Der Schweizer Mario Galgano arbeitet in Rom für Vatican News, früher Radio Vatikan

Der Schweizer Mario Galgano arbeitet in Rom für Vatican News, früher Radio Vatikan

«Unsere Aufgabe? Wir erklären den Papst»

Der Schweizer Mario Galgano arbeitet in Rom für Vatican News, früher Radio Vatikan

Mario Gal­gano ist die Schweiz­er Stimme der deutschsprachi­gen Abteilung von Vat­i­can News. Im Inter­view erzählt er, was sich seit der Reform von «Radio Vatikan» zu «Vat­i­can News» geän­dert hat. Und was die Spon­taneität von Franziskus für Vat­i­can News bisweilen bedeutet.Warum heisst «Radio Vatikan» jet­zt «Vat­i­can News»?Mario Gal­gano: Radio Vatikan hiess vorher in jed­er Sprache anders. Mit «Vat­i­can News» hat man eine Etikette, die in allen Sprachen gle­ich lautet.Aber es geht ja um mehr als nur eine Namen­sän­derung.Ja, vorher leis­teten alle Medi­en unab­hängig voneinan­der ihre Dien­ste: Das Radio machte Radio, das Fernse­hen sendete Filme, die Zeitung pub­lizierte Texte. Jet­zt sind wir mul­ti­me­di­al aufgestellt. Jed­er Mitar­beit­er von Vat­i­can News ist für alles zuständig. Ich habe beispiel­sweise früher nur Radio gemacht, mit­tler­weile mache ich auch Inter­netvideos, ich schreibe fürs Web, ich pro­duziere Audios und ich mache Foto-Lay­outs.Was ist dabei die grösste Her­aus­forderung für Sie?Vorher hat­te ich nur mit zwei Sin­nen zu tun – sprechen und hören. Jet­zt muss ich alle fünf Sinne benutzen, damit ich meine Arbeit machen kann. Diese Umstel­lung bet­rifft allerd­ings nicht nur Radio Vatikan, son­dern alle Medi­en weltweit. Der Vatikan stellt sich dieser Neuerung. Her­aus­fordernd ist auch, dass die User durch die neuen Medi­en unmit­tel­bar reagieren und inter­agieren kön­nen.Wie laut­en denn die Reak­tio­nen?Sie sind sehr unter­schiedlich. Es gibt User, die ihre Freude aus­drück­en, andere ärg­ern sich. Im kirch­lichen Bere­ich gibt es viele Mei­n­un­gen, da wird die Auseinan­der­set­zung dur­chaus auch gesucht. Im deutschsprachi­gen Raum, vor allem in der Schweiz, wird die Möglichkeit, aktiv reagieren zu kön­nen, sehr rege genutzt.Ist Vat­i­can News das Sprachrohr des Vatikans?Wir sind nicht die Mar­ketingabteilung des Vatikans. Ziel und Zweck von Vat­i­can News ist es, den Papst zu erk­lären: Was sagt er – das bedeutet in erster Lin­ie Über­set­zungsar­beit – und was meint er damit? Wir sind sozusagen Pap­stken­ner, nicht Pap­st­sprech­er. Der Sprech­er ver­tritt die Posi­tion des Pap­stes. Wir stellen dar, was er sagt, und ver­suchen auch den Kon­text zu erk­lären, warum er etwas sagt.Wie unab­hängig ist Vat­i­can News?Es gibt bei Vat­i­can News keine Zen­surstelle. Wenn der Papst zum The­ma Abtrei­bung etwas sagt, wür­den wir das The­ma sich­er auf­greifen, aber wir beziehen nicht Stel­lung dazu. Unsere News sind in allen Sprachen dis­tanziert und sach­lich. Das wird auch oft kri­tisiert. Über all die Miss­brauchs­geschicht­en beispiel­sweise haben wir von Anfang an berichtet. Auch so genan­nte «heisse Eisen» wie Zöli­bat oder Euthanasie sind keine Tabuthe­men. Aber wir brauchen natür­lich einen Anlass, um darüber zu bericht­en. Das kann ein Bischof sein, der etwas dazu sagt, aber auch ein katholis­ch­er Poli­tik­er.Was ist auss­er den Äusserun­gen des Pap­stes The­ma?Vat­i­can News hat den Auf­trag, all denen in der Weltkirche eine Stimme zu geben, die son­st keine haben. Über­all auf der Welt gibt es Men­schen, die direkt oder indi­rekt im Namen der katholis­chen Kirche tätig sind und etwas erleben. Davon wür­den die meis­ten in der Schweiz nichts mit­bekom­men. Dabei geht es im weitesten Sinne auch um Gewis­sens­bil­dung. Im Wort «Gewis­sen» steckt das Wort «Wis­sen». Um mein Gewis­sen auf­bauen zu kön­nen, brauche ich Wis­sen. Kann mein Gewis­sen ruhig leben, wenn ich weiss, dass 5000 Kilo­me­ter von mir ent­fer­nt Kinder in einem Krieg ster­ben? Unsere Auf­gabe ist es, auch dor­thin zu schauen und diesen Stimm­losen eine Stimme zu geben.Franziskus gilt als Medi­en­star. Was bedeutet das für Vat­i­can News?Mehr Arbeit! Man muss ihm manch­mal hin­ter­her­ren­nen. Er ist ja als Pro­tokollschreck bekan­nt, der spon­tan etwas anderes macht, als was abgemacht war. Das ist medi­al natür­lich inter­es­sant, denn solche Szenen lassen sich gut ins Bild set­zen. Für uns ist das aber den­noch immer ein über­raschen­der Moment. Wir sind ständig in Alarm­bere­itschaft.Inter­view: Sylvia Stam, kath.ch

Die Schweizer Stimme bei Vatican News

Mario Gal­gano (38) ist in Schwyz geboren und aufgewach­sen. Der His­torik­er war Infor­ma­tions­beauf­tragter und Sprech­er der Schweiz­er Bischof­skon­ferenz. Seit 2006 ist er die Schweiz­er Stimme des deutschsprachi­gen Pro­gramms von Radio Vatikan, das 2017 in Vat­i­can News umge­wan­delt wurde. Gal­gano ist ver­heiratet und hat zwei Töchter.Bei Vat­i­can News sind laut Gal­gano 650 Per­so­n­en angestellt. Damit sei das Medi­enun­ternehmen der zweit­grösste Arbeit­ge­ber sowie der grösste Bud­get­posten im Vatikan. Radio Vatikan sendet in 40 Sprachen, sieben davon wur­den im Rah­men der Reform der vatikanis­chen Medi­en bere­its in Vat­i­can News über­führt (deutsch, ital­ienisch, englisch, franzö­sisch, spanisch, por­tugiesisch und pol­nisch). Die Medi­en­re­form ist nach der Wirtschafts- und Finanzre­form die zweite Etappe der Kurien­re­form des Pap­stes.sys
Redaktion Lichtblick
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