Die Fasten­kam­pa­gne 2016 wird politisch

Die Fasten­kam­pa­gne 2016 wird politisch

Zum ersten Mal wird die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne mit einem Volks­be­geh­ren ver­knüpft. Man kön­ne nicht Ent­wick­lungs­ar­beit lei­sten «und das gros­se Gan­ze» aus­blen­den, begrün­den die Ver­ant­wort­li­chen den Ent­scheid. Immer wie­der wür­den näm­lich die Ent­wick­lungs­hel­fer von Fasten­op­fer und deren Part­ner in den Län­dern des Südens mit Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und Umwelt­schä­den durch inter­na­tio­nal täti­ge Unter­neh­men konfrontiert.«Die Rosen­ver­käu­fer sol­len sicher nicht auch noch Unter­schrif­ten sam­meln», ent­geg­net Blan­ca Stein­mann lachend auf die Fra­ge, wie denn die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne 2016 Hand in Hand mit dem geplan­ten poli­ti­schen Enga­ge­ment funk­tio­nie­ren soll. Fasten­op­fer unter­stützt die in die­sem Jahr lan­cier­te Kon­zern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve zusam­men mit 66 ande­ren Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und macht die Initia­ti­ve zusam­men mit ihren bei­den Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen zum Schwer­punkt der Fasten­kam­pa­gne im kom­men­den Jahr (Hori­zon­te berich­te­te). «Ver­ant­wor­tung tra­gen – Gerech­tig­keit stär­ken» lau­tet das Mot­to.Unter­neh­men auf Men­schen­rech­te ver­pflich­ten Es ist das erste Mal in der Geschich­te der all­jähr­li­chen Fasten­ak­ti­on, dass die­se mit einem Volks­be­geh­ren und somit einer klar poli­ti­schen Stoss­rich­tung ver­knüpft wird, erklärt Dani­el Hostett­ler von Fasten­op­fer auf Nach­fra­ge. Bei den zur Kam­pa­gne ver­sand­ten Unter­la­gen an die Pfar­rei­en wird es dies­mal auch Sam­mel­bö­gen für Unter­schrif­ten haben – mit der Auf­for­de­rung, die Men­schen vor Ort für die Initia­ti­ve zu sen­si­bi­li­sie­ren. Die Kon­zern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve will, dass inter­na­tio­nal täti­ge Unter­neh­men mit Sitz in der Schweiz Men­schen­rech­te und Umwelt­stan­dards auch im Aus­land ein­hal­ten. Aktu­ell sind bereits 78 000 Unter­schrif­ten zusam­men­ge­kom­men, die Initi­an­ten rech­nen damit, das Volks­be­geh­ren im Sep­tem­ber 2016 ein­rei­chen zu kön­nen.Rück­sichts­lo­ser Roh­stoff­ab­bau «So lan­ge wir nur Ent­wick­lungs­ar­beit im Süden machen und das gros­se Gan­ze nicht berück­sich­ti­gen, kön­nen wir in unse­ren Anstren­gun­gen nicht gleich erfolg­reich sein», begrün­det Dani­el Hostett­ler die Ver­knüp­fung der Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne mit dem poli­ti­schen Enga­ge­ment zugun­sten der Kon­zern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve. «Die Kon­zern­ver­ant­wor­tungs­in­itia­ti­ve ist ein direk­ter Anknüp­fungs­punkt für unse­re Arbeit», so Dani­el Hostett­ler, ver­ant­wort­lich fürs The­ma Men­schen­rech­te bei Fasten­op­fer. In vie­len Län­dern des Südens, wo sich Fasten­op­fer für die dort ansäs­si­gen Men­schen enga­gie­re, wer­de man mit den Aus­wir­kun­gen rück­sichts­lo­ser Geschäfts­prak­ti­ken von inter­na­tio­na­len Kon­zer­nen kon­fron­tiert. Haupt­säch­lich in Ver­bin­dung mit Roh­stoff­ab­bau.Gold­rausch in Bur­ki­na Faso Patri­cio Frei, Fach­ver­ant­wort­li­cher Medi­en­ar­beit beim Fasten­op­fer, berei­ste vor kur­zem in Bur­ki­na Faso die Gegend, in wel­cher Fasten­op­fer Auf­bau­hil­fe lei­stet. Die gros­sen Gold­mi­nen der aus­län­di­schen Gesell­schaf­ten haben Land­schaft und urba­res Land ver­wü­stet. Stras­sen wur­den ohne Rück­sicht auf den Besitz von Bau­ern gebaut, ihr Grund­stück ver­nich­tet. Vie­le jun­gen Men­schen ver­las­sen zudem ihre Dör­fer, um auf eige­ne Faust nach Gold zu gra­ben. Die Erträ­ge des auf­wän­di­gen Gold­ab­baus durch Men­schen­hand sei­en aller­dings erbärm­lich, so Patri­cio Frei.20 000 Schürfer in Zelt­stadt Bur­ki­na Faso wird im Rah­men der näch­sten Fasten­kam­pa­gne immer wie­der Refe­renz­punkt sein. Dort ver­sucht Fasten­op­fer zusam­men loka­len Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen vor allem, die Ernäh­rungs­si­cher­heit zu gewähr­lei­sten. Der Boden im west­afri­ka­ni­schen Land ist sehr san­dig, auf eine lan­ge Trocken­zeit folgt jeweils nur ein kur­ze Regen­zeit. «Mit nach­hal­ti­gen Metho­den ver­su­chen wir, die Pro­duk­ti­on zu erhö­hen, den Umgang mit dem Ern­te-Ertrag zu ver­bes­sern und alter­na­ti­ve Ein­kom­men zu gene­rie­ren», erklärt Vre­ni Jean-Richard, die Pro­gramm­ver­ant­wort­li­che. Stein­mäu­er­chen ver­hin­dern, dass der Wind den Boden wei­ter ero­diert. Die Arbeit mit Kom­post ver­bes­sert die Ern­ten und Vieh­zucht ver­hilft dazu, die Exi­stenz­grund­la­gen brei­ter abzu­stüt­zen. «Wenn jedoch die Jun­gen abwan­dern und Gold schür­fen, geht das Know How rasch wie­der ver­ges­sen» beklagt Vre­ni Jean-Richard. Schon Kin­der fin­den sich in den unüber­sicht­li­chen, rie­si­gen Zelt­la­gern in den Schürf­ge­bie­ten wie­der. In Alga, einem der gröss­ten Schürf­ge­bie­te im Nor­den des Lan­des, leben gegen 20 000 Men­schen.Men­schen, wenn Maschi­nen sich nicht mehr loh­nen Gross­kon­zer­ne haben mit dem Abbau begon­nen. Der Ertrag blieb jedoch gering, das Inter­es­se der Fir­men schwand. Zurück blie­ben Schwer­me­tal­le im Boden und bei der Bevöl­ke­rung die Hoff­nung, dass Gold aus dem Boden gewon­nen wer­den kann – mit ver­hee­ren­den Fol­gen. «Wo die Maschi­nen nicht mehr gewinn­brin­gend sind, wird der Mensch ein­ge­setzt», das ist die maka­bre Schluss­fol­ge­rung, die aus den Berich­ten von Bar­thé­lé­my Sam, Fasten­op­fer-Koor­di­na­tor in Bur­ki­na Faso, gezo­gen wer­den kann.Emo­tio­na­le Reak­tio­nen auf Fasten­kam­pa­gne wahr­schein­lich «Wo Gold den Glanz ver­liert», wird es ent­spre­chend auf den Pla­ka­ten zur Öku­me­ni­schen Kam­pa­gne im kom­men­den Früh­jahr heis­sen. «Gold ist ein hoch­emo­tio­na­les The­ma», weiss Blan­ca Stein­mann. Sie schliesst nicht aus, dass es nach der Fleisch­dis­kus­si­on rund um die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne 2015 wie­der zu hef­ti­gen Reak­tio­nen kom­men könn­te. Ins­be­son­de­re weil Fasten­op­fer mit Blick auf die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne auch auf­zei­gen will, wie ein Schwei­zer Unter­neh­men in die Situa­ti­on in Bur­ki­na Faso ver­wickelt ist. Aller­dings dürf­ten nicht alle mit Begei­ste­rung zur Kennt­nis neh­men, dass die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne 2016 einen klar poli­ti­schen Anstrich trägt. «Dar­auf haben wir uns bereits vor­be­rei­tet», erklärt Dani­el Hostett­ler. Unter ande­rem hat der pro­fi­lier­te Sozi­al­ethi­ker Tho­mas Wal­li­mann-Sasa­ki eigens ein Argu­men­ta­ri­um erar­bei­tet. Wie genau die Reak­tio­nen aus­fal­len wer­den, wird sich ab 10. Febru­ar 2016 zei­gen. Dann, wie gehabt am Ascher­mitt­woch, star­tet die Öku­me­ni­sche Kam­pa­gne 2016 für die Dau­er bis Ostern am 27. März.
Andreas C. Müller
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