Die Schwei­zer­gar­de kommt nach Baden

  • Am Wochen­en­de vom 31. August und 1. Sep­tem­ber tref­fen sich ehe­ma­li­ge Schwei­zer­gar­di­sten in Baden zur 28. Zen­tral­ta­gung ehe­ma­li­ger päpst­li­cher Schweizergardisten.
  • Damit trifft sich die Gar­de an jenem Ort, wo sie ihren Ursprung hat. Die päpst­li­che Gar­de wur­de im Jahr 1505 im Tag­sat­zungs­saal in Baden begründet.
  • Das Pro­gramm rund um die Zen­tral­ta­gung bie­tet auch eini­ge Attrak­tio­nen für die Bade­ner Bevölkerung.
 Schon am Frei­tag, 30. August wird es auf der Rui­ne Stein in Baden unge­wöhn­li­che Sze­nen zu bestau­nen geben. Um 11 Uhr his­sen dort näm­lich ehe­ma­li­ge Schwei­zer­gar­di­sten die offi­zi­el­le Flag­ge des Vati­kans. Zwei Tage spä­ter wer­den die Män­ner mit ihren rot-gelb-blau­en Uni­for­men und geschul­ter­ter Hel­le­bar­de dann durch die Bade­ner Alt­stadt defi­lie­ren. Das sind Anfangs- und Schluss­punkt eines spe­zi­el­len Wochen­en­des in Baden.

Geburts­stun­de im Tagsatzungssaal

Zwei, die die­sem Tref­fen ent­ge­gen­fie­bern, sind Simon Groth, Prä­si­dent der regio­na­len Sek­ti­on Argo­via der Ver­ei­ni­gung ehe­ma­li­ger päpst­li­cher Schwei­zer­gar­di­sten, und Ex-Gar­dist Patrick Cadal­bert. Sie ste­hen unter dem gros­sen Ban­ner in der Wei­ten Gas­se in Baden, das auf den bevor­ste­hen­den Anlass im Tra­fo hin­weist. Er wird von der Sek­ti­on Argo­via orga­ni­siert. In Baden fin­det die Zen­tral­ta­gung nach 1965 und 1995 bereits zum drit­ten Mal statt.Simon Groth weisst dar­auf hin, dass die Zen­tral­ta­gung nicht zufäl­lig in Baden statt­fin­det: Hier wur­de die Schwei­zer­gar­de im Jahr 1505 an der Tag­sat­zung in Baden ins Leben geru­fen. Damals fiel der Ent­scheid, 150 Reis­läu­fer – die heu­ti­ge «Schwei­zer­gar­de» – zum Papst nach Rom zu schicken.

Gemein­schafts­ge­fühl pflegen

Teil die­ses Tref­fens ist auch die Gene­ral­ver­samm­lung. Doch das ist nicht der ein­zi­ge Zweck der Zen­tral­ta­gung. Simon Groth sagt: «Wir wol­len unse­re Kame­rad­schaft pfle­gen. Das ist auch das Haupt­mot­to der dies­jäh­ri­gen Tagung: ‘Lebe Kame­rad­schaft.’» Gera­de die Gar­de habe immer vom star­ken Gemein­schafts­ge­fühl gelebt, sagt der 40-jäh­ri­ge Full-Reu­en­tha­ler. «Die­ses zu pfle­gen ist eines der wesent­li­chen Zie­le unse­rer Tref­fen», sagt Simon Groth, der als Zoll­be­am­ter arbei­tet. Die Ex-Gar­di­sten der Sek­ti­on Argo­via, die aus 103 Akti­ven besteht, tref­fen sich das Jahr hin­durch zu kul­tu­rel­len Anläs­sen und lei­sten Ver­stell-Dienst in Uni­form bei Beer­di­gun­gen, am Verena­tag in Zurz­ach, am Patro­zi­ni­um in Lenz­burg oder auch am 18. August in der Lour­des-Grot­te in Leug­gern.

«Die Welt kam zu uns»

Die Gar­di­sten an der Zen­tral­ta­gung wer­den vie­le gemein­sa­me Erin­ne­run­gen aus­tau­schen über ihre 12-Stun­den-Schich­ten im Zen­trum der Welt­kir­che. So auch Simon Groth, der von 1999 bis 2001 Gar­dist war und für den die Gar­de ein «Buben­traum» war. Eben­so Patrick Cadal­bert, der  von 2007 bis 2009 dien­te. «Ich kom­me aus einer  Gar­di­sten­fa­mi­lie», sagt der Bad Zurz­a­cher lachend. Schon sein Vater sei Gar­dist gewe­sen, eben­so der Bru­der sei­ner Mut­ter. Ihre bei­den Schwe­stern hei­ra­te­ten eben­falls Gar­di­sten.Die bei­den Ex-Gar­di­sten erin­nern sich an die laby­rin­thisch anmu­ten­den Gän­ge im Apo­sto­li­schen Palast und an das Stramm­ste­hen auf dem Dama­sus­hof, wo die Limou­si­nen der Staats­ober­häup­ter vor­fah­ren. Simon Groth: «Man muss­te nicht in die Welt hin­aus, die Welt kam zu uns.»

Attrak­ti­ves Pro­gramm auch für die Bevölkerung

Auf die Ex-Gar­di­sten, ihre Fami­li­en und die Bade­ner Bevöl­ke­rung war­tet ein attrak­ti­ves Pro­gramm. Dass die Schwei­zer­gar­de in Baden zu Gast ist, wird sich schon tags zuvor in den Aus­la­gen eini­ger Läden zei­gen. In der Buch­hand­lung «Dopp­ler» wer­den Bücher wie «Glo­bis Aben­teu­er in Rom» aus­lie­gen. Am Frei­tag um 17.30 Uhr star­tet die Vor­füh­rung des Films «Die klein­ste Armee der Welt» im Kino Sterk. Am Sams­tag um 11 Uhr gibt das Spiel der ehe­ma­li­gen päpst­li­chen Schwei­zer­gar­di­sten zusam­men mit dem Musik­ver­ein Bade­nia ein Kon­zert auf dem Schloss­berg­platz. Danach folgt die Gene­ral­ver­samm­lung im Tra­fo. Für die Frau­en der Gar­di­sten wird Baden Tou­ris­mus extra eine mehr­spra­chi­ge Stadt­füh­rung durch­füh­ren. Auf die GV folgt der Apé­ro für alle Teil­neh­mer, Spon­so­ren und Gön­ner der Tagung im Foy­er der Tra­fo­hal­le.

Höhe­punkt am Sonntag

Am Fest­got­tes­dienst vom Sonn­tag um 10 Uhr in der Stadt­pfarr­kir­che wer­den auch der päpst­li­che Nun­ti­us sowie der ehe­ma­li­ge Gar­de­ka­plan und heu­ti­ge Weih­bi­schof Alain de Rae­my anwe­send sein. Anschlies­send folgt das gros­se Defilée durch die Bade­ner Innen­stadt, der Höhe­punkt des zwei­tä­ti­gen Events. Vor­ne weg die Dra­go­ner der Schwei­zer Kaval­le­rie Schwa­dron 1972, danach das Spiel, ver­schie­de­ne Fah­nen­de­le­ga­tio­nen in ihren histo­ri­schen Uni­for­men, die Cor­du­la­zunft und ver­schie­de­ne Ehren­gä­ste. Abschlies­send folgt das Ban­kett mit allen Ehren­gä­sten, Spon­so­ren und Teil­neh­mern der Tagung in der Tra­fo­hal­le in Baden.

Zwei Aus­stel­lun­gen

Zum Pro­gramm gehö­ren auch zwei Aus­stel­lun­gen über die Schwei­zer­gar­de. Die eine besteht aus Info-Stand und manns­ho­hen Figu­ren in Uni­for­men und Brust­pan­zer, wel­che schon jetzt in der Filia­le der Cre­dit Suis­se in der Bad­stras­se besich­tigt wer­den kann. «Wir machen mit die­sem Mini­mu­se­um einen Monat lang Wer­bung für die Schwei­zer­gar­de, die ja ein Nach­wuchs­pro­blem hat », sagt Geor­ges Lê , Direk­tor Mar­ket Head Pri­va­te Cli­ents Baden/Wohlen. Immer an einem Mitt­woch­mor­gen wer­de zudem ein Ex-Gar­dist in der Schal­ter­hal­le die Fra­gen von Inter­es­sier­ten beant­wor­ten.Eine zwei­te Aus­stel­lung ist ab Sams­tag, 31. August, im Tag­sat­zungs­saal  zu sehen und besteht aus ver­schie­de­nen Expo­na­ten wie Hel­le­bar­den. Patrick Cadal­bert sagt: «Im Gespräch mit Gar­di­sten wer­den Besu­cher erfah­ren, was unse­ren Dienst so beson­ders macht und war­um die Gar­de kei­nes­falls nur ein pit­to­res­kes Foto­sujet für Tou­ri­sten ist.» Der Bad Zurz­a­cher weiss: «In den letz­ten 20 Jah­ren ist die Aus­bil­dung viel pro­fes­sio­nel­ler gewor­den.»

Es braucht immer wie­der jun­ge Männer

An der GV im Tra­fo wird es nicht nur um Rech­nun­gen gehen, son­dern auch um The­ma wie der Neu­bau der Kaser­ne in Rom. Eben­so wird über die Rekru­tie­rung neu­er Gar­di­sten gespro­chen. Am 6. Mai wur­den gera­de mal nur 23 neue Gar­di­sten ver­ei­digt. Die Schwei­zer­gar­de darf ihren Soll­be­stand von der­zeit 110 auf 135 Gar­di­sten erhö­hen. Es braucht immer wie­der neu jun­ge Män­ner, die moti­viert sind, sich für 26 Mona­te in den Dienst der päpst­li­chen Armee zu stel­len. Gera­de des­halb, so Simon Groth, sei es so wich­tig, «dass wir immer wie­der zu den Leu­ten gehen und uns zeigen.» 
Marie-Christine Andres Schürch
mehr zum Autor
nach
soben