Deut­sche Bischö­fe auf syn­oda­lem Weg

Deut­sche Bischö­fe auf syn­oda­lem Weg

Umstrit­te­ner Syn­oda­ler Weg in Deutschland

Die deut­schen Bischö­fe im Clinch zwi­schen Rom und Reform

Im Advent soll der Syn­oda­le Weg, den die deut­schen Bischö­fe im Früh­ling 2019 beschlos­sen haben, star­ten. Brie­fe aus Rom haben auf die Rah­men­be­din­gun­gen der Welt­kir­che hin­ge­wie­sen und Auf­ru­fe zum Unge­hor­sam provoziert. Die deut­schen Bischö­fe haben mit ihrem Ent­scheid, einen «Syn­oda­len Weg» ein­zu­schla­gen, schwie­ri­ges Ter­rain betre­ten. Die Fra­ge, ob sie sich damit auf ver­bo­te­nes Gelän­de bege­ben haben, ist heiss umstrit­ten. Ende Juni sorg­te Papst Fran­zis­kus mit einem Brief an das «Pil­gern­de Volk Got­tes in Deutsch­land» für Auf­se­hen. Eine der ersten und gröss­ten Ver­su­chun­gen im kirch­li­chen Bereich bestehe dar­in zu glau­ben, dass die Lösun­gen von Pro­ble­men aus­schliess­lich auf dem Wege der Reform von Struk­tu­ren, Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­wal­tung zu errei­chen sei, gibt Fran­zis­kus zu beden­ken. Die Kern­bot­schaft des umfang­rei­chen Schrei­bens lau­tet: «Evan­ge­li­sie­ren bil­det die eigent­li­che und wesent­li­che Sen­dung der Kir­che.»

Pri­mat der Evangelisierung

In einem vor kur­zem an den Papst über­ge­be­nen Brief hat die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz (DBK) gemein­sam mit dem Lai­en­gre­mi­um Zen­tral­ko­mi­tee deut­scher Katho­li­ken (ZdK) ver­si­chert, dass sie ent­schlos­sen sei­en, den Syn­oda­len Weg als einen «geist­li­chen Pro­zess» zu gestal­ten. «Wir sehen wie Sie, dass wir unse­ren gesam­ten Weg vom ‹Pri­mat der Evan­ge­li­sie­rung› her ange­hen müs­sen.»Staub auf­ge­wir­belt hat im Sep­tem­ber ein wei­te­rer Brief aus Rom. Es war die Ant­wort auf eine Anfra­ge zur Ein­schät­zung bezüg­lich Sta­tut des Syn­oda­len Wegs. Dar­in hält der Päpst­li­che Rat für die Geset­zes­tex­te unmiss­ver­ständ­lich fest: «The­men, die die Welt­kir­che betref­fen, kön­nen nicht Gegen­stand einer Ent­schei­dung im Rah­men einer Teil­kir­che sein.»Kurz vor Beginn der herbst­li­chen Voll­ver­samm­lung hat der Vor­sit­zen­de der DBK, Kar­di­nal Rein­hard Marx, Ent­war­nung gege­ben. Der Syn­oda­le Weg sei nicht gefähr­det, sag­te er am 23. Sep­tem­ber gegen­über den Medi­en. Es sei gelun­gen, in kon­struk­ti­ven Gesprä­chen Miss­ver­ständ­nis­se zu erklä­ren. Der Brief des Pap­stes soll an der bis 26. Sep­tem­ber dau­ern­den Voll­ver­samm­lung durch zwei Bischö­fe erläu­tert wer­den.Papst­bot­schaf­ter Niko­la Etero­vic hat die deut­schen Bischö­fe dazu auf­ge­ru­fen, den Brief des Pap­stes Fran­zis­kus ernst zu neh­men. «Das Schrei­ben des Hei­li­gen Vaters ver­dient beson­de­re Auf­merk­sam­keit», heisst es in einem Gruss­wort von Etero­vic zum Auf­takt der Herbst­voll­ver­samm­lung der Bischö­fe in Ful­da.

System Rom statt Evangelium

Eben­falls am 23. Sep­tem­ber haben Ver­tre­ter katho­li­scher Reform­be­we­gun­gen die deut­schen Bischö­fe zum Wider­stand gegen die Kir­chen­zen­tra­le im Vati­kan und zur Ände­rung des Kir­chen­rechts auf­ge­ru­fen. Magnus Lux vom Bun­des­team «Wir sind Kir­che» rief die Bischö­fe auf, sich von vati­ka­ni­schen Vor­ga­ben zu distan­zie­ren und erklär­te: «Das System Rom hat sich an die Stel­le des Evan­ge­li­ums gesetzt. Rom ist blind gewor­den gegen­über der Wirk­lich­keit.» Des­halb soll­ten sich die Bischö­fe nicht zu «Lakai­en Roms» machen, andern­falls wer­de das Got­tes­volk ent­schie­den reagie­ren. Not­falls wür­den «die Gemein­den die Sache selbst in die Hand neh­men.»

Reak­ti­on auf Missbrauchsstudie

Aus­lö­ser für den Pro­zess des Syn­oda­len Wegs war das Erschei­nen einer Stu­die zum sexu­el­len Miss­brauch, der soge­nann­ten MHG-Stu­die, im Sep­tem­ber 2018. Das Fazit die­ser Unter­su­chung lau­te­te: Sexua­li­sier­te Gewalt durch Geist­li­che hat­te System und wur­de syste­misch begün­stigt. «Die schockie­ren­den Ergeb­nis­se zei­gen uns Bischö­fen die Ver­ant­wor­tung zu ver­stärk­tem Han­deln und die Pflicht, den Betrof­fe­nen Gerech­tig­keit zuteil­wer­den zu las­sen. Sie zei­gen auch insti­tu­tio­nel­les Ver­sa­gen», heisst es in einer am 27. Sep­tem­ber 2018 ver­öf­fent­lich­ten Erklä­rung der deut­schen Bischö­fe zur Stu­die.Bei der Voll­ver­samm­lung im Früh­ling wur­de den Bischö­fen deut­lich, dass Erschüt­te­run­gen beson­de­re Vor­ge­hens­wei­sen ver­lan­gen. Die Kir­che in Deutsch­land erle­be eine Zäsur, heisst es auf der Home­page der DBK. Der Syn­oda­le Weg soll eine struk­tu­rier­te Debat­te ermög­li­chen und in einem ver­ab­re­de­ten Zeit­raum statt­fin­den, und zwar gemein­sam mit dem Zen­tral­ko­mi­tee der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), erklär­te Kar­di­nal Rein­hard Marx in der Abschluss­pres­se­kon­fe­renz der Voll­ver­samm­lung im Früh­ling 2019.«Das Ziel des Syn­oda­len Weges ist, die kirch­li­chen Struk­tu­ren in Deutsch­land wei­ter­zu­ent­wickeln um als Orga­ni­sa­ti­on ihrem Zweck gerecht zu wer­den: der Ver­kün­di­gung des Wor­tes Got­tes», hält der Bund der Deut­schen Katho­li­schen Jugend (BDKJ) fest.Zur Vor­be­rei­tung haben sich vier Foren mit den The­men­be­rei­chen Macht, Par­ti­zi­pa­ti­on und Gewal­ten­tei­lung, Sexu­al­mo­ral, prie­ster­li­che Lebens­for­men sowie Zugang von Frau­en zu Ämtern und Dien­sten beschäf­tigt.Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen fin­det man bei der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und beim Bund der Deut­schen Katho­li­schen Jugend.Regu­la Vogt-Kohler 
Regula Vogt-Kohler
mehr zum Autor
nach
soben