Die Welt zuhause im Birrfeld
«Mit Respekt vor dem, was über die Jahre rund um das Kirchenzentrum Paulus im Birrfeld gewachsen ist, und in der Vorfreude auf das, was kommen wird, wollen wir Gott weiterhin in uns träumen lassen.»Im Zusammenhang mit dem Jubiläum «50 Jahre Paulus Birrfeld» ist Simon Meier, Gemeindeleiter und ab Herbst Leiter des Pastoralraums Brugg-Windisch, überzeugt, dass Gott noch Vieles zeigen wird. «Zum Beispiel eine Kirche, die dienend und nicht herrschend ist. Eine Gemeinschaft, die reich an geschwisterlichem Leben ist, reich auch an der Erwartung des göttlichen Geistes, und die den Vorurteilen unserer Zeit energisch entgegen tritt.»
Praktisch von 0 auf 1000
Das sind keine frommen Wünsche. Sondern eine Weiterführung des in den letzten 50 Jahren Erlebten. Denn Paulus Birrfeld ist eine wahre Erfolgsstory und begann in einer Zeit, als die wenigen Katholiken im Birrfeld vom Brugger Pfarrer und seinem Vikar betreut wurden. Mit der Ansiedlung der Industrie und dem Bau der Brown-Boweri Wohnsiedlung in Birr wuchs die Zahl der Katholiken sprunghaft. 1961 wurde erstmals ein Gottesdienst im Schulhaus von Lupfig gehalten. Ab 1962 feierte man zweimal im Monat Gottesdienst, wovon einmal für die italienischen Fremdarbeiter. 1964 besuchten bereits elf katholische Kinder die erste Klasse. Im Birrfeld wohnten nun über 500 Katholiken. Bis Ende 1965 zählte die Gemeinde Birr auf einen Schlag 1008 Katholiken.
Beständiges Provisorium
Das Wachstum ging auf die aus dem Ausland Zugezogenen zurück. 250 Schweizer und 100 deutschsprechende Ausländer lebten in Birr, die restlichen rund 650 sprachen kein Deutsch. Parallel zu den Bauplänen der BBC fasste die damalige Kirchenpflege 1960 den Beschluss, Land in Birr oder Lupfig zu kaufen, um eine Notkirche zu erstellen. Im selben Zeitraum baute die Kirchgemeinde Brugg die Marienkirche in Windisch. An Auffahrt 1965 weihte Bischof Franziskus von Streng nicht nur die Kirche Windisch, sondern errichtete gleichzeitig die Pfarrei Windisch. Das Birrfeld gehörte seither zur Pfarrei Windisch. Bereits ein Jahr später, an Auffahrt 1966 wurde die Pauluskirche eingeweiht. Als Provisorium geplant, steht sie nach wie vor.
Von A bis V
Heute gehören sowohl die Dörfer Birr, Birrhard, Mülligen, Lupfig und Scherz zum Kirchenzentrum oder globaler ausgedrückt: Menschen aus mehr als 40 Nationen von A wie Argentinien und Albanien über Brasilien, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Portugal, Schweiz, Slowenien, Sri Lanka bis V wie Venezuela. Lokale Ansprechpersonen für das Kirchenzentrum Paulus Birrfeld ist Dorothee Fischer. Sie antwortet auf die Frage, was ihr das Wirken im international geprägten Umfeld persönlich bedeutet: «Ich bin sehr gerne mit Menschen aus anderen Ländern im Austausch und Gespräch. Sie fordern uns heraus in unserer Art, Kirche zu sein. Wir lernen voneinander und bereichern uns gegenseitig, auch wenn es gelegentlich Schwierigkeiten gibt.» Weiter findet die Theologin: «Für mich persönlich bedeutet die Arbeit im Birrfeld, immer wieder den eigenen Horizont zu erweitern. Wir sind Teil einer vielfältigen Weltkirche, das ist hier täglich spürbar.»
Schlicht und offen
Diese Vielfalt ist im Birrfeld umhüllt von architektonischer Einfachheit. Dorothee Fischer: «Wie die Kirche strahlt auch das Paulushuus, ein einfacher Pavillon, eine schlichte und offene Präsenz mitten im Dorf aus. Das hilft sehr für die Arbeit vor Ort. Sowohl Kirche als auch Pfarreizentrum zeigen, dass wir nahe bei den Menschen sind, dass es keine Hürden zu überwinden gibt, dass Vieles sehr unkompliziert läuft.»
Zurück und voraus
«Ich träume davon, dass das Miteinander in der Verschiedenheit immer selbstverständlicher wird: In der internationalen Vielfalt, aber auch in der Ökumene, die bereits sehr lebendig hier vor Ort gelebt wird», sagt Dorothee Fischer im Blick über das Jubiläumsjahr hinaus. Dann soll in Zukunft das diakonische Engagement einen immer grösseren Stellenwert bekommen. «Wir sind Kirche für die Menschen, wir gehen hinaus zu den Menschen.» Konkret wird diese Stossrichtung etwa mit dem ersten Projekt der kirchlichen Wohnbaugenossenschaft «Faires Wohnen», das im Birrfeld realisiert werden soll: «Das wird mit Sicherheit ausstrahlen», freut sich die Seelsorgerin.
Unterwegs mit Paulus
Das Jubiläumswochenende 50 Jahre Paulus Birrfeld wird am Samstag, 25. Juni, 18.30 Uhr, mit einer musikalischen Dankandacht eröffnet. Am Sonntag, 26. Juni, 10.30 Uhr, steht der Festgottesdienst in der Mehrzweckhalle Birr auf dem Programm. Einen Schritt über das Kirchenzentrum im Birrfeld hinaus wird am 28. August getan: Unterwegssein mit Paulus ist angesagt. Dorothee Fischer: «Dies ist einerseits ein Programmpunkt des Jubiläumsjahrs, aber auch ein Schritt auf dem Weg zum Pastoralraum, der am 30. Oktober 2016 errichtet wird.» Geplant ist, dass verschiedene Gruppen mit dem Velo oder zu Fuss von den fünf Kirchenzentren aus den Pastoralraum erkunden. Für die Fussgänger gibt es um 14 Uhr einen Treffpunkt auf Schloss Habsburg. Von dort geht es gemeinsam zur Pauluskirche. Nach einer Stärkung mit Glacé und Kuchen wird um 16 Uhr ein bunter Gottesdienst gefeiert, bei dem alle Gruppen etwas von unterwegs – zum Leben von Paulus – einbringen werden. Der gemeinsame Tag wird abgeschlossen mit Pasta-Essen beim Paulushuus. Weitere Informationen und das Detailprogramm für die Anmeldungen finden sich ab Anfang August auf
www.50jahrepaulus.ch