Der Papst begeistert die USA

Papst Franziskus hat in Philadel­phia die weltweite Anerken­nung der Reli­gions­frei­heit einge­fordert. Mit dem Besuch des Welt­tr­e­f­fens der Fam­i­lien endete sein mehrtägiger USA-Besuch.Philadel­phia war die let­zte Sta­tion der USA-Reise des Pap­stes. Voraus­ge­gan­gen waren denkwürdi­ge Momente in Wash­ing­ton und New York. Da waren das Tre­f­fen mit US-Präsi­dent Barak Oba­ma, die Rede vor dem Kongress, der Besuch am Ground Zero und die Messe im Madi­son Square Gar­den. Ein­mal mehr bewies der Papst auch auf dieser Aus­land­sreise, dass ihm ernst ist mit ein­er «Kirche für die Armen». Die Ein­ladung der Kon­gress­mit­glieder zum Mit­tagessen schlug Franziskus aus und nahm einen Lunch zusam­men mit Obdachlosen.Impro­vi­sa­tion nach bewe­gen­den Begeg­nun­gen Mit Blick auf die bevorste­hende Welt­bischof­ssyn­ode zu Fam­i­lien­fra­gen im Vatikan besuchte der Papst am Woch­enende das Welt­fam­i­lien­tr­e­f­fen in Philadel­phia. Es gilt es als wichtiges Stim­mungs­barom­e­ter für mögliche innerkirch­liche Refor­men in der Seel­sorge für wiederver­heiratete Geschiedene oder Homo­sex­uelle. Zum Abschlussgottes­di­enst mit Franziskus am Son­ntag erwarteten die Ver­anstal­ter mehr als eine Mil­lion Teil­nehmer. Im Rah­men in ein­er Nachtvig­il am Sam­stag hat­te Franziskus sich bere­its zum The­ma Fam­i­lie geäussert – allerd­ings ohne auf die Def­i­n­i­tion von Fam­i­lie in einem erweit­erten Kon­text einzuge­hen. In diesem Sinne hat­te auch Philadel­phias kon­ser­v­a­tiv­er Erzbischof Charles Cha­put lib­eralere Katho­liken vor Ent­täuschun­gen gewarnt. «Was die Leute von Franziskus hören, ist anders im Ton, nicht im Inhalt.» Gle­ich­wohl legte der Papst nach teils bewe­gen­den Begeg­nun­gen mit Fam­i­lien, die ihre Lebens­geschicht­en berichtet hat­ten, sein Rede­manuskript bei­seite und impro­visierte. Der Wun­sch nach Fam­i­lie sei «Teil von Gottes Traum» für die Men­schheit, der fortwährend wahr werde in den Träu­men viel­er Paare, die sich entschliessen, ihr Leben als Fam­i­lie zu gestal­ten, so Franziskus. Gott wolle in der Fam­i­lie mit sein­er Liebe gegen­wär­tig wer­den, was dann gelinge, «wenn die Fam­i­lie fähig ist, die Arme zu öff­nen und diese ganze Liebe zu emp­fan­gen». Freilich sei das Fam­i­lien­leben nicht immer leicht, ges­tand der Papst ein. «Es fliegen auch schon mal Teller. Und Kinder machen Kopf­schmerzen – von den Schwiegermüt­tern gar nicht erst zu sprechen.» Kinder bescherten den Eltern Arbeit, so der Papst, der auf seine Begeg­nung mit den im Vatikan täti­gen Jun­gel­tern ver­wies, die manch­mal mit tiefen Augen­rin­gen in der Arbeit erschienen, wenn ihr Neuge­borenes die ganze Nacht nicht geschlafen habe.Moti­va­tion zur Jus­tizre­form Am Son­ntag hat­te der Papst in Philadel­phia auch das Cur­ran-Fromhold-Gefäng­nis besucht. Dass sich Franziskus in seinem voll­gepack­ten Pro­gramm seines USA-Besuchs Zeit für die Begeg­nung im Cur­ran-Fromhold-Gefäng­nis nimmt, wird in den USA auch als ein poli­tis­ches Sig­nal ver­standen. Nir­gends auf der Welt gibt es – bezo­gen auf die Gesamt­bevölkerung – so viele Gefan­gene wie in den USA. Mehr als 2,3 Mil­lio­nen sind es im ganzen Land, 716 auf 100 000 Ein­wohn­er. Damit liegt der durch­schnit­tliche Wert der USA laut ein­er Sta­tis­tik des «Inter­na­tion­al Cen­ter for Prison Stud­ies» über dem­jeni­gen von Rus­s­lands (475), oder Chi­nas (121). Gründe für die hohe Häftlingszahl sind strenge Dro­genge­set­ze, verbindliche Min­dest­strafen ohne jeden Spiel­raum für die Jus­tiz sowie die berüchtigte «Three Strike»-Regel, die Per­so­n­en selb­st bei kleineren Verge­hen lange hin­ter Git­ter brin­gen kann. Sie sind das Ergeb­nis ein­er Poli­tik unnachgiebiger Härte, die ein­mal als Antwort auf Gang- und Dro­genge­walt gedacht war. Hinzu kommt, dass in den USA Schwarze weitaus rasch­er und häu­figer im Gefäng­nis lan­den. Obwohl Schwarze nur neun Prozent der Bevölkerung aus­machen, stellen sie vierzig Prozent der Knas­tin­sassen. Die Wahrschein­lichkeit, wegen des­sel­ben Verge­hens im Gefäng­nis zu lan­den, ist bei schwarzen im Ver­gle­ich zu weis­sen Bürg­ern 25 Mal höher.Chan­cen­gle­ich­heit für Migranten Am Fre­itag hat­te der Papst vor der UNO-Vol­lver­samm­lung in New York eine gerechtere Machtverteilung in der inter­na­tionalen Gemein­schaft gefordert. Zum Auf­takt des UN-Nach­haltigkeits­gipfels sagte er vor Staats- und Regierungschefs, aus­nahm­s­los alle Län­der müssten Ein­fluss auf die Entschei­dun­gen der Vere­in­ten Natio­nen bekom­men. Anschliessend rief der Papst an der Gedenkstätte der Ter­ro­ran­schläge des 11. Sep­tem­ber 2001 die Kul­turen und Reli­gio­nen der Welt zum Schul­ter­schluss gegen Gewalt und Ter­ror auf. Gemein­sam kön­nten sie ein «machtvolles Zeichen» für den Wun­sch nach Ver­söh­nung und Frieden in der Welt set­zen. Vor Schülern im New York­er Stadt­teil Harlem forderte Franziskus Chan­cen­gle­ich­heit für die Kinder von Migranten. Alle Kinder hät­ten das Recht auf Bil­dung und den Traum von ein­er besseren Welt.Zehn­tausende feiern den Papst im Cen­tral Park Vor sein­er Messe im Madi­son Square Gar­den genoss Franziskus das Bad in der Menge. Als der weisse Papst-Jeep am Fre­itagabend (Ort­szeit) in den Cen­tral Park ein­bog, brach ohren­betäuben­der Jubel aus, der das katholis­che Kirchenober­haupt ent­lang sein­er Route begleit­ete. Zehn­tausende New York­er bere­it­eten Papst Franziskus am Fre­itag im Cen­tral Park einen begeis­terten Emp­fang. Die Parade war von enor­men Sicher­heits­mass­nah­men begleit­et. Die Polizei räumte ein, von dem mas­siv­en Andrang über­wältigt wor­den zu sein. Viele tausend New York­er blieben in den Schlangen an den Kon­trollen steck­en. Die Ent­täuschung der­er, die eine Karte für den Autoko­r­so hat­ten, wurde durch einen Regen­bo­gen gemildert, der unmit­tel­bar vor dem Ein­tr­e­f­fen des Pap­stes über dem Park aufging. Bürg­er­meis­ter Bill de Bla­sio hat­te sich für die nachträglich ins Pro­gramm genommene Begeg­nung stark gemacht, um möglichst vie­len New York­ern Gele­gen­heit geben, Papst Franziskus per­sön­lich zu erleben. Anschliessend feierte der Papst mit rund 20 000 Men­schen eine Messe im Madi­son Square Gar­den.
Andreas C. Müller
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