Die Zer­stö­rung des Ama­zo­nasur­walds betrifft alle

Die Zer­stö­rung des Ama­zo­nasur­walds betrifft alle

Die Zer­stö­rung des Ama­zo­nasur­walds betrifft alle

Flu­ri­na Dopp­ler aus Basel hat sich in Peru für den Schutz die­ses Lebens­raums eingesetzt

Im Inter­view zeigt die Bas­ler Sozi­al­an­thro­po­lo­gin Flu­ri­na Dopp­ler auf, wie­so die Zer­stö­rung des Ama­zo­nas­re­gen­walds uns alle betrifft. Die Comun­do-Fach­frau hat drei Jah­re bei der Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on «Forum Soli­da­ri­dad Perú» (FSP) mit­ge­ar­bei­tet und das 8. Sozi­al­fo­rum der Ama­zo­nas­län­der vom April 2017 in Tar­apo­to, Peru, mitorganisiert. 
Eine Demon­stra­ti­on wäh­rend des Sozi­al­fo­rums der Ama­zo­nas­län­der 2017 in Tar­apo­to (Peru), das Flu­ri­na Dopp­ler mit­or­ga­ni­siert hat. | © Jona­than Hurtado/comundo
Wie schlecht steht es um den Amazonasurwald?Flu­ri­na Dopp­ler: Der Ama­zo­nasur­wald ist stark gefähr­det. Ein Fünf­tel die­ses gröss­ten noch ver­blei­ben­den Regen­walds ist schon abge­holzt und die Zer­stö­rung geht fast unge­bremst wei­ter. Der Erhalt die­ses Öko­sy­stems ist nicht nur für die dort leben­den Men­schen, Tie­re und Pflan­zen wich­tig, son­dern wegen sei­ner Funk­ti­on als CO2-Spei­cher, Süss­was­ser­re­ser­voir und Hot­spot der Bio­di­ver­si­tät für die gesam­te Mensch­heit. Die Fol­gen der Zer­stö­rung bekommt frü­her oder spä­ter die gan­ze Welt zu spü­ren.Wie­so über­nimmt die perua­ni­sche Regie­rung nicht mehr Ver­ant­wor­tung für den Schutz des Amazonasgebiets?Das Wirt­schafts­mo­dell von Peru und ande­rer Ama­zo­nas­län­der beruht auf der Aus­beu­tung und dem Export natür­li­cher Res­sour­cen. Die Regie­rung und Tei­le der städ­ti­schen Bevöl­ke­rung pro­fi­tie­ren von die­sem Raub­bau an der Natur und stel­len die Inter­es­sen der Öl‑, Berg­bau- und Holz­fir­men über die Rech­te der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung und den Schutz des Urwal­des. Das führt zu zahl­rei­chen Kon­flik­ten. Um den Wider­stand gegen den Roh­stoff­ab­bau zu stop­pen, kri­mi­na­li­siert der Staat Men­schen, die sich für ihre Rech­te und den Schutz der Umwelt ein­set­zen.Was konn­te mit dem Ama­zo­nas­fo­rum erreicht werden?Es wur­den sowohl neue Alli­an­zen zwi­schen Orga­ni­sa­tio­nen und Län­dern gebil­det wie auch gemein­sa­me Initia­ti­ven lan­ciert. So zum Bei­spiel die «Alli­anz zur Ver­tei­di­gung der Ama­zo­nas­zu­flüs­se», bei der «Forum Soli­da­ri­dad Perú» akti­ves Mit­glied ist. Am Alter­na­ti­ven Welt­was­ser­fo­rum Fama, das im März 2018 in Bra­si­lia statt­fand, hat sich die Alli­anz getrof­fen, um gemein­sa­me Stra­te­gien für den Erhalt des Lebens in und an den Flüs­sen im Ama­zo­nas­ge­biet zu ent­wickeln. Ziel war, auch die Bedro­hung der Flüs­se stär­ker zu the­ma­ti­sie­ren.Wel­ches sind die gröss­ten Bedro­hun­gen für die Flüsse?Die Flüs­se wer­den durch die Erd­öl­för­de­rung, den Berg­bau und die pesti­zid­in­ten­si­ve indu­stri­el­le Land­wirt­schaft stark ver­schmutzt. In Peru ist das Mega­pro­jekt «Hidro­vía» ein gros­ses The­ma. Ziel ist es, ver­schie­de­ne Ama­zo­nas­zu­flüs­se ganz­jäh­rig schiff­bar zu machen. Es gibt aller­dings kei­ne Vor­stu­di­en, wel­che Kon­se­quen­zen die­ser Ein­griff hat. In Bra­si­li­en und Boli­vi­en bedro­hen vor allem Was­ser­kraft­wer­ke die Ama­zo­nas­zu­flüs­se. Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich gegen den Bau von Mega­pro­jek­ten weh­ren, wer­den nicht sel­ten Opfer von Gewalt.Wur­den am Sozi­al­fo­rum auch Stra­te­gien für den Umgang mit Kon­flik­ten erarbeitet?Ja. In der Dis­kus­si­on ent­stand die Idee, ein Kon­flikt­mo­ni­to­ring, das in Bra­si­li­en bereits ein­ge­setzt wird, mit einer gemein­sa­men Metho­do­lo­gie auf das gan­ze Ama­zo­nas­ge­biet aus­zu­wei­ten. Mit die­sem Instru­ment kann erho­ben wer­den, in wel­chen Gebie­ten Kon­flik­te ent­ste­hen, wie vie­le Men­schen betrof­fen sind und was die Haupt­ur­sa­chen dafür sind: zum Bei­spiel Abhol­zung, Was­ser­kraft­wer­ke, Ver­let­zung der Land­rech­te oder feh­len­der Zugang zu Was­ser. In Bra­si­li­en hat das Kon­flikt­mo­ni­to­ring gros­se media­le Wir­kung und dient Ämtern und NGOs als wich­ti­ges Instru­ment, um auf poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger Druck zu machen.Was kön­nen wir alle zum Schutz des Ama­zo­nas­le­bens­raums beitragen?Als Konsumenten/innen der rei­chen, west­li­chen Län­der sind wir mit­ver­ant­wort­lich für den Raub­bau an der Natur und die damit ver­bun­de­nen nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die loka­le Bevöl­ke­rung. Denn Roh­stof­fe wie Gold, Kup­fer, Erd­öl, Holz oder Palm­öl wer­den für den Export pro­du­ziert und stil­len unse­ren Ener­gie­hun­ger. Jede/r Ein­zel­ne soll­te den eige­nen Lebens­stil über­den­ken und sich fra­gen, wie­viel Kon­sum wirk­lich nötig und sinn­voll ist. Noch viel mehr ist jedoch die Poli­tik gefor­dert, die Men­schen­rech­te und den Schutz der Natur zu garan­tie­ren, was nicht geht ohne kla­re Rah­men­be­din­gun­gen für Kon­zer­ne und den inter­na­tio­na­len Han­del. So ist es wich­tig, dass die von Comun­do mit­ge­tra­ge­ne Kon­zern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve (Kovi) vor­an­ge­trie­ben wird und Schwei­zer Kon­zer­ne dazu ver­pflich­tet wer­den, Men­schen­rech­te und Umwelt­schutz welt­weit zu ach­ten und respek­tie­ren.Inter­view: Simo­ne Bischof, Comundo Infos zu den Pro­jek­ten von Comun­do in Peru sind unter www.comundo.org/peru zu finden.
Redaktion Lichtblick
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