
Das unbegrenzte Glück
«Im Menschen lebt die Sehnsucht, die ihn hinaustreibt aus dem Einerlei des Alltags und aus der Enge seiner gewohnten Umgebung. Immer lockt ihn das ganz Andere, das Fremde. Doch alles Neue, das er unterwegs sieht und erlebt, kann ihn niemals ganz erfüllen. Seine Sehnsucht ist grösser.
Im Grunde seines Herzens sucht er ruhelos den ganz Anderen, und alle Wege zu denen der Mensch aufbricht, zeigen ihm an, dass sein ganzes Leben ein Weg ist, ein Pilgerweg zu Gott.
Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Gott.»
Augustinus, Kirchenvater (354 — 422 n. Chr.)
Augustinus bringt es für mich auf den Punkt: Wir sehnen uns nach dem grösstmöglichen Glück, dem unendlichen Glück. Dieses unbegrenzte Glück kann nur etwas oder jemand füllen, das/ der unendlich ist. Und deshalb sagt er: So sehne ich mich immer nach etwas Unendlichem, das mir bedingungslose und unendliche Liebe und grenzenloses Glück schenken kann.
Ich sehne mich nach dem «Augenblick des Eintauchens in den Ozean der unendlichen Liebe, indem wir einfach von der Freude überwältigt werden.» Papst Benedikt XVI. (1927- 2022)
Für Christinnen und Christen wie Augustinus steht Gott für das, was mir Glück und Liebe schenkt. Überall wo ich tief und echt glücklich bin, erfahre ich also Gott. Überall wo ich Liebe erfahre, erfahre ich Gott. Im Kern sehne ich mich nach absolutem Glück und bedingungsloser Liebe. Augustinus ist überzeugt, dass er hier schon auf Erden immer wieder Glück und Liebe erfahren kann. Aber er weiss, dass er eines Tages in das Meer der unendlichen Liebe und des Glückes eintauchen wird. «Ich bin gekommen, damit sie das glückliche Leben haben und es in Fülle haben.» Jesus in Johannes 10,10.
Im Christentum geht es also um Glück und Gott.
Wie aber findet man Glück und Gott?
Gott ist nicht greifbar, nicht wie ein Gegenstand zu definieren, weil er unendlich viel grösser ist, als wir es uns vorstellen können. Wir können Gott nicht messen oder mit Worten vollständig erklären – aber wir können ihn lieben.
Das lässt sich mit der Beziehung zu einem Menschen vergleichen: Du kannst einen Menschen nicht wirklich verstehen, indem du ihn nur beobachtest, misst oder analysierst. Wirklich begreifen wirst du ihn erst, wenn du mit ihm in Beziehung trittst und ihn liebst. Doch selbst dann bleibt ein Geheimnis – du wirst nie ganz wissen, wie es ist, dieser Mensch zu sein. Wenn deine beste Freundin dir sagt, dass sie dich mag, kannst du ihr nur glauben – wissen wirst du es nie mit absoluter Sicherheit.
Genau so gibt es keine einfache Formel für Glück und Glauben. Für jeden Menschen sieht der Weg anders aus – aber die Sehnsucht nach Liebe und Glück verbindet uns alle.
Basil Schweri, Gemeindeleiter Dornach, Gempen, Hochwald, Pastoralraumkoordinator.