«Dekanatsauflösung ist kirchenpolitisch bedenklich»
Per 1. August 2018 löst das Bistum Basel die Dekanate auf, deren Leitungsaufgaben sollen auf die Pastoralräume übertragen werden. Dies schwäche die regionale Zusammenarbeit, kritisiert Bernhard Lindner von der Aargauer Pastoralkonferenz. Er setzt sich dafür ein, dass die bestehenden Strukturen unter neuem Namen erhalten bleiben.Herr Lindner, mit einer «Fricktaler Pastoralkonferenz» wollen Sie auf die Auflösung der Dekanate reagieren. Was bedeutet das?
Bernhard Lindner: Das Projekt «Fricktaler Pastoralkonferenz» wurde an der Fricktaler Dekanatsversammlung am 3. Mai 2017 einstimmig beschlossen. Ziel ist es, unser Dekanat in eine regionale Pastoralkonferenz zu überführen.
Aus welchem Grund?
Die Leitung des Bistums Basel hat beschlossen, die Dekanate im kommenden Jahr aufzulösen und begründet dies damit, dass diese Struktur mit der Bildung der Pastoralräume überflüssig würde. Für die Region Fricktal verschwindet damit allerdings eine wichtige kollegiale pastorale Austausch- und Entscheidungsebene.
Sind denn die Pastoralräume zu klein, um einen regionalen Austausch zu gewährleisten?
Genau. Fürs Fricktal sind fünf Pastoralräume geplant, die gemessen an der Zahl der Mitarbeitenden recht klein sind. Was wir auf der Ebene Dekanat – also für die gesamte Region Fricktal in Punkto Austausch erreichen, kann kein Pastoralraum abdecken. Und bestimmt ist das in anderen Regionen auch so. Die Auflösung der Dekanate führt daher meines Erachtens zu einer «Vereinzelung». Und eine solche finde ich kirchenpolitisch problematisch.
Können Sie das an konkreten Beispielen erläutern?
Die kirchlichen und seelsorgerischen Bedürfnisse der Region sollen weiterhin im Blick behalten werden. Dazu gehören beispielsweise gemeinsame pastorale Projekte wie die
JUSESO, die Regionalausgabe des Pfarrblatts Horizonte, die Zusammenarbeit in den Kirchlich Regionalen Sozialdiensten (KRSDs), die Kooperation mit anderen Fachstellen und Spezialseelsorgestellen. Auch benötigen kirchliche Traditionen und Organisationen des Fricktals weiterhin eine regionale Begleitung. Zu nennen wäre da beispielsweise die Dekanatswallfahrt, der Fricktaler SakristanInnen-Verband, der Fricktaler Cäcilien-Verband oder auch der regionale Lourdes-Pilger-Verein.
Wie geht es denn nun weiter? Bleibt das Dekanat Fricktal bestehen?
Das Bistum will nicht, dass wir den Begriff Dekanat weiter verwenden. Daher wird nahtlos mit der Auflösung des Dekanats Fricktal die «Fricktaler Pastoralkonferenz» gegründet — als eigenständige Organisation ähnlich der Aargauer Pastoralkonferenz. Wesentliche Teile der Aufgaben und Funktionen der Dekanatsebene werden in diese überführt.
Insofern bleiben also die bestehenden Strukturen erhalten?
Ja und nein. Die Dekanate orientieren sich primär am Bistum. Mit einer regionalen Pastoralkonferenz stellen wir uns in die lange Tradition der von den Seelsorgenden selbst gegründeten Austauschgremien. Alle kirchlich-hierarchischen Aufgaben brauchen wir nicht mehr weiterzuführen.
Wie oft soll denn diese regionale Pastoralkonferenz tagen? Und wie finanziert sie sich?
Wie die aktuellen Dekanatsversammlungen sollen jene der Fricktaler Pastoralkonferenz drei bis vier Mal im Jahr stattfinden. Die Dekanatskasse sowie auch die Gelder des ehemaligen Dekanatsrates werden in den neuen Verein überführt.
Ist denkbar, dass die anderen Regionen dem Fricktaler Beispiel folgen werden? Auch im Dekanat Zurzach will man sich weiter wie bisher treffen.
Durchaus, denn einzig der Pastoralraum «Region Brugg-Windisch» deckt sich mit dem Dekanat. Insofern könnte unser Ansatz Modell für andere sein, zum Beispiel für das Freiamt. Wir wollen sogar in der Aargauer Pastoralkonferenz unser Modell vorstellen und anregen, ob nicht andere Regionen auch diesem Beispiel folgen möchten.