dafür auch die Frauenfeiern der Theologin Caroline Meier-Machen.
Ökumenisch vernetzt
In jüngster Zeit versuchen die Vorstandsfrauen des Frauenforums Schneisingen-Siglistorf, sich mit anderen Vereinen zu vernetzen. Grosse Anlässe mit teuren Referentinnen seien dann ein kleineres Risiko für die einzelnen Vereine, ausserdem sei das Publikum dann zahlreicher. Das Frauenforum vernetzt sich aber nicht nur mit anderen katholischen Frauenvereinen, sondern etwa auch mit den Landfrauen oder den ansässigen Sportvereinen.
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Mit anderen Vereinen arbeitet auch Claudia Scherrer zusammen. Sie ist Präsidentin der Frauengemeinschaft Würenlingen. Die Vorstandsarbeit teilt sie mit sechs Vorstandsfrauen. Nicht alle von ihnen sind katholisch. Das ist auch im Frauenforum Schneisingen-Siglistorf der Fall. Beide Vereine führen «katholisch» nicht mehr im Namen. «Wir sind ökumenisch unterwegs und leben die Ökumene in unserem Vorstand vor», sagt Sonja Werne. Alle Frauen ab 18 Jahren können dem Frauenforum beitreten, unabhängig von Religion und Konfession.
Talente zeigen
In einer Zukunftswerkstatt, die im Rahmen der diesjährigen GV stattgefunden hat, hat der Vorstand des Frauenforums die Bedürfnisse der Mitglieder abgefragt. Dabei sei herausgekommen, dass sich unter den Frauen einige befinden, die sich gerne mehr einbringen möchten. «Diese Frauen möchten wir fördern. Alle Frauen sollen ihre Talente zeigen können», sagt Sonja Werne.
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Claudia Scherrer trifft sich mit ihrem Vorstandsteam einmal im Monat zu einer Sitzung. Die Kommunikation läuft über einen Messenger. Beide Vorstände halten die Hierarchie flach. Kann die Präsidentin nicht an der Sitzung des Aargauischen Katholischen Frauenbundes teilnehmen, geht eine andere Vorständin und vertritt sie.
«Wir müssen unsere Identität in der Zukunft suchen», sagte Sarah Paciarelli am Impulstag in der Paulus-Akademie. Die Zukunft liegt in Schneisingen-Siglistorf oder Würenlingen.