Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste steht an

Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste steht an

  • Nach dem Gespräch mit Gesund­heits­mi­ni­ster Alain Ber­set und den Reli­gi­ons­ver­tre­tern hat der Bun­des­rat letz­te Woche bekannt gege­ben, dass ab heu­te wie­der Got­tes­dien­ste mög­lich sind.
  • Nun arbei­ten die Seel­sor­gen­den im Eil­tem­po die Schutz­kon­zep­te für ihre Pfar­rei­en und Pasto­ral­räu­me aus. Die einen sind bereit – ande­re schlicht überrumpelt.
 «Wir sind bereits seit einer guten Woche parat», sagt Fran­ces­co Mar­ra, Dia­kon im Pasto­ral­raum Muri. Nach­dem der Bun­des­rat die Wie­der­eröff­nung der Got­tes­dien­ste für den 28. Mai erlaubt hat (Hori­zon­te berich­te­te), arbei­ten die Aar­gau­er Kir­chen mit Hoch­druck dar­an, das vor­lie­gen­de Schutz­kon­zept der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz innert nur einer Woche umzu­set­zen.

Kle­be­bän­der und Absperrseile

Vier Qua­drat­me­ter Raum wird jedem Gläu­bi­gen in der Kir­che zuge­teilt, so schreibt es das Schutz­kon­zept der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz vor. In der Kir­che Muri zie­ren des­halb bun­te Kle­be­bän­der die Kir­chen­bän­ke und sper­ren so den nöti­gen Sicher­heits­ab­stand zwi­schen den mit­fei­ern­den Chri­stin­nen und Chri­sten ab. Auch in der Pfar­rei Gut­hirt ver­sucht der Gemein­de­lei­ter a.i., Mar­kus Stohl­drei­er, die gefor­der­ten zwei Meter Abstand strikt ein­zu­hal­ten: «Spe­zi­ell für Gut­hirt, mit dem tra­di­tio­nel­len Kir­chen­bau mit Sitz­bän­ken, ist es anspruchs­voll, die Anfor­de­run­gen zu erfül­len.» Die Pfar­rei St. Paul hin­ge­gen besitzt eine moder­ne­re Kir­che, wel­che für die Coro­na-Mass­nah­men gewapp­net ist. Mar­kus Stohl­drei­er: «Es ist eine Kir­che mit Stüh­len, von denen man einen Teil leicht ent­fer­nen kann, um die Abstän­de ein­zu­hal­ten.»

«Ist mein Platz noch frei?»

Wäh­rend die Risi­ko­grup­pen aber vor­läu­fig wohl eher noch zu Hau­se blei­ben, hat Fran­ces­co Mar­ra die jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen sei­ner Gemein­de bereits ein­ge­la­den, die Kir­che vor der Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste ein­mal zu besich­ti­gen. «Es sieht schon ganz anders aus», erklärt der Dia­kon und ergänzt mit einem Schmun­zeln: «Die häu­fig­ste Fra­ge, die ich momen­tan höre in Bezug auf die Schutz­kon­zep­te, ist: ‘Ist mein Platz noch frei?’». Beant­wor­ten kann Fran­ces­co Mar­ra die­ses Anlie­gen jedoch nicht immer, wie er zuge­ben muss: «Ich weiss beim besten Wil­len nicht, wo jeder wäh­rend der Got­tes­dien­ste sei­nen Platz hat­te. Wenn die jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen aber vor­ab in die Kir­chen kom­men, so kön­nen sie dies ihrem Gro­si oder Mami zu Hau­se viel­leicht mit­tei­len.»

Bund for­dert Registrierung

Gemäss Bun­des­rat soll, nebst dem Rei­ni­gen der Hän­de mit Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, auch jeder sei­nen Namen und sei­ne Adres­se beim Ein­tre­ten ins Got­tes­haus hin­ter­las­sen. «Dies ist bei uns nicht nötig», erklärt Fran­ces­co Mar­ra und ergänzt: «Wir wis­sen schon, wer die Leu­te sind von unse­ren Pfar­rei­en.» Beden­ken äus­sert er höch­stens, wenn Per­so­nen aus ande­ren Regio­nen an die Got­tes­dien­ste des Pasto­ral­raums Muri kom­men. «Es wird nicht über­all ab sofort Ange­bo­te mit Got­tes­dien­sten geben. Wenn dann Leu­te aus ande­ren Gebie­ten zu uns kom­men, müs­sen wir die Namen natür­lich nach­fra­gen», erklärt Fran­ces­co Mar­ra.

Völ­lig überrumpelt

Tat­säch­lich wer­den ab näch­ster Woche noch nicht über­all die Got­tes­dien­ste wie­der auf­ge­nom­men. «Wir sind von der Ent­schei­dung des Bun­des­ra­tes, Got­tes­dien­ste bereits ab dem 28. Mai wie­der durch­zu­füh­ren, völ­lig über­rum­pelt wor­den und wis­sen im Moment noch gar nicht, wie wir dar­auf reagie­ren sol­len», sagt der Lei­ter des Pasto­ral­raums Sig­gen­thal, Micha­el Lep­ke. Ob im erwähn­ten Pasto­ral­raum ab kom­men­dem Wochen­en­de also wie­der Got­tes­dien­ste durch­ge­führt wer­den, ent­schei­den die Ver­ant­wort­li­chen kurz­fri­stig und infor­mie­ren auf ihrer Home­page.

Zwie­späl­ti­ges Gefühl

Gesangs­bü­cher des­in­fi­zie­ren, lee­re Weih­was­ser­becken und lau­ter abge­sperr­te Berei­che in den Kir­chen – die Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste, umge­setzt gemäss Schutz­kon­zept der Bischofs­kon­fe­renz, zeigt deut­lich: Covid19 hat Spu­ren hin­ter­las­sen. Das reli­giö­se Mit­ein­an­der hat sich seit dem Lock­down stark ver­än­dert und vie­les wird noch lan­ge oder gar für immer so blei­ben. «Die Ein­schrän­kun­gen ent­spre­chen einer recht ver­stan­de­nen Selbst- und Näch­sten­lie­be», schreibt die Bischofs­kon­fe­renz auf ihrer Home­page dazu und betont noch­mals, wie wich­tig die Schutz­mass­nah­men sei­en: «Sie sind nötig und sinn­voll, um in ver­ant­wor­tungs­vol­ler Wei­se schritt­wei­se das kirch­li­che und spi­ri­tu­el­le Leben in unse­rem Land wie­der zu nor­ma­li­sie­ren. Und trotz­dem hin­ter­las­sen die Mass­nah­men bei Gemein­de­lei­ter a.i., Mar­kus Stohl­drei­er, ein zwie­späl­ti­ges Gefühl: «Einer­seits wird deut­lich, wel­che Mög­lich­kei­ten wir vor der Coro­na­kri­se hat­ten, Got­tes­dienst zu fei­ern, ande­rer­seits mer­ken wir, wie gross die Beschrän­kun­gen doch jetzt sind. Aber es ist ein Anfang, der beglei­tet ist von der Hoff­nung, dass sich alles bes­sern wird.» 
Cornelia Suter
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