Der katholischen Kirche im Aargau geht’s gut
- Gestern Mittwoch, 8. Juni, tagte im Aarauer Grossratssaal die Synode der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau in beinahe voller Besetzung.
- Die Synodalen durften ein neues Mitglied in ihre Reihen aufnehmen, eine neue Kirchenrätin und ein neues Mitglied des Rekursgerichtes wählen und dem Jahresbericht und der Jahresrechnung zustimmen.
- Letzteres mit einstimmiger Freude, denn es resultierte 2021 ein Überschuss von summa summarum einer Million Franken.
Am Mittwoch, 8. Juni 2022, tagte das Parlament der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau im Grossratssaal in Aarau unter der Leitung des im letzten Jahr neu gewählten Synodenpräsidenten Andreas Gubler. Der Jahresbericht 2021 bestimmt unter dem Titel «Neue Wege» das diesjährige Motto. Als gutes Beispiel diente das Projekt «Zukunft Vielfalt Kirche Aargau», das dazu beitragen soll, die verschiedenen Sprachgemeinschaften besser in die alteingesessenen Glaubensgemeinschaften zu integrieren.
Als Ersatzmitglied in die Synode wurde Niklaus Ruess aus Aarau gewählt. Anita Berger-Tarcsay aus Staufen übernimmt nach überzeugender Wahl die Nachfolge von Claudia Chapuis im Kirchenrat, und Burghard Förster aus Aarau wurde ins Rekursgericht gewählt. Dank erfreulicher Kursgewinne aus den Wertschriften schliesst die bilanzierte Jahresrechnung 2021 mit einem markanten Überschuss ab. Sie wurde von den Synodalen einstimmig genehmigt.
Projekt «Zukunft Vielfalt Kirche Aargau»
[esf_wordpressimage id=38588 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Die Missionen sind vor vielen Jahren für den Dienst an den Katholiken der verschiedenen Sprachgemeinschaften im Aargau und der ganzen Schweiz entstanden und wirken bis heute in Ergänzung zu den lokalen Pfarreien. Ziel des Projekts «Zukunft Vielfalt Kirche Aargau» ist es, diese Missionen besser in die bereits errichteten und noch entstehenden Pastoralräume zu integrieren, sodass alle Seelsorgerinnen und Seelsorger gemeinsam Teil eines Seelsorgeteams und die Missionen damit in einer Pfarrei beheimatet sind. Regula Kuhn von Kuhn-Beratung Aarau präsentierte die Erkenntnisse aus der Erhebung der Ist-Situation und stellte Vorschläge für Teilprojekte vor. Eine gleichberechtigte Zusammenarbeit von Personen mit und ohne Migrationserfahrung ist dabei zentral. Die Strukturen sollen auf kantonaler Ebene und vor Ort gemeinsam weiterentwickelt werden, um die sozialen Beziehungen, die aktive Teilhabe und die gelebte Vielfalt zu fördern und strukturell zu verankern. So würde auch die staatskirchenrechtliche Macht geteilt.
Der Kirchenrat hat dazu, im Einvernehmen mit Bischofsvikar Valentine Koledoye, Susanne Muth von der Fachstelle Diakonie als Projektleiterin eingesetzt. Die Kirchgemeinden sind dazu aufgerufen, auf sie zuzugehen, um diesen Prozess gemeinsam zu gestalten und Pilotprojekte zu starten, die nicht nur für die Kirche im Aargau zukunftsweisend sein werden.
Ersatzwahlen Kirchenrat/Rekursgericht
[esf_wordpressimage id=38593 width=half float=left][/esf_wordpressimage]Kirchenratspräsident Luc Humbel würdigte bereits an der letztjährigen Synode die wertvolle Arbeit des langjährigen Kirchenratsmitglieds Claudia Chapuis mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Caritas, das Frauenhaus und die Notschlafstelle in Baden. Als ihre Nachfolgerin wurde von der Synode Anita Berger-Tarcsay aus Staufen mit 119 von 120 möglichen Stimmen in den Kirchenrat gewählt. Sie ist diplomierte Gesundheits- und Pflegeexpertin FH, zertifizierte Dozentin an FH und hat einen Master in strategischem Management & Leadership. Die Organisationsentwicklerin und Kirchenpflegepräsidentin der Kirchgemeinde Lenzburg übernimmt das Ressort Diakonie für den Rest der Amtsperiode 2019–2022. Auch im Rekursgericht der Landeskirche war noch ein Sitz zu belegen. Dieser gehört, nach klarer Wahl mit 118 von 120 Stimmen, dem Diakon und Gemeindeleiter der Pfarrei Peter und Paul in Aarau, Burghard Förster.
Wege der Erneuerung
Die Ergebnisse der Befragung «Wir sind ganz Ohr» für die Synode 2023 in Rom wurden anfangs Jahr in Basel an einer synodalen Versammlung verdichtet. Es hat sich gezeigt, dass ein erfolgreicher Weg der Erneuerung im Bistum Basel einer breiten Abstützung durch engagierte Gruppen und Personen im Bistum bedarf. Aus diesem Grund haben der Bischofsrat und die Präsidien der kantonalen Körperschaften beschlossen, eine gut vernetzte Begleitgruppe einzusetzen, die in Zukunft durch öffentliche und regelmässige Kommunikation dazu beitragen wird, das Mitwirken engagierter Frauen und Männer am synodalen Prozess zu ermöglichen.
Hilfe für Ukraineflüchtlinge
Der Krieg in der Ukraine, das menschliche Leid machen betroffen und rufen zum Handeln auf. Viele Menschen haben sich in dieser Situation engagiert. Auch die Römisch-Katholische Kirche im Aargau sprach als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine eine einmalige Spende von 25’000 Franken für die Caritas. Mitarbeiter der Landeskirche und der Kirchenpflegen wurden aufgerufen und dabei unterstützt, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen.
Zudem stellte der Kirchenrat die Wohnung der Villa Jugend schutzbedürftigen Frauen und Kindern zur Verfügung. So konnten im April elf ukrainische Flüchtlinge aus Charkiw in Aarburg einziehen. Die geflüchtete Grossfamilie ist sehr dankbar für diese Möglichkeit, ein Dach über dem Kopf und eine längerfristige Perspektive zu haben. Mittlerweile sind die Familien gut angekommen, besuchen Deutschkurse und sind in Kindergarten und Schule aufgenommen.
Ökofonds neu ausrichten
Die Herbstsynode vom 10. November 2021 ist dem Antrag des Kirchenrats, den Ökofonds aufzulösen, nicht gefolgt. In der Diskussion zu diesem Geschäft wurde aus der Versammlung angeregt, nicht über die Auflösung des Fonds zu diskutieren, sondern über dessen Ziele. Es wurde der Antrag gestellt, das Reglement des Ökofonds mit einem klaren Ziel in Richtung Klimaneutralität zu überarbeiten. Der Kirchenrat hat in einer Arbeitsgruppe erste Abklärungen gemacht sowie Diskussionen über die Handlungsmöglichkeiten geführt. Er wird an einer der nächsten Synode über das Ergebnis berichten und entsprechend Antrag stellen.
Pooling Stiftungsgelder
An der Herbstsynode 2021 hat die Ortskirche Aarau den Antrag eingereicht, der Kirchenrat möge die Einführung eines Poolings von Stiftungsgeldern der Kirchgemeinden durch die Landeskirche prüfen. Der Kirchenrat hat den Antrag als prüfungswert befunden und entgegengenommen. Da gemäss den geltenden Richtlinien kirchliche Gelder den Weisungen des Bistums Basel unterliegen und für ein Pooling nicht in Frage kommen, hat die Ortskirche Aarau ihren Antrag zurückgezogen.
Jahresbericht und ‑rechnung 2021
[esf_wordpressimage id=38608 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Der Jahresbericht mit dem Titel «Neue Wege» wurde einstimmig genehmigt. Er zeigt auf, wie das Jahr 2021 nicht nur für die Kirche ein Jahr der Veränderung war. Die Coronapandemie hat alle gefordert. Flexibilität und Kreativität waren in allen Bereichen der Landeskirche gefragt. Trotz aller Widrigkeiten, schafften es die Fachstellen, Teams, Gremien und Ressorts der Verwaltung, für die Gläubigen da zu sein und ihre Aufgaben zu erfüllen.
Einsparungen einerseits, sorgfältiges Wirtschaften andererseits sowie ein sehr hoher, nicht realisierter Kursgewinn auf Finanzanlagen per Ende 2021 führten in der Jahresrechnung zu einem sehr positiven Ergebnis. Aufgrund der pandemiebedingt eingeschränkten Aktivitäten entstanden bei allen Fachstellen weniger Kosten, aber auch Mindererträge. Die Jahresrechnung schliesst besser als budgetiert mit einem Ertragsüberschuss von rund 250’000 Franken ab. Zusammen mit dem nicht realisierten Wertschriftengewinn resultiert ein Überschuss von 1 Million Franken. Mit diesem Buchgewinn wurde eine Wertschwankungsreserve von 850’000 Franken geäufnet.
Die Einnahmen der Propstei Wislikofen und der Villa Jugend haben sich nicht wie erwartet erholt. Dank der Härtefall- respektive Kurzarbeitsentschädigungen konnten die Mindereinnahmen zum Teil abgefedert werden. Das positive Rechnungsergebnis der Landeskirche erlaubte, nebst einer Einlage von 100’000 Franken in den Ökofonds und der Äufnung eines Erneuerungsfonds für die Liegenschaften über 150’000 Franken, zusätzliche Abschreibungen von 184’000 Franken für die Liegenschaft an der Feerstrasse 8 in Aarau und weitere 92’000 Franken für die Propstei.
Beschlüsse der Synode vom 8. Juni 2022
An der ordentlichen Frühlingssitzung der Römisch-Katholischen Synode vom 8. Juni 2022 im Grossratssaal in Aarau wurden folgende Beschlüsse gefasst:
- Validierung der Ersatzwahlen in die Synode: Niklaus Ruess, Aarau, für den Rest der Amtsperiode 2019 bis 2022
- Genehmigung des Protokolls der Synode-Sitzung vom 10. November 2021 (mit 3 Gegen-stimmen)
- Ersatzwahl Kirchenrat: Anita Berger-Tarcsay, Staufen AG, für den Rest der Amtsperiode 2019–2022 (einstimmig)
- Ersatzwahl Rekursgericht: Burghard Förster, Aarau, für den Rest der Amtsperiode 2019–2022 (einstimmig)
- Genehmigung des Jahresberichts 2021 des Kirchenrates (einstimmig)
- Genehmigung der Jahresrechnung 2021 der Landeskirche (einstimmig)
Gemäss Art. 47 und 50 des Organisationsstatuts vom 2. Juni 2004 können Beschlüsse und Entscheide der Organe der Landeskirche durch die Stimmberechtigten sowie die Kirchenpflegen mit Beschwerde angefochten werden. Nicht der Beschwerdemöglichkeit unterliegt das Traktandum 1.
Die Beschwerdefrist beträgt 30 Tage von der Publikation an gerechnet. Weitere Auskünfte erteilt das Sekretariat der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau, 5001 Aarau, Tel. 062 832 42 72.
Beschwerden sind an das Rekursgericht der Römisch-Katholischen Landeskirche des Kantons Aargau, Sekretariat, Feerstrasse 8/Postfach, 5001 Aarau, zu richten.
Aarau, 8. Juni 2022
Römisch-Katholische Synoden des Kantons Aargau
Andreas Gubler, Präsident
Tatjana Disteli, Generalsekretärin