Das Kan­di­da­ten­ka­rus­sell dreht sich schon

  • Nach dem Rück­tritt von Weih­bi­schof Denis Theu­r­il­lat vor zehn Tagen stellt sich die Fra­ge: Wer wird wohl sein Nach­fol­ger? Ein Aargauer?
  • Hori­zon­te hat sich im katho­li­schen Kir­chen­aar­gau etwas umge­hört und hat­te – erwar­tungs­ge­mäss – Mühe, Namen von val­ablen Kan­di­da­ten zu erfahren.
  • Die Aus­wahl an Prie­stern, die dem vom Bis­tum gefor­der­ten Pro­fil ent­spre­chen, ist aller­dings, min­de­stens im Kan­ton Aar­gau, nicht sehr gross.


[esf_wordpressimage id=“30616” width=“half” float=“left”][/esf_wordpressimage]Pia Viel, die Prä­si­den­tin des Aar­gaui­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des AKF, sagt zum Rück­tritt von Weih­bi­schof Denis Theu­r­il­lat: «Ich bedau­re es sehr, dass er geht. Er war uns immer sehr gewo­gen und war an jeder Dele­gier­ten­ver­samm­lung des Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des dabei. Wenn wir mit unse­ren Anlie­gen zu ihm kamen, dann hat­te er immer ein offe­nes Ohr und hat dann ein gutes Wort für uns ein­ge­legt.» Auf die Fra­ge, wen sie sich als sei­nen Nach­fol­ger vor­stel­len könn­te, will sich Pia Viel aber nicht fest­le­gen: «Wir vom AKF haben am kom­men­den Mon­tag eine Zoom­sit­zung. Da wer­den der Rück­tritt und die Nach­fol­ge von Denis Theu­r­il­lat sicher ein The­ma sein. Ich sel­ber habe noch kei­nen Lieb­lings­kan­di­da­ten. Ich hof­fe aber schon, dass es jemand wird, der an unse­ren The­men das glei­che Inter­es­se zeigt wie Weih­bi­schof Denis.» 

Die The­men, die Pia Viel anspricht, betref­fen vor­nehm­lich die Funk­tio­nen und Kom­pe­ten­zen der Frau­en in der katho­li­schen Kir­che. Dem Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bund geht es dar­um, dass fähi­gen Frau­en in der Kir­che auch ent­spre­chen­de Kom­pe­ten­zen ver­lie­hen wer­den. So setzt sich der Frau­en­bund etwa dafür ein, dass Pfar­rei­seel­sor­ge­rin­nen auch alle die Erlaub­nis erhal­ten zu tau­fen. Ein Fern­ziel des SKF ist es auch, dass Frau­en zu Prie­ste­rin­nen geweiht wer­den kön­nen. «Dabei geht es nicht dar­um, die Män­ner zu ver­drän­gen», betont Pia Viel, «son­dern in einem guten Mit­ein­an­der vor­wärts zu gehen.» 

Für eine Kir­che «von unten»

[esf_wordpressimage id=“30614” width=“half” float=“right”][/esf_wordpressimage]Auch Bern­hard Lind­ner, als Mit­glied der Fach­stel­le Bil­dung und Prop­stei der Aar­gau­er Lan­des­kir­che und Co-Prä­si­dent der Pasto­ral­kon­fe­renz Aar­gau bestens ver­traut mit den Ver­hält­nis­sen und Per­so­nen im Kir­chen­aar­gau, bestä­tigt: «Wenn es um die Nach­fol­ge von Weih­bi­schof Denis geht, dann denkt man natür­lich schon an gewis­se Per­so­nen. Bei ande­ren wie­der­um denkt man eher: ‹Hof­fent­lich nicht…!› Aber aus Grün­den der Fair­ness will ich kei­ne Namen nen­nen. Wünsch­bar ist schon eine sehr kom­mu­ni­ka­ti­ve Per­son, die die Kir­che kennt und zwar von der Sei­te der Men­schen her, der die Men­schen und ihre Nöte kennt. Er muss offen sein und sich ein­set­zen für eine Kir­che, die von unten lebt. Er muss nicht Kir­chen­recht stu­diert haben, er muss bei den Leu­ten sein und einen direk­ten Zugang zu ihnen haben. Er soll­te zugäng­lich sein für Frau­en­the­men, und sein Schwer­punkt soll­te auf der pasto­ra­len Sei­te lie­gen.» Auch der Vor­stand der Pasto­ral­kon­fe­renz bespricht sich kom­men­de Woche. Ob da dann Namen «gehan­delt» wer­den, ist noch offen.

Wenn ein neu­er Papst gewählt wer­den soll, dann gei­stern die Namen der mög­li­chen Anwär­ter auf den Stuhl Petri, die soge­nann­ten Papa­bi­li, sehr schnell durch die Medi­en. Steht die Wahl eines neu­en Weih­bi­schofs bevor, ist das all­ge­mei­ne Inter­es­se viel­leicht weni­ger gross, doch unwich­tig ist die Ent­schei­dung, die Diö­ze­san­bi­schof Felix Gmür zu tref­fen hat, bei­lei­be nicht. Der jüngst been­de­te Wahl­kampf um den Bischofs­sitz in Chur hat gezeigt, wie ent­schei­dend es für den Frie­den in einem Bis­tum ist, den geeig­ne­ten Per­so­nen die Bischofs­wür­de zu verleihen.

Josef Stü­bi: «Ich bräuch­te Bedenkzeit»

[esf_wordpressimage id=“30615” width=“half” float=“left”][/esf_wordpressimage]«In der letz­ten Prie­ster­rats­sit­zung haben wir vom Rück­tritt von Weih­bi­schof Denis erfah­ren», erzählt der Dom­herr und Stadt­pfar­rer von Baden, Josef Stü­bi, «aber über mög­li­che Nach­fol­ger haben wir dabei nicht gespro­chen.» Hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand wird den­noch ger­ne dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Pfar­rer Stü­bi sel­ber durch­aus ein valabler Kan­di­dat für den frei gewor­de­nen Bischofs­stuhl wäre. Zwar hat sich kei­ner der oben zitier­ten Inter­view­part­ner zu einem Namen hin­reis­sen las­sen, aber bei­de atte­stier­ten dem Bade­ner Stadt­pfar­rer hohe Kom­pe­ten­zen. Dem vom Bis­tum skiz­zier­ten Pro­fil wür­de er jeden­falls ent­spre­chen: Freu­de an diö­ze­sa­nen Ent­wick­lungs­the­men, kom­mu­ni­ka­tiv, kei­ne Angst vor Span­nungs­fel­dern, eine rei­fe Per­sön­lich­keit und Inte­gra­ti­ons­fi­gur. Doch auf direk­te Anfra­ge von Hori­zon­te wie­gelt Josef Stü­bi ab: «Das liegt allein in der Ver­ant­wor­tung des Bischofs. Ich weiss noch nicht ein­mal, wie das Pro­ze­de­re genau ist, ob er uns bei die­ser Fra­ge noch um unse­re Mei­nung bit­tet – kei­ne Ahnung.» 

Und was wäre, wenn er vom Bischof ange­fragt wür­de? «Dann müss­te ich mir sicher noch etwas Bedenk­zeit aus­bit­ten, denn auf die­se Anfra­ge zu ant­wor­ten ist nicht leicht. Natür­lich tue ich jetzt schon vie­les, was ein Bischof tut, zum Bei­spiel die Fir­mung spen­den. Aber wenn es dann wirk­lich dar­um geht, alle Auf­ga­ben eines Bischofs zu über­neh­men, dann ist das schon noch­mals etwas ande­res.» Nach Kol­le­gen aus dem Kreis der Aar­gau­er Prie­ster­schaft befragt, die er für die­ses Amt befä­higt sähe, blät­tert Dom­herr Stü­bi erst ein­mal das Per­so­nal­ver­zeich­nis des Bis­tums durch. «Also die Aus­wahl ist hier echt nicht so gross», sagt er mit einem leich­ten Seuf­zer. «Im Kan­ton Luzern gäbe es ein paar, die in Fra­ge kämen. Im Aar­gau ist es viel­leicht Ste­fan Essig von Leug­gern. Ihn könn­te ich mir so vom Typ her gut vor­stel­len. Er steht mit bei­den Bei­nen auf dem Boden und hat kei­ne Hem­mun­gen vor dem Kon­takt mit allen ver­schie­de­nen Lebens­wel­ten. Auch Adri­an Bolz­ern, der Zir­kus­pfar­rer, kommt mir in den Sinn oder Wal­ter Schär­li, der Pfar­rer von Mellingen.»

Die Ernen­nung von Joseph Bonn­emain in Chur habe ihm gezeigt, dass eine gute Ent­wick­lung noch immer mög­lich sei, fügt Josef Stü­bi wei­ter an. Die­sen guten Geist erhof­fe er sich auch für die Wahl des neu­en Weih­bi­schofs an der Sei­te von Diö­ze­san­bi­schof Felix Gmür.

Christian Breitschmid
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