Die Heiligen waren genau wie wir

In ein­er Klasse mit kleinen Kindern bat ein Reli­gion­slehrer sie, auszuwählen, was sie später ein­mal wer­den möcht­en: Bauer, Sol­dat, Arzt, Lehrer, Kün­stler, Musik­er, Heiliger usw. Jede der Optio­nen wurde von min­destens einem Kind aus­gewählt, außer ein­er: dem Heili­gen. Auf die Frage nach dem Grund dafür waren die Antworten inter­es­sant. Ein Kind sagte, es könne keine lan­gen Gebete sprechen, ein anderes, es könne nicht den ganzen Tag ohne Essen auskom­men, ein weit­eres, es spiele lieber Fußball und tre­ffe sich mit Fre­un­den. Ein anderes Kind bemerk­te, es wolle seine Fam­i­lie nicht ver­lassen und in ein fernes Land reisen, um zu predi­gen, und so weit­er. Für die Kinder ist ein Heiliger jemand, der lange Gebete spricht, ständig fastet, keine sozialen Kon­tak­te pflegt und sich vielle­icht immer mit Din­gen in der Kirche beschäftigt.

Als Erwach­sene denken wir vielle­icht nicht genau so wie diese Kinder. Den­noch betra­cht­en viele von uns die Beru­fung zur Heiligkeit immer noch als eine Beru­fung zu einem völ­lig außergewöhn­lichen Leben und als ein Ziel für strenge und radikal religiöse Men­schen. Das ist jedoch weit von der Wahrheit ent­fer­nt. Heilige sind Män­ner, Frauen, Jun­gen und Mäd­chen wie wir. Sie waren keine außergewöhn­lichen Men­schen. Heilige sind gewöhn­liche Men­schen, die ein gewöhn­lich­es Leben auf außergewöhn­liche Weise gelebt haben. Sie sind genau wie wir!

Der Monat Novem­ber bietet uns die Gele­gen­heit, darüber nachzu­denken, was wir jeden Son­ntag im Glaubens­beken­nt­nis verkün­den. Wir sagen: „Ich glaube an den Heili­gen Geist, die heilige katholis­che Kirche, die Gemein­schaft der Heili­gen …“ Die „Gemein­schaft der Heili­gen“ bezieht sich auf die geistliche Ein­heit des gesamten Leibes Christi, der Kirche. Das bedeutet, dass die drei Kom­po­nen­ten der Kirche, die tri­um­phierende Kirche im Him­mel, die lei­dende Kirche im Fege­feuer und die pil­gernde Kirche auf Erden, sich miteinan­der iden­ti­fizieren und geistliche Güter und Hil­fe aus­tauschen. Das ist das Fest, das wir an Aller­heili­gen (1. Novem­ber) und Allersee­len (2. Novem­ber) feiern.

Diese Tage erin­nern uns daran, dass wir alle, ent­ge­gen der Denkweise der kleinen Kinder, dazu berufen sind, Heilige zu sein. Heiligkeit erfordert, dass man das Beste aus jed­er Auf­gabe und Ver­ant­wor­tung macht, die man übern­immt, und jede Gele­gen­heit nutzt, um Gott zu lieben, indem man seine Mit­men­schen liebt und ihnen dient. Diejeni­gen, die ein gutes Leben geführt haben, sind bei Gott, und diejeni­gen, deren Lebensweise nicht sehr rein war, warten darauf, gere­inigt zu wer­den, bevor sie Gott sehen kön­nen. Unsere geliebten Ver­stor­be­nen kön­nten zu bei­den Grup­pen gehören. Deshalb bit­ten wir Gott durch Gebete, Eucharistiefeiern und Werke der Näch­sten­liebe um Gnade für die Ver­stor­be­nen. Sie waren wie wir, und wir wer­den eines Tages wie sie sein. Lasst uns also unser Bestes geben, um Heilige zu sein, während wir für diejeni­gen beten, die vor uns gegan­gen sind und mit dem Zeichen des Glaubens gekennze­ich­net sind. Amen.

Osi­ta Asog­wa

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