Den Lie­bes­ak­ku aufladen

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1. Korin­ther 13,2–8Wenn ich pro­phe­tisch reden könn­te und alle Geheim­nis­se wüss­te und alle Erkennt­nis hät­te; wenn ich alle Glau­bens­kraft besäs­se und Ber­ge damit ver­set­zen könn­te, hät­te aber die Lie­be nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich mei­ne gan­ze Habe ver­schenk­te und wenn ich mei­nen Leib opfer­te, um mich zu rüh­men, hät­te aber die Lie­be nicht, nütz­te es mir nichts. Die Lie­be ist lang­mü­tig, die Lie­be ist gütig. Sie erei­fert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie han­delt nicht unge­hö­rig, sucht nicht ihren Vor­teil, lässt sich nicht zum Zorn rei­zen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, son­dern freut sich an der Wahr­heit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Lie­be hört nie­mals auf.Neue Ein­heits­über­set­zung 2016 

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Bald ist es wie­der so weit! Die Wer­bung hat inzwi­schen dazu bei­getra­gen, dass bereits jedes Kind weiss: Am 14. Febru­ar ist Valen­tins­tag! Ein Tag, der ein­lädt, die Lie­be zu fei­ern und Bezie­hun­gen zu pfle­gen – oft auch «der Tag der Lie­ben­den» genannt. Flo­ri­sten, Par­fü­me­rien und Con­fi­se­ri­en kün­den schon im Vor­feld die­sen Tag an und wei­sen auf die pas­sen­den Geschen­ke hin.Doch wer ist die­ser Valen­tin, der uns bis heu­te auf­for­dert, unse­re Lieb­sten nicht zu ver­ges­sen? Und was hat es mit die­sem Valen­tins­tag auf sich? Valen­tin gilt als Patron der Lie­ben­den. Er soll Ver­lieb­te, die damals nicht hei­ra­ten konn­ten oder durf­ten, gegen den Wil­len des Kai­sers heim­lich getraut haben und dafür ent­haup­tet wor­den sein. Zudem hat er der Legen­de nach den frisch ver­hei­ra­te­ten Paa­ren Blu­men aus sei­nem Gar­ten geschenkt.Der Valen­tins­tag als Tag der Lie­ben­den geht aber noch wei­ter zurück in vor­christ­li­che Zeit. Im anti­ken Rom gedach­te man am 14. Febru­ar der Göt­tin Juno, der Beschüt­ze­rin von Ehe und Fami­lie. Ihr wur­den an die­sem Tag Blu­men geop­fert und ande­rer­seits schenk­te man den Frau­en Blu­men.Der Valen­tins­tag – ein­fach nur ein Fei­er­tag für die Blu­men­händ­ler? Ein Tag, an dem Flo­ri­sten auf gros­se Gewin­ne hof­fen? Ein­fach wie­der so ein Import aus Ame­ri­ka? Ein Kas­sen­schla­ger, der uns das Geld aus der Tasche zie­hen soll, der Lie­be ver­kitscht oder zusätz­li­che Bezie­hungs­kon­flik­te schafft, wenn nicht alles rosa­rot läuft? Braucht es denn unbe­dingt einen aus­drück­li­chen Fei­er­tag, um der gelieb­ten Per­son Blu­men zu schen­ken oder Dan­ke zu sagen und die Lie­be zu fei­ern? Sind das nicht Zei­chen einer kran­ken Gesell­schaft, wenn sich das nur auf bestimm­te Tage redu­ziert? Wie oft habe ich die­se Kri­tik in mei­nem Bekann­ten- und Ver­wand­ten­kreis schon gehört und – um ganz ehr­lich zu sein – mich ihr auch ange­schlos­sen.Aber ist es nicht wun­der­bar, dass es einen Tag im Jahr gibt für die Lie­be, die uns das gan­ze Leben hin­durch umtreibt, erfüllt, schei­tern lässt, blind macht und wie­der anders hin­schau­en lehrt … Ist so ein Tag nicht auch eine Chan­ce, unse­ren inne­ren Lie­bes­ak­ku wie­der zu laden? Nie­mand zwingt uns zu einer rosa­ro­ten Bril­le!Bei all der schwach­sin­ni­gen Ober­fläch­lich­keit, mit der sich heut­zu­ta­ge die Wer­bung des The­mas der «Lie­be» bemäch­tigt, kön­nen uns Tex­te wie das «Hohe­lied der Lie­be» von Pau­lus an die Korin­ther hel­fen, dem The­ma wie­der eine ande­re Tie­fe zu geben. Der Hoff­nungs­punkt in die­sem Text ist für mich per­sön­lich die­ser fast unschein­ba­re Halb­satz, in dem Pau­lus sagt: «… hät­te aber die Lie­be nicht». Anders gesagt bedeu­tet dies: «Sieh zu, dass du das, was du tust, mit Lie­be tust!» Die­se Wor­te haben für mich etwas unge­mein Befrei­en­des: Was wir aus Lie­be tun, mag viel­leicht nicht immer rich­tig sein. Aber es kann vor Gott bestehen.Der Valen­tins­tag: Nur eine kom­mer­zi­el­le Erfin­dung? Oder viel­leicht doch auch eine Chan­ce und eine Ein­la­dung zum Inne­hal­ten, Auf­tan­ken und Nach­den­ken?Nadia Miri­am Kel­ler, Theo­lo­gin, ursprüng­lich Pflegefachfrau 
Redaktion Lichtblick
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